Welches Menstruationsprodukt bei starker Regelblutung? |
Von allen getesteten Periodenprodukten wiesen die Menstruationsscheiben das größte Fassungsvermögen auf. Am schlechtesten schnitt diesbezüglich die Periodenunterwäsche ab. Bei starker Regelblutung ist diese eher nicht zu empfehlen. / Foto: Adobe Stock/(JLco) Julia Amaral
Starke Menstruationsblutungen betreffen bis zu ein Drittel der Menstruierenden. Ein Menstruationszyklus geht hier mit einem Blutverlust von mehr als 80 ml einher, während es bei einem regulären Zyklus etwa 60 ml sind. Die Hypermenorrhö ist sowohl ein eigenständiges Krankheitsbild als auch ein möglicher Indikator für eine andere zugrundeliegende Erkrankung, etwa ein Myom.
Die Diagnose beruht in erster Linie auf einer Einschätzung des Blutverlusts anhand des Verbrauchs von Menstruationsprodukten wie Tampons oder Binden. Da jedoch zunehmend alternative Menstruationsprodukte wie Menstruationstassen, -scheiben und -unterwäsche Anklang finden, hat eine Arbeitsgruppe um Erstautorin Dr. Emma DeLoughery von der Oregon Health & Science University in Portland, USA, die Kapazität solcher Produkte im Vergleich zu Standardprodukten untersucht.
Die Absorptions- oder Füllungskapazität haben sie mithilfe von gepackten roten Blutkörperchen ermittelt. Dies käme Menstruationsblut näher als etwa Kochsalzlösung, die häufig für entsprechende Produktprüfungen verwendet würde, heißt es zur Begründung.
Insgesamt wurden 21 Menstruationsprodukte getestet. Darunter waren drei Tampons derselben Marke mit unterschiedlicher Saugfähigkeit (normal bis super plus), sieben Binden von zwei verschiedenen Herstellern mit unterschiedlicher Saugfähigkeit (leicht bis postpartal), fünf Menstruationsscheiben von vier verschiedenen Marken einschließlich kleiner und großer Größen innerhalb derselben Marke, Menstruationstassen derselben Marke in drei verschiedenen Größen und drei Paar Periodenunterhosen (besonders saugfähig) in klein, mittel und groß.
Im Schnitt hatten die Menstruationsscheiben das größte Fassungsvermögen (61 ml) und Periodenunterwäsche das geringste (2 ml). Tampons, Binden und Menstruationstassen nahmen jeweils ähnlich viel Blut auf (etwa 20 bis 50 ml).
Angesichts der sehr unterschiedlichen Fassungskapazitäten sei eine Menstruationsscheibe möglicherweise am besten geeignet, um mit starken monatlichen Blutungen umzugehen und einen übermäßigen Blutverlust anzuzeigen, heißt es in einer Mitteilung des Journals.
Die Autorinnen merken an, dass gepackte Erythrozyten dem Menstruationsblut zwar ähnlicher seien als Kochsalzlösung, aber dennoch grundlegende Unterschiede bestünden, die in dieser Studie zu Über- oder Unterschätzungen geführt haben könnten. Ebenfalls könnten Schwankungen im Menstruationsfluss die Produktleistung, insbesondere von Binden und Unterwäsche, beeinflussen.
Neben großen Unterschieden in der Fassungskapazität der Produkte habe die Arbeitsgruppe festgestellt, dass die Angaben zur Produktkapazität häufig nicht mit den ermittelten Ergebnissen übereinstimmten, heißt es in der Publikation. »Die meisten Produkte gaben eine höhere Kapazität an, als bei unseren Tests festgestellt wurde. Wir vermuten, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass die Produkte mit anderen Flüssigkeiten als Blut getestet wurden, zum Beispiel mit Wasser oder Kochsalzlösung«, schreiben die Autorinnen.
Die ermittelten Unterschiede im Fassungsvermögen unterstrichen, wie wichtig es sei, bei der Hypermenorrhö-Diagnose das verwendete Menstruationsprodukt zu berücksichtigen, schlussfolgern die Autorinnen. Ein besseres Verständnis der Kapazität neuerer Menstruationsprodukte könne Ärzten außerdem bei der Quantifizierung des Blutverlusts helfen.
»Die Studie von DeLoughery et al. modernisiert unser Verständnis für die Kapazität von Menstruationsprodukten durch die Verwendung von roten Blutzellen anstelle von Kochsalzlösung«, kommentieren Dr. Paul Blumenthal von der Stanford University und Kollegen die Untersuchung in einem Editorial (DOI: 10.1136/bmjsrh-2023-201972). Sie liefere praktische, relevante Informationen, die bei der Wahl eines individuell geeigneten Produkts nützlich sein könnten.
»Im Einklang mit der Forschung zur Frauengesundheit im Allgemeinen war und ist die auf die Menstruation ausgerichtete Forschung in der medizinischen Literatur unterrepräsentiert«, monieren sie. Dabei könnten Frauen heutzutage mehr als 400 Menstruationszyklen in ihrem Leben erwarten. Jüngste Studien lägen zudem nahe, dass Menstruationsblut »ein Fenster zur Gesundheit« sein könne und möglicherweise für diagnostische Zwecke genutzt werden könne.