Welches Hustenmittel ist das richtige? |
Mit AHA-Regeln deutlich eingedämmt: banale Erkältungsinfekte. / Foto: Adobe Stock/contrastwerkstatt
Die medikamentöse Linderung des Hustens stützt sich auf die zwei Prinzipien protussiv (husten- beziehungsweise expektorationsfördernd) und antitussiv (hustendämpfend). Bei der Klassifizierung steht seit der 2019 aktualisierten S2k-Leitlinie für die Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten die Dauer der Beschwerden im Fokus. Akuter Husten tritt meistens bei viralen Infekten der oberen und/oder unteren Atemwege auf und verschwindet nach etwa zwei bis drei Wochen wieder.
Halten die Beschwerden drei bis acht Wochen an, liegt ein subakuter Husten vor. Als chronisch wird ein Husten bei einer Dauer von mehr als acht Wochen bezeichnet. Dahinter kann sich unter anderem ein ACE-Hemmer-Husten, eine chronische Rhinosinusitis, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder Asthma verbergen. Chronischer Husten ist daher meistens ein Fall für den (Fach)-Arzt.
Beim akuten und subakuten Husten lindern freiverkäufliche Arzneimittel die Symptome. Antibiotika sind hingegen in der Behandlung ansonsten gesunder Patienten mit einem viralen Erkältungsinfekt nicht erforderlich.
Bei der Auswahl des richtigen Mittels sind stets patientenspezifische Faktoren wie Alter, Allergien oder Überempfindlichkeiten zu berücksichtigen. Brausetabletten oder ein Granulat zum Auflösen können helfen, die Trinkmenge zu erhöhen. Patienten, die außer Husten auch über einen kratzigen Hals klagen, sind mit einem viskosen Sirup, Saft oder Lutschpastillen gut beraten. Deren Inhaltsstoffe hinterlassen einen beruhigenden Film auf der Schleimhaut und lindern lokal die Symptome.
Bei Schwangeren, Kindern oder trockenen Alkoholikern ist es sinnvoll, alkoholfreie Präparate beziehungsweise Tabletten zu bevorzugen. Menschen, die unter Überempfindlichkeiten leiden, vertragen möglicherweise einige pflanzliche Inhaltsstoffe nicht. Für sie kann ein chemisch-synthetisches Mittel die bessere Wahl sein.
Pflanzliche Hustenmittel enthalten ätherische Öle oder einen oder mehrere Extrakte aus Heilpflanzen. Ihr Gehalt an wirksamen Inhaltsstoffen und damit auch ihre Wirkung hängt von Faktoren wie der Extraktionsmethode, der Standardisierung und dem Herstellungsverfahren ab. Daher gelten Studien stets nur für den Extrakt, der untersucht wurde, und nicht für die Heilpflanze allgemein. Arzneimittel mit unterschiedlichen Extrakten sind daher nur bedingt gegeneinander austauschbar.
Für zahlreiche Phytotherapeutika konnte in randomisierten kontrollierten Studien nachgewiesen werden, dass sie die Dauer und Intensität des akuten Hustens gegenüber Placebo bei Erkältungsinfekten verringern. Präparate mit Efeu (etwa mit dem Efeu-Trockenextrakt EA 575® in Prospan® Hustensaft), Cineol (Hauptkomponente unter anderem des Eukalyptusöls, enthalten z. B. in Soledum® forte Kapseln), einem Mischdestillat aus Eukalytpus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenöl l (wie im Spezialdestillat ELOM-080®, enthalten in GeloMyrtol® forte Kapseln) und der Kapland-Pelargonie (wie im Spezialextrakt EPs 7630®, enthalten in Umckaloabo® Tropfen, Saft und Tabletten) sind entsprechend bewährt. Auch für einige Kombinationspräparate, etwa mit Efeu und Thymian (wie in Bronchipret® Saft TE) sowie Primel und Thymian (wie in Bronchipret® Filmtabletten TP), gibt es eine gute Evidenz.
Um den Hustenreiz zu lindern, kann die PTA auch schleimstoffhaltige Phytopharmaka zum Beispiel mit Isländisch Moos oder Eibischwurzel empfehlen. Sie legen eine beruhigende Schleimschicht auf die Hustenrezeptoren der oberen Atemwege. Ein wässriger Extrakt aus Isländisch Moos lindert in Form von Pastillen Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und ist auch in Teezubereitungen enthalten. Schleimstoffe aus Eibischwurzel sind ebenso ein Balsam für den geschundenen Hals.
