Wearables in der Apotheke? |
Katja Egermeier |
27.09.2023 17:30 Uhr |
In den Apotheken hierzulande sind Wearables bislang noch nicht angekommen. Dabei sehen Experten dahinter sehr viel Potenzial. / Foto: Adobe Stock/Denys Prykhodov
Wie groß das Potenzial im Einsatz von Wearables für Apotheken ist, sehe man bereits an der Fülle der Vorträge darüber auf der Messe, scherzte Kuhnert gleich zu Beginn seines Vortrags, der unmittelbar auf eine Gesprächsrunde ähnlichen Inhalts folgte. Dies sei kein Grund, nicht erneut zu betonen, dass Apotheken aktuell zu wenig aus den Möglichkeiten machten, die in Smartwatches & Co. stecken.
Dabei sei der Wearable-Markt riesig: Im Jahr 2021 habe man bereits eine halbe Milliarde Geräte auf dem Weltmarkt gezählt, in den USA nutzten 27 Prozent der Einwohner ein Wearable und hierzulande 30 Prozent aller Internetnutzer. »Das ist ein großer Markt, der an den Apotheken vorbeigeht«, so Kuhnert.
In der Medizin sind Wearables Kuhnert zufolge schon häufig zu finden – für die verschiedensten Erkrankungen und stets mit einer Zulassung als Medizinprodukt. So gebe es für Epileptiker eine Anwendung namens »NightWatch« zur Epilepsie-Anfallserkennung während des Schlafs. Für Diabetiker sei »Omnipod« eine große Erleichterung. Dabei werde ein Sensor in die Haut gestochen, der es nicht nur ermöglicht, kontaktlos den Blutzucker zu kontrollieren, sondern auch eine schlauchlose, automatisierte Insulin-Dosierung. Sehr interessant auch »Genio« zur Behandlung von obstruktiver Schlafapnoe. Mittels eines kleinen operativen Eingriffs werde ein kleiner Chip am Zungengrund eingesetzt, der den Nerv, der die Zungenbewegung ermöglicht, stimuliert. Das verhindert, dass die Zunge zurückfällt und die oberen Atemwege während des Schlafs blockiert. Von einer weiteren Anwendung namens »Moio.care« profitierten dagegen nicht nur Dekubitus-Patienten, sondern auch die Pflegedienste. Hier gebe das Wearable ein Signal, wenn bei einem Betroffenen wieder eingeschritten werden muss, um einen Dekubitus zu verhindern.
Datenpflege, Datenkontrolle, Datenanalyse und DiGA könnten laut Kuhnert die Stichworte der Zukunft sein, was die Nutzung von Wearables in Apotheken angeht. Doch sind sie in der Branche auch jetzt schon einsetzbar und denkbar? Hier fallen Kuhnert vor allem drei Anwendungsgebiete ein: die Zugangskontrolle im Warenwirtschaftssystem, die Zeiterfassung der Mitarbeiter und vor allem die Teamkommunikation.
Das funktioniere natürlich nur mit einem Team, das Lust auf diese Digitalisierung hat. »Aber da schlummert ein Schatz der für die Apotheke, der noch nicht reif ist. Wir sollten tunlichst daran arbeiten, dass dieses Thema nicht an uns vorbeigeht.« Es gehöre eigentlich in die Apotheken, sich die Daten des Patienten anzuschauen und Hilfestellung zu geben und nicht mehr nur auf die vom Patienten mehr oder weniger ausführlich weitergegebenen Informationen zu vertrauen.
Konkret rät Kuhnert den Apothekeninhabern, Augen und Ohren offen zu halten und neugierig zu bleiben. Man müsse nicht gleich für alle in der Offizin eine Smartwatch anschaffen, aber er empfiehlt, für das Thema offen zu bleiben. Er sehe die Apotheke als Management des einzelnen Bürgers, das Menschen auch proaktiv kontaktiert, als schöne Zukunftsvision. Wearables könnten eine Chance sein, stärker ins Gesundheitsmanagement einzugreifen, anstatt nur »Pillenschubser« zu sein.