Wasser ist endlich – auch bei uns |
Ohne Wasser kein Leben – schon heute kann es auch in Deutschland regional eng werden mit dem Trinkwasser. / Foto: Adobe Stock/mintra
In den letzten 140 Jahren hat sich die Temperatur der Erde um durchschnittliche 1,1 °C erhöht. Das vergangene Jahrzehnt (2011 bis 2020) ist dabei das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Doch die höheren Temperaturen sind nur ein Teil des Problems. Die Erde ist ein eng verflochtenes System, in dem Veränderungen in einem Bereich Veränderungen in allen anderen Bereichen nach sich ziehen, erklären die Vereinten Nationen auf ihrer Website. Zu den heute bereits spürbaren Folgen des Klimawandels zählen Dürren, Wasserknappheit, schwere Brände, Überschwemmungen, das Schmelzen von Polareis und Steigen der Meeresspiegel sowie Umweltkatastrophen und Artenschwund.
Vieles davon ist auch in Deutschland spürbar. Hitzewellen treten seit 1951 häufiger und intensiver auf. Die jährliche Niederschlagsmenge ist seit 1881 um etwa 10 Prozent gestiegen, das Verteilungsmuster der Niederschläge verändert sich immer stärker. In den Wintermonaten gibt es heute durchschnittlich mehr Niederschläge, während die Sommermonate immer trockener werden. Auch regionale Veränderungen werden beobachtet: So ist der Nordwesten Deutschlands deutlich nasser geworden, der Osten geringfügig feuchter und Sachsen leicht trockener.
Regnet es im Sommer, dann handelt es sich häufiger um Starkregen. Dabei sind innerhalb kürzester Zeit hohe Wassermassen verfügbar, die die Böden in dieser Menge gar nicht aufnehmen können. Starkregenereignisse sind in den vergangenen 65 Jahren häufiger geworden, für die Zukunft werden eine weitere Zunahme und Intensivierung erwartet. Die Vegetationszeit, in der Pflanzen wachsen, blühen und Früchte ausbilden, hat sich um etwa zwei Wochen verlängert. Aufgrund des deutlich erhöhten Wasserbedarfs der Pflanzen sinkt der Grundwasserspiegel und der pflanzennutzbare Bodenwasservorrat ist schneller erschöpft. Vegetationsschäden und Ernteausfälle sind die Folge.
Die Erdoberfläche ist von mehr Wasser als Land bedeckt. Der Klimawandel wirkt sich folglich auch auf Flüsse, Seen, Meere und Ozeane spürbar aus. Derzeit gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Temperatur der Gewässer einschließlich des Grundwassers bis zum Jahr 2100 um 1 bis 2 °C ansteigen wird. Die Erwärmung von Seen und Flüssen lässt deren Sauerstoffgehalt sinken. Die Wasserqualität verschlechtert sich, Fische, Pflanzen und andere Wasserbewohner erleben Stress oder sterben ab. Extremes Niedrigwasser in Flüssen wirkt sich auf die Schifffahrt aus. Fehlt die notwendige Fahrrinnentiefe, kann weniger Ladung transportiert werden. Das hat Lieferengpässe und Preisanstiege zur Folge. Im Extremfall muss der Transport vollständig eingestellt werden.
Vor den europäischen Küsten steigt die Temperatur der Meeresoberflächen schneller als in den Weltmeeren. Das führt bereits jetzt zu Abwanderungen von kommerziell genutzten Fischbeständen. Steigende Wassertemperaturen erhöhen zudem das Risiko von wasserinduzierten Krankheiten wie zum Beispiel Vibrio-Infektionen in der Ostsee. Dort nehmen außerdem die sauerstoffarmen und für Meereslebewesen unbewohnbaren Bereiche zu. Im Mittelmeer wird ein Anstieg des Salzgehalts erwartet, verursacht durch eine höhere Verdunstung und geringere Niederschläge.
Die Erwärmung der Ozeane macht seit den 1950er-Jahren rund 93 Prozent der Erderwärmung aus und beeinflusst den weltweiten Wasserkreislauf. Durch das Schrumpfen der globalen Eis- und Schneedecken wird weniger Sonnenenergie ins All zurückreflektiert, wodurch die Temperatur der Erde weiter steigt. Süßwasser gelangt verstärkt in die Ozeane, was Meeresströmungen verändert. Seit der industriellen Revolution haben die Ozeane schätzungsweise rund 40 Prozent des gesamten vom Menschen freigesetzten Kohlendioxids aufgenommen. Eine verstärkte Aufnahme von Kohlendioxid lässt den pH-Wert des Meerwassers sinken, die Ozeane versauern. Eine Gefahr für alle Organismen, die ihre Schalen und Skelette aus Kalk aufbauen. Neben Muscheln, Schnecken, Seeigeln und Korallen ist auch das Plankton, das Nahrungsgrundlage für viele Meereslebewesen bildet, bedroht.
