Welche Vorteile und Gefahren birgt die Abnehmspritze? |
Eine neue Wirkstoffgruppe hilft bei Diabetes und Fettleibigkeit – und soll auch gegen viele weitere Erkrankungen wirken. Eine systematische Analyse bestätigt diese Vermutung, findet aber auch Risiken. / © Getty Images/JNemchinova
Der Studie zufolge senken solche Präparate unter anderem die Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkt, Schlaganfall, Demenz, Psychosen und Suchterkrankungen. Andererseits gehen sie mit erhöhten Risiken etwa für Magen-Darm-Probleme und Gelenkentzündungen einher, schreibt das Team um Ziyad Al-Aly von der Washington University in St. Louis im Fachblatt »Nature Medicine«.
»Diese großen Datensätze unterstreichen die positive Risiko-Nutzen-Bilanz dieser Präparate«, sagt der Gastroenterologe Frank Tacke von der Berliner Charité, der nicht an der Studie beteiligt war. »Das ist vorerst beruhigend.«
Die Medikamente aus der noch recht neuen Wirkstoffklasse sind ungemein populär. Erst im Sommer wies das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) angesichts der großen Nachfrage auf zeitweilige Versorgungsengpässe hin.
Die Wirkstoffe, die überwiegend einmal pro Woche injiziert werden, verlängern vor allem die Verweildauer der Nahrung im Verdauungstrakt und erhöhen so das Sättigungsgefühl. Dass sie sowohl gegen Diabetes 2 als auch beim deutlichen Abnehmen helfen, ist unstrittig. Zudem prüfen Studien derzeit ihren möglichen Nutzen gegen etliche weitere Erkrankungen, darunter Parkinson und Alzheimer.
»Angesichts der Neuheit der Medikamente und ihrer in die Höhe schießenden Popularität ist es wichtig, die Auswirkungen auf alle Körpersysteme systematisch zu analysieren, um zu verstehen, was sie tun und was nicht«, wird Hauptautor Al-Aly in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Ziel sei eine umfassende Kartierung der Verbindungen dieser Wirkstoffe zu sämtlichen Organsystemen.
Dazu wertete das Autorentrio eine Datenbank des US-amerikanischen Kriegsveteranenministeriums aus. Daraus verglich es rund 216.000 Menschen, die GLP-1-Rezeptor-Agonisten gegen Diabetes 2 nahmen, mit gut 1,2 Millionen Veteranen, die andere Therapien gegen die Stoffwechselerkrankung nutzten. »Anhand so großer Datenmengen kann man auch seltene Nebenwirkungen ermitteln«, sagt Tacke, der dem wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) angehört.