Expektorantien können hochviskosen Schleim verflüssigen (Mukolytika) beziehungsweise das Sekretvolumen erhöhen (Sekretolytika). Patienten fällt es dann leichter, festsitzenden Schleim abzuhusten. Bewährt sind beispielsweise Ambroxol und Bromhexin zur Sekretolyse und N-Acetylcystein zur Mukolyse. Bei allen Expektorantien gilt, dass die schleimlösende Wirkung des Arzneimittels verbessert wird, wenn Patienten über den Tag verteilt viel trinken.
Bromhexin und sein Metabolit Ambroxol stehen in zahlreichen Darreichungsformen, unter anderem als Saft, Tabletten und Tropfen, zur Verfügung. Selten können als UAW schwere Hautreaktionen wie das Stevens-Johnson-Syndrom auftreten. Patienten müssen dann die Behandlung sofort abbrechen und ärztlichen Rat einholen.
N-Acetylcystein erleichtert ebenfalls das Abhusten bei erkältungsbedingter Bronchitis. Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahre nehmen täglich 400 bis 600 mg Acetylcystein, Kinder von sechs bis 14 Jahren 400 mg und Kinder von zwei bis fünf Jahren 200 bis 300 mg.
Eher im englischsprachigen Bereich ist der Wirkstoff Guaifenesin verbreitet. Kombiniert man versehentlich zentral dämpfende Präparate oder Muskelrelaxantien mit diesem Wirkstoff, kann sich dessen Wirkung in unvorhersehbarer Weise verstärken.
Wirkstoff(e) | Beispiele für Präparate |
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Phytopharmaka | |
Efeu | Prospan® Hustensaft/Lutschpastillen/Hustentropfen/Hustenliquid/Brausetabletten, Bronchofit® Efeu-Hustensaft |
Cineol | Soledum® (forte) Kapseln, Cineol Pohl, Sinolpan® Forte |
Eukalytpus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenöl | GeloMyrtol® forte Kapseln |
Kapland-Pelargonie | Umckaloabo® Tropfen, Saft und Tabletten, Pelargonium-ratiopharm® Bronchialtropfen |
Efeu und Thymian | Bronchipret® Saft TE |
Primel und Thymian | Bronchipret® Filmtabletten TP, Bronchicum® Elixir /Tropfen, Phytobronchin® Saft |
Thymian | Aspecton® Hustentropfen, Tussamag® Hustensaft N (zuckerfrei), Bronchicum® Thymian Lutschpastillen, THYMIAN-ratiopharm® Hustensaft, Soledum® Hustensaft/Hustentropfen |
Isländisch Moos | Isla Moos® Pastillen, Stilaxx® Hustenpastillen |
Eibischwurzel | Phytohustil® Sirup/Pastillen, Silomat® gegen Reizhusten Eibisch/Honig-Sirup, Mucodual® 2in1 Reizhusten Sirup |
Expektorantien | |
Bromhexin | Bisolvon®, Bromhexin 8/12 Berlin Chemie, Bromhexin Hermes Arzneimittel® |
Ambroxol | Mucoangin®, Mucosolvan®, AmbroHexal®, Paediamuc® |
N-Acetylcystein | ACC®, Bromuc® akut, NAC-ratiopharm® akut |
Guaifenesin | FAGUSAN® Lösung, 200 mg/15 ml Lösung zum Einnehmen, WICK DayMed Kombi Erkältungsgetränk oder WICK Husten-Löser Sirup |
Antitussiva | |
Dextromethorphan | Hustenstiller-ratiopharm® Dextromethorphan, Silomat® DMP, WICK DayMed/MediNait |
Pentoxyverin | Silomat® Pentoxyverin Saft 100 ml bei Reizhusten, Sedotussin® |
Inhalieren und Einreiben | |
Kochsalzlösung | PARI NaCl Inhalationslösung Ampullen, Isotone Natriumchloridlösung 0,9 % Braun, Isotonische NaCl 0,9% DELTAMEDICA |
Ätherische Öle | Babix®-Inhalat N ätherisches Öl, JHP® Rödler Japanisches Minzöl, Olbas® Tropfen, Retterspitz® Erkältungstropfen, Pinimenthol®, WICK VapoRub, Retterspitz® Bronchial Creme, Transpulmin® Erkältungsbalsam, Bronchoforton® Salbe |
Vor allem nachts ist ein ständiger Hustenreiz quälend. Antitussiva mit Dextromethorphan erleichtern dann das Durchschlafen. Die Hustenblockade setzt nach 15 bis 30 Minuten ein und hält bei nicht retardierten Präparaten bis zu sechs Stunden lang an. Die kombinierte Gabe von Antitussiva mit Expektorantien ist nur zeitversetzt möglich, da sonst der Hustenblocker das Abhusten schon gelösten Schleims verhindert. Daher nehmen Patienten das Sekret lösende Mittel am besten allerhöchstens bis zum Nachmittag ein, abends kommt dann der Hustenstiller zum Einsatz.
Ein Klassiker unter den Antitussiva ist Dextrometorphan. Seine antitussive Wirksamkeit bei Erkältungsinfekten wurde in überwiegend herstellerfinanzierten Studien bestätigt. Die Einnahme bei der Selbstmedikation ist auf maximal fünf Tage begrenzt. Für Kinder unter sechs Jahren ist die Anwendung kontraindiziert. Bei unsachgemäßem Gebrauch können Symptome wie Atemdepression, Bewusstseinsstörungen, Hypotonie und Tachykardie auftreten. Zudem besteht die Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung.
Pentoxyverin greift direkt im Hustenzentrum des Gehirns an und hemmt dort den Hustenreiz. Arzneimittel mit Pentoxyverin machen nicht abhängig und verringern auch nicht die Atemleistung. Bei Kindern im Alter von zwei bis 13 Jahren erfolgt die Dosierung entsprechend dem Körpergewicht. Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene nehmen drei- bis viermal täglich eine Einzeldosis von 20 bis 30 mg Pentoxyverin.
Viel trinken soll dafür sorgen können, dass sich der Schleim in den Atemwegen etwas verflüssigt und so das Abhusten erleichtern. Für eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme eignen sich auch Erkältungstees aus Heilpflanzen wie Salbei, Thymian, Pfefferminze und Spitzwegerich. Dampfbäder und Inhalationen befeuchten die Schleimhäute. Zum Inhalieren kommen Kochsalzlösung und Zusätze von ätherischen Ölen zum Einsatz. Asthma-Patienten sollten allerdings besser auf die ätherischen Öle verzichten, da diese bei ihnen einen Anfall auslösen können.
Bei trockenem Reizhusten lindern Demulzenzien, worunter auch eine Milch mit Honig oder Salbei- oder Honigbonbons fallen, den Reiz. Enthaltene Inhaltsstoffe wie Schleimstoffe, aber auch der Zucker, umhüllen die im Rachen befindlichen Hustenrezeptoren und lindern den Hustenreiz.
Atemwegsinfekte treten bei Kindern besonders häufig auf. Für die kleinen Patienten sind Säfte und Tropfen, die weder Alkohol noch Zucker enthalten, am besten geeignet. Präparate mit ätherischen Ölen zum Einreiben wirken wohltuend. Bei Säuglingen und Kleinkindern unter zwei Jahren sind allerdings Mittel, die ätherische Öle wie Pfefferminzöl, Eukalyptusöl oder Bestandteile wie Menthol oder Kampfer enthalten, kontraindiziert. Sie dürfen weder äußerlich noch innerlich angewendet werden, da sie eine gefährliche Verkrampfung der Bronchialmuskulatur auslösen können.
Generell gilt, dass Patienten bei akuter Atemnot (sofortige) ärztliche Hilfe aufsuchen sollten. Schmerzen oder rasselnde Geräusche beim Atmen und Atemnot bei Belastung sind ebenfalls ein Fall für den Arzt. Die Grenzen der Selbstmedikation sind zudem erreicht, wenn der Patient unter Fieber über 38,5 °C leidet, ein gelblich-grüner, eitriger oder blutiger Auswurf vorliegt oder ein trockener Husten länger als zwei bis drei Wochen andauert.