Neben den ökologischen verursachen diese Veränderungen wirtschaftliche Schäden, wenn betroffene Arten für Fischerei und Aquakultur von Bedeutung sind. Europa ist hier nicht immun. Die pH-Werte der europäischen Meere verringern sich ähnlich stark wie in den Ozeanen weltweit. Die pH-Wert-Senkungen in den nördlichsten europäischen Meeren liegen sogar über dem globalen Durchschnitt.
Deutschland ist ein wasserreiches Land, das im Durchschnitt über 176 Milliarden Kubikmeter Wasser verfügt. Wasserstress und Wasserknappheit sind über das Jahr gesehen kein Thema. In den trockenen Sommermonaten ist das anders. Hier können regional oder tageszeitabhängig durchaus Engpässe bei der Trinkwasserversorgung vorkommen. Verantwortlich dafür ist zum einen die unterschiedliche Ergiebigkeit der Wasservorkommen, aber auch Verunreinigungen können einer Nutzung im Wege stehen.
Etwa 70 Prozent des Trinkwassers werden hierzulande aus Grundwasser gewonnen. Dieses dient zusätzlich als Lebensgrundlage für flachwurzelnde Bäume, Feuchtgebiete, Seen und Flüsse. In den letzten 30 Jahren wird in vielen Regionen eine kontinuierliche Abnahme der Grundwasserspiegel beobachtet. Auen trocknen aus, Flüsse, Bäche oder Seen können trockenfallen. In rund 4 Prozent der 1000 Grundwasserkörper in Deutschland wird mehr Wasser entnommen als sich neu bilden kann. Meist liegt das am Bergbau, der ein Abpumpen des Grundwassers erforderlich macht. In Küstenregionen kann eine zu hohe Entnahme von Grundwasser dazu führen, dass Salzwasser in das Grundwasser eindringt und es als Trinkwasser unbrauchbar macht. Eine geringe Niederschlagsmenge oder Starkregenereignisse erschweren die Elimination mancher Chemikalien.
Gleichzeitig steigt der Wasserbedarf bei Hitze und Trockenheit an. In den Sommermonaten geben viele Kommunen deshalb Hinweise zur Wasserentnahme aus Bächen, Flüssen, Seen und Gartenbrunnen. Das Umweltbundesamt weist daraufhin, diese ernst zu nehmen. Auch die Hinweise der Wasserversorger sollten beachtet werden. Sie helfen, die Wasserversorgung bei hohem Wasserbedarf stabil zu halten.
Neben der Senkung von Emissionen ist die Anpassung an Klimafolgen eine wichtige Maßnahme, um den Klimawandel zu stoppen und das Leben der Menschen in besonders betroffenen Regionen zu schützen. Dazu gehört ein verantwortungsvoller Umgang mit Trinkwasser. Denn auch wenn in Deutschland kein Wassermangel herrscht, muss das Wasser gefördert, als Trinkwasser aufbereitet, transportiert und wieder gereinigt werden.
Warmwasser erfordert zusätzliche Energie für das Erwärmen und produziert klimaschädliches Kohlendioxid. Wasser sparsam zu entnehmen und effizient zu verwenden sowie dazu beizutragen, Gewässer und Grundwasser nicht zu verschmutzen, ist ein Beitrag, den jeder leisten kann. Für die meisten Menschen in Deutschland ist Wassersparen heute selbstverständlich. Nach Angaben des Umweltbundesamtes nutzt jede Person durchschnittlich 130 Liter Wasser pro Tag. Deutschland liegt damit im europäischen Vergleich im unteren Drittel. Der größte Anteil entfällt auf die Bereiche Reinigung, Körperpflege und Toilettenspülung. Nur vergleichsweise wenig Trinkwasser wird zum Trinken oder Kochen verwendet.
Wesentlich höher als der Pro-Kopf-Verbrauch ist der Wasserfußabdruck. Hier wird neben dem direkt genutzten Wasser auch der indirekte Wasserverbrauch für die Herstellung von Lebensmitteln, Bekleidung und anderen Gütern eingerechnet. Er liegt bei 7200 Litern pro Person und Tag, was in etwa 48 Badewannen mit jeweils 150 Liter Fassungsvermögen entspricht. Ganz Deutschland hat einen Wasserfußabdruck von 219 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Nur 14 Prozent des konsuminduzierten Wasserverbrauchs stammen aus Deutschland, 86 Prozent des Wassers werden im Ausland verbraucht. Bei Kleidung sind es nahezu 100 Prozent.