Wenn alles zu viel wird |
Unerledigte Aufgaben merken wir uns besser, das kann schnell zu Überforderung führen. / Foto: Adobe Stock/BillionPhotos.com
Rechnungen, Reinigung, Rasen mähen – ständig muss man – gefühlt – so viel machen. Und wir fühlen uns gestresst und genervt. Dabei muss es nicht zwingend daran liegen, dass wir wirklich zu viel zu tun haben. Sondern am Zeigarnik-Effekt.
Die Psychologin und Neuropsychologin Bluma Zeigarnik bemerkte in den 20er Jahren, dass Restaurant-Kellner sich besser an unbezahlte Bestellungen erinnerten, jedoch nach dem Bezahlen Schwierigkeiten hatten, sich an die Details zu erinnern. Zeigarnik führte für ihre Doktorarbeit (»Das Behalten erledigter und unerledigter Handlungen«, 1927) Studien durch und fand heraus, dass unser Gehirn unerledigte Aufgaben bevorzugt speichert.
Unser Gehirn funktioniert ähnlich wie ein Computer mit vielen geöffneten Tabs: Die unerledigten Handlungen laufen im Hintergrund weiter und beeinträchtigen unsere Leistungsfähigkeit, schreibt der US-Psychologe Corey Wilks im Fachmagazin Psychology Today. Sobald eine Aufgabe abgeschlossen ist, »schließt« unser Gehirn diesen mentalen Tab und schafft neue Kapazitäten.
Bedeutet: Je mehr unerledigte Aufgaben wir haben, desto mehr mentale Ressourcen (quasi Arbeitsspeicher) müssen zur Verwaltung dieser Aufgaben aufgewendet werden.
Schnell die E-Mail beantworten, wenn wir eigentlich dabei sind, eine Präsentation fertigzumachen: Wenn wir viel zu tun haben, versuchen wir das oft mit Multitasking zu bewältigen. Das ist es aber gar nicht. Multitasking heißt, mehrere Dinge parallel gleichzeitig zu tun. Wir aber machen »Task Switching«, so Wilks: Statt mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, wechseln wir schnell zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her, was unsere mentale Kapazität beansprucht und unsere Leistung beeinträchtigt.
Beispiele: Wir sind bei der Arbeit, plötzlich blinkt auf dem Telefon eine Nachricht auf. Sie lenkt uns ab, bis wir sie gelesen haben. Oder: Man hat die Kinder zur Kita gebracht (abgehakt), ist bei der Arbeit im Kundengespräch – und denkt aber die ganze Zeit daran, dass man noch Wäsche in der Maschine hat.