PTA-Forum online
Tag der seltenen Erkrankungen

Was sind Orphan Drugs?

Etwa 4 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer seltenen Erkrankung. Oft ist der Weg zur Diagnose lang und wirksame Medikamente fehlen. Darauf macht der heutige Tag der seltenen Erkrankungen (Rare Disease Day) aufmerksam.
PTA-Forum
28.02.2025  09:00 Uhr

Dieses Jahr fällt der Tag der seltenen Erkrankungen auf den 28. Februar, in Schaltjahren ist es der – selten vorkommende – 29. Februar. Eine Krankheit gilt innerhalb der EU als selten, wenn fünf oder weniger von 10.000 Menschen daran erkrankt sind. Etwa 8000 seltene Erkrankungen sind bekannt. Beispiele sind die akute lymphoblastische Leukämie, pulmonale arterielle Hypertonie, Kinderdemenz, Riesenzell-Arteriitis oder das Sjögren-Syndrom. Oftmals ist ein genetischer Faktor involviert.

Gegen viele der Erkrankungen gebe es noch keine wirksamen Medikamente, informiert der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa). »Es ist eine Jahrhundertaufgabe, für alle Betroffenen wirksame Therapien zu entwickeln«, sagt Han Steutel, vfa-Präsident. Auch wenn seit dem Jahr 2000 mehr als 240 Medikamente gegen seltene Erkrankungen (engl. Orphan Drugs) entwickelt worden seien, nehme die Pharmaindustrie die Herausforderung weiter ernst. Durchschnittlich machen Orphan Drugs rund 34 Prozent der jährlichen Neueinführungen aus.

Dem vfa zufolge befinden sich derzeit 31 Orphan-Medikamente im EU-Zulassungsverfahren, 12 weitere sind schon zugelassen, aber noch nicht in Deutschland erhältlich. Deren Anwendungsgebiete teilen sich wie folgt auf:

  • Krebserkrankungen mit soliden Tumoren: 19 Prozent
  • Hämatologische Krebserkrankungen: 9 Prozent
  • Stoffwechselkrankheiten: 12 Prozent
  • Immunologische Erkrankungen: 12 Prozent
  • Neurologische Erkrankungen: 12 Prozent
  • Herz-Kreislauf-Krankheiten: 7 Prozent
  • Muskelerkrankungen: 7 Prozent
  • Infektionskrankheiten: 5 Prozent
  • Psychiatrische Erkrankungen: 2 Prozent
  • Transplantation: 2 Prozent
  • Sonstige Krankheiten: 14 Prozent

Anreize für die Entwicklung

Verschiedene Anreize sollen die Motivation von Unternehmen steigern, Orphan Drugs zu entwickeln und therapeutische Lücken zu schließen. Denn mit der Entwicklung geht aufgrund der kleinen Patientengruppe ein finanzielles Risiko einher. Die EU kommt Unternehmen daher mit der Vergabe des Orphan-Drug-Status entgegen; in Deutschland gibt es Ausnahmen vom AMNOG-Verfahren.

Den Orphan-Drug-Status erhalten Medikamente in der EU, wenn sie für Menschen mit einer schweren oder zu einer chronischen Behinderung führenden seltenen Erkrankung eine therapeutische Verbesserung darstellen oder es noch keine zufriedenstellende Therapieoption gibt. Das Unternehmen erhält dann bestimmte Förderungen, zum Beispiel wissenschaftliche Beratung und Unterstützung beim Erfüllen der Zulassungsregularien, reduzierte Gebühren sowie zehn Jahre Marktexklusivität. Spätestens zehn Jahre nach der Zulassung läuft der Status aus.

Streit um Nutzenbewertung

Normalerweise werden in Deutschland alle neuen Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen hinsichtlich ihres therapeutischen Nutzens bewertet (sogenanntes AMNOG-Verfahren). In der Regel übernimmt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) die Bewertung im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) und vergleicht das neue Arzneimittel mit der bisherigen Standardtherapie (zweckmäßige Vergleichstherapie). Das Ergebnis dient als Grundlage für die Verhandlung eines Erstattungspreises mit der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), der ab dem siebten Monat nach Markteinführung greift.

Orphan Drugs sind von dieser regulären Nutzenbewertung befreit. Hersteller können sich stattdessen auf die Bewertung im Rahmen des Zulassungsverfahrens berufen. Der G-BA quantifiziert den Zusatznutzen dann lediglich anhand dieser Daten. Ab einem Jahresumsatz von 30 Millionen Euro werden aber auch Orphan Drugs wie alle anderen Arzneimittel bewertet.

Der vfa betont, wie wichtig der Bestand dieser Ausnahmeregelungen im AMNOG-Verfahren sei. Ansonsten werde es wirtschaftlich schwierig für die Unternehmen und es könnten Marktrücknahmen drohen. Das IQWiG stellte den Sonderstatus der Orphan Drugs hingegen wiederholt in Frage. Die hohen Preise, die für diese Medikamente häufig aufgerufen würden, seien nur für jene gerechtfertigt, die einen echten Fortschritt für die Patientenversorgung bringen.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa