Welche Impfungen jetzt wichtig sind |
Vor allem ältere Menschen profitieren von der jährlichen Impfung gegen Influenza und Covid-19, denn sie ein hohes Risiko für schwere Verläufe von Atemwegserkrankungen. / © Getty Images/manassanant pamai
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für ältere Menschen ab 60 jährlich Auffrischimpfungen gegen Influenza und Covid-19, einmalig sollten sich zudem alle ab 75 gegen RSV und alle ab 60 gegen Pneumokokken impfen lassen. In der Praxis ist die Impfbereitschaft jedoch gering. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) waren in der Saison 2023/24 nur etwa 38 Prozent der Menschen ab 60 Jahren gegen Influenza geimpft. Bei der Pneumokokken-Impfung liegt die Quote sogar noch niedriger: Nur etwa ein Fünftel der Risikogruppen ließ sich impfen. Studien zeigen jedoch, dass Impfungen bei gefährdeten Personen schwere Krankheitsverläufe verhindern können.
Für die nördliche Hemisphäre empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO wie in den vergangenen Jahren eine trivalente Impfstoffkombination aus zwei Influenza-A-Subtypen (H1N1, H3N2) und einer Influenza-B-Linie (B/Victoria). Vierwertige Grippeimpfstoffe enthalten zusätzlich ein B/Yamagata-Linie-ähnliches Virus. Da jedoch seit März 2020 weltweit keine natürlich zirkulierenden B/Yamagata-Viren mehr nachgewiesen wurden, geht die WHO von einem sehr geringen Infektionsrisiko aus und empfiehlt, diesen Antigenanteil baldmöglichst zu streichen. Für die aktuelle Saison 2025/2026 wurde die H3N2-Virus-Komponente angepasst, H1N1 und B blieben im Vergleich zum Vorjahr unverändert.
Die STIKO empfiehlt allen Personen ab 60 Jahren, sich gegen Influenza impfen zu lassen – entweder mit einem inaktivierten Influenza-Hochdosis-Impfstoff (zum Beispiel Efluelda®), der die vierfache Antigenmenge im Vergleich zu Standardimpfstoffen enthält, oder mit einem sogenannten MF-59-adjuvantierten Impfstoff (Fluad®). Die Immunantwort fällt altersbedingt schwächer aus – das Immunsystem älterer Menschen reagiert also weniger effektiv auf Impfungen. Die höhere Antigenmenge beziehungsweise der Zusatz eines Adjuvans verstärken die Immunantwort und verbessern die Schutzwirkung.
Die jährliche Influenza-Impfung wird auch Patienten mit chronischen Erkrankungen empfohlen – darunter Kindern ab einem Alter von sechs Monaten (zum Beispiel Influvac®, Influsplit® oder Vaxigrip®) ebenso wie Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr infolge einer Krankheit oder aufgrund der Einnahme immunsuppressiver Medikamente. Da sie ein besonders hohes Risiko für schwere oder sogar tödliche Krankheitsverläufe tragen, profitieren sie besonders von einem wirksamen Impfschutz. Gleiches gilt für Bewohner von Alters- und Pflegeheimen. Auch Schwangere sollten ab dem zweiten Trimenon geimpft werden; bei bestehender Grunderkrankung kann die Impfung bereits früher erfolgen.
Für Kinder steht neben den Totimpfstoffen auch ein Lebendimpfstoff (Live Attenuated Influenza Vaccine = LAIV) als Nasenspray (Fluenz®) zur Verfügung. Dieses ist für Kinder von 2 bis 18 Jahren zugelassen. Die STIKO empfiehlt beide Impfvarianten gleichermaßen. Gerade wenn eine Injektion Schwierigkeiten bereitet, beispielsweise bei ausgeprägter Spritzenangst oder bei Gerinnungsstörungen, ist die Anwendung des Nasensprays sinnvoll.
Medizinisches Personal oder Berufsgruppen mit viel Kontakt zu Menschen gehören ebenfalls zu einem gefährdeten Personenkreis. Ebenso wird Personen mit regelmäßigem und direkten Tierkontakt, etwa zu Schweinen, Geflügel oder Wildvögeln, zur Impfung geraten. Nicht zu vergessen: Auch Angehörige und enge Kontaktpersonen von Risikopatienten sollten sich schützen, um eine Einschleppung des Virus in ihr Umfeld zu vermeiden.
Der ideale Zeitraum für die Grippeschutzimpfung liegt zwischen Oktober und Mitte Dezember. Bis der Körper einen vollständigen Schutz entwickelt hat, vergehen in der Regel 10 bis 14 Tage. Gut zu wissen: Hat man den empfohlenen Zeitpunkt verpasst, kann die Impfung auch später noch sinnvoll sein; selbst zu Beginn oder während einer bereits laufenden Grippewelle.
