Was tun bei Sodbrennen in der Schwangerschaft? |
Viele Medikamente zur Behandlung von Sodbrennen gelten laut Medizinern auch in der Schwangerschaft als gut verträglich und für das Neugeborene unbedenklich. Welche Mittel helfen gegen die Säure aus dem Magen, die sich den Weg in die Speiseröhre gebahnt hat? / Foto: Getty Images/Antonio_Diaz
»Ein gastroösophagealer Reflux ist in der Schwangerschaft sehr häufig zu beobachten und kann die Lebensqualität der werdenden Mutter und somit auch das körperliche und seelische Wohlbefinden des noch ungeborenen Kindes erheblich beeinträchtigen«, betonte die Gynäkologin Malfertheiner und ergänzt: »Es bleibt oft unklar, ob es sich um eine schwangerschaftsimmanente Erscheinung oder um eine schwangerschaftsunabhängige gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) handelt.«
Studien haben gezeigt, dass 18,6 Prozent der Frauen im 1. Trimenon, 25,3 Prozent im 2. Trimenon und 51,9 Prozent im 3. Trimenon über GERD(artige) Symptome und hier vorrangig über Sodbrennen, so Malfertheiner. Als eine Hauptursache hob die Frauenärztin neben dem steigenden intraabdominellen Druck durch das heranwachsende Kind den Abfall des unteren Ösophagussphinktertonus durch den veränderten Hormonstatus während der Schwangerschaft hervor.
Leitliniengemäß sollte die Therapie der Refluxsymptomatik zunächst mit grundlegenden Modifikationen des Lebensstils, sprich: Gewichtsabnahme, Erhöhung des Kopfendes des Bettes, Vermeidung von Spätmahlzeiten und enger Kleidung sowie Verzicht auf Schokolade, Koffein, scharfe Speisen, Zitrusfrüchte und kohlensäurehaltige Getränke starten.
Halten die Symptome an, so stünden zur medikamentösen Behandlung der ersten Wahl die als unbedenklich geltenden Antazida zur Verfügung. Diese Substanzen wie beispielsweise Aluminium- und Magnesiumhydroxid sowie Calcium-, Magnesium und Kaliumhydrogencarbonat stünden zur Neutralisation der Magensäure zur Verfügung. Auch Sucralfat, sodann Histamin-2-Rezeptorantagonisten wie Ranitidin beziehungsweise Protonenpumpen-Hemmer (PPI) wie Pantropazol oder Omeprazol gehörten zu den gut untersuchten Wirkstoffen ihrer Substanzklasse und stehen zur Verfügung, erläuterte die Referentin.
»Vor einer medikamentösen Therapie in der Schwangerschaft sollte eine eingehende Aufklärung über Nutzen und Risiken erfolgen«, hob Professor Jürgen Gschossmann aus Forchheim in einem zweiten Vortrag hervor. Bei leichter Symptomatik seien Antazida und hier auch Sucralfat als basisches Aluminium-Saccharose-Sulfat angezeigt, das die Magenschleimhaut lokal durch Bildung einer Schutzschicht aus Sucralfat-Protein-Komplexen sowie durch Bindung von Pepsin und Gallensäuren schützt.
Bei schwerer Symptomatik wie zum Beispiel einer Refluxösophagitis oder unzureichendem Effekt einer Antazidatherapie könne der Einsatz von H2-Rezeptorantagonisten oder Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) in Standarddosis berechtigt sein, bestätigte er.
Die GERD-Symptomatik kann von gelegentlichen, tolerablen Refluxbeschwerden bis hin zu gravierenden Läsionen der Speiseröhre reichen. Laut Gschossmann gibt es einen starken Konsens, dass eine bereits vor der Schwangerschaft gestartete GERD-Therapie mit einem H2-Rezeptorantagonisten oder einem PPI bei klinischem Bedarf auch während der Schwangerschaft fortgeführt werden kann.
Dennoch: »Spezifische Risiken einer solchen Therapie sind bisher nicht gesichert, können aber auch nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden«, so der Mediziner mit Verweis auf die S2k-Leitlinie »Gastroösophageale Refluxkrankheit« unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie (DGVS), die gerade überarbeitet wird.
Diskutiert werden schwache Assoziationen zwischen kindlichem Asthma oder Allergien und der mütterlichen Therapie mit Protonenpumpenhemmern beziehungsweise H2-Rezeptor-Antagonisten während der Schwangerschaft und Stillzeit, heißt es auf der Homepage des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie in Berlin. Da diese Assoziationen unabhängig von dem Einnahmezeitpunkt beziehungsweise von der Einnahmehäufigkeit gefunden wurden, werde auch die mütterliche Erkrankung als Ursache angenommen. Ein kausaler Zusammenhang gelte bisher als fraglich.
Gelegentlich sei argumentiert worden, dass aus Antacida resorbiertes Aluminium zu funktionellen Störungen im Zentralnervensystem und in den Nieren des Feten führen könne. Doch auch dafür haben sich laut des Mediziners bisher keine klinischen Hinweise ergeben. Systemische Wirkungen seien aufgrund geringer Resorptionsquoten von Aluminium aus Antacida nicht zu erwarten.
Auch wenn Reflux in der Schwangerschaft medikamentös therapiert wird, können die Beschwerden weiterhin anhalten. Ein Grund ist die so genannte »Säuretasche«, die sich postprandial, also nach dem Essen, als Säureschicht auf dem Speisebrei nahe des gastroösophagealen Übergangs bildet und auch über diesen Übergang wandern kann, erläuterte im weiteren Verlauf der Veranstaltung Professor Ahmed Madisch aus Hannover.
Im Bereich dieser »sauren Zone« könnten alginathaltige Antazida refluxmindernd wirken, indem sie sich als Alginsäure-Gelschaum mit nahezu neutralem pH-Wert auf Speisebrei und Säuretasche legen und den Säure-Reflux blockieren, so der Mediziner. Madisch sprach von lokal-mechanistischen Wirkeffekten, die ohne Beteiligung des Blutkreislaufs zum Tragen kommen. »Diese Effekte machen alginathaltige Antacida zu einer besonders sicheren Therapieoption in der Schwangerschaft und Stillzeit«, erläuterte er. Grundsätzlich lasse sich bei persistierenden Refluxbeschwerden mit einer Alginat-Add-on-Therapie eine bestehende Therapielücke im Management der Refluxkrankheit erfolgreich schließen.
Vor dem Einnehmen von Medikamenten während der Schwangerschaft sollte jedoch immer der Rat eines Arztes oder Apothekers eingeholt werden, um Risiken wie Nutzen im Einzelfall genau gegeneinander abzuwägen.