Zu häufigen Nebenwirkungen einer Impfung zählen Lokalreaktionen wie Rötungen, Schwellungen oder leichte Schmerzen an der Einstichstelle. Gelegentlich treten auch Fieber und Gliederschmerzen auf. Bei Hochdosis- und MF59-adjuvantierten Influenza-Impfstoffen können Impfreaktionen im Vergleich zu Standardimpfstoffen etwas häufiger vorkommen. Kontraindiziert ist eine Impfung gegen Influenza bei Personen mit Fieber ab 38,5 °C oder mit einer schweren akuten Infektion; in diesen Fällen sollte die Immunisierung zeitnah nach Genesung nachgeholt werden. Weitere Kontraindikationen sind schwere Allergien gegen Hühnereiweiß oder andere Impfstoffbestandteile. Darüber hinaus dürfen Kinder und Jugendliche mit klinisch relevanter Immundefizienz, schwerem Asthma oder unter laufender Salicylat-Therapie nicht mit dem Lebend-Impfstoff geimpft werden. Ebenso ist die Anwendung von Lebendimpfstoffen in der Schwangerschaft kontraindiziert.
Neben Influenza empfiehlt die STIKO jährlich im Herbst auch allen Personen ab 60 Jahren, chronisch Kranken ab dem sechsten Lebensmonat, Beschäftigten im Gesundheitswesen sowie Pflegeheimbewohnern eine Auffrischimpfung gegen Covid-19. Bei entsprechender Indikation kann diese auch gleichzeitig mit der Influenza-Impfung verabreicht werden. Auch Erwachsene im Alter von 18 bis 59 Jahren inklusive Schwangeren ohne vollständige Basisimmunität (definiert als dreimaliger Kontakt durch Impfung oder Infektion mit dem SARS-CoV-2-Antigen) wird zur Impfung geraten.
Zur Verfügung stehen mRNA-Impfstoffe, die die Bauanleitung für das virale Spike-Protein in Form von messenger-RNA enthalten. Nach Applikation produziert der Körper dieses Protein vorübergehend selbst und löst dadurch eine gezielte Immunantwort aus. Daneben gibt es Protein-Impfstoffe wie Nuvaxovid®, die das Spike-Protein in vorgefertigter Form enthalten und meist mit einem Wirkverstärker (Adjuvans) kombiniert sind, um eine robuste Immunantwort zu induzieren. Die von der WHO für die Saison 2025/26 empfohlenen neuen Virusvarianten (LP.8.1/JN.1) sind in mehreren angepassten Präparaten bereits berücksichtigt. So enthält Comirnaty® seit der Zulassungserweiterung vom Juli 2025 auch die neue Variante LP.8.1.
Impfreaktionen sind überwiegend mild und können lokale Schmerzen an der Injektionsstelle, Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen umfassen. Sehr selten treten schwerwiegende Ereignisse wie anaphylaktische Reaktionen auf. Bei proteinbasierten Vakzinen werden Muskelbeschwerden oder gelegentlich gastrointestinale Symptome wie Übelkeit und Erbrechen berichtet. Eine Impfung ist bei Personen mit bekannten schweren Überempfindlichkeiten gegenüber Bestandteilen des jeweiligen Impfstoffes kontraindiziert.
Weiterhin empfiehlt die STIKO für Erwachsene ab 75 Jahren sowie für 60- bis 74-Jährige mit schweren Grunderkrankungen und Bewohnern in Pflegeeinrichtungen eine einmalige Impfung gegen RSV. Diese kann entweder mit einem proteinbasierten (Arexvy® oder Abrysvo®) oder einem mRNA-Impfstoff (mResvia®) erfolgen. Säuglinge erhalten einmalig den monoklonalen Antikörper Nirsevimab (Beyfortus®), da sie in den ersten Lebensmonaten ein besonders hohes Risiko für schwere RSV-Erkrankungen haben. Nach Angaben des RKI zeigen die verfügbaren Impfstoffe eine gute Verträglichkeit und nur selten relevante Nebenwirkungen. Häufig treten leichte lokale Reaktionen wie Schmerzen an der Injektionsstelle oder vorübergehende Kopf- und Gliederschmerzen auf.
Zusätzlich empfiehlt die STIKO Personen ab 60 Jahren sowie Patienten ab 18 Jahren mit chronischen oder immunschwächenden Grunderkrankungen die Impfung gegen Pneumokokken. Sie sollen laut STIKO den seit März 2024 20-valenten Konjugatimpfstoff (PCV20, Prevenar 20®) bekommen, da dieser einen Schutz gegen jene Serotypen vermittelt, die bei Senioren die größte Rolle spielen. Für die Grundimmunisierung im Säuglingsalter empfiehlt die STIKO weiterhin vorrangig PCV13 oder PCV15, da bei PCV20 Unsicherheiten bezüglich der klinischen Wirksamkeit bestehen. Erwachsene mit Grunderkrankungen, die in der Vergangenheit bereits eine sequentielle oder einzelne Impfung erhalten haben, sollen in einem Mindestabstand von sechs Jahren eine Impfung mit PCV20 erhalten.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.