Wenn bei Hitze die Psyche leidet |
Katja Egermeier |
27.06.2024 10:00 Uhr |
Hitze kann ein Trigger für psychische Erkrankungen sein und erhöht zudem das Potential für Aggressionen. / Foto: Getty Images/Guido Mieth
Dass anhaltend hohe Temperaturen für den Körper belastend sind, zeigt sich auf vielfältige Weise, wie beispielsweise bei der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit – und eben auch bei der Psyche. Eine Erklärung könnte sein, dass der Körper bei Hitze viel Energie verbraucht, um sich auf normaler Temperatur zu halten. Für andere Fähigkeiten und Bereiche, wie die Muskeln oder das Gehirn, bleibt schlicht weniger Energie übrig.
»Psychische Symptome können durch hohe Temperaturen verschlimmert werden oder gar neu auftreten«, erklärt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der Barmer. Studien zufolge würden nicht nur psychiatrische Notdienste häufiger genutzt, auch die Suizidrate steige. Ebenso das Risiko für das Auftreten oder die Verschlechterung von Stimmungs- und Angststörungen sowie von psychotischen und demenziellen Erkrankungen.
Die Hitze sei ein äußerlicher Reiz, der die Psyche in Alarmbereitschaft versetze und den Körper mehr Cortisol produzieren lasse. Über längere Zeit ausgeschüttet kann das Stresshormon nachteilige Wirkungen auf die Psyche haben, wie die Psychologin erklärt. Hitze sei also wie ein Trigger für psychische Erkrankungen. »Zudem erhöhen sie das Potenzial für zwischenmenschliche Aggressionen in Form von gereiztem und gewalttätigem Verhalten, da die Fähigkeit der Selbstkontrolle durch den Hitzestress sinkt«, so die Barmer. Jakob-Pannier rät Menschen mit psychischen Erkrankungen, sich professionelle Beratung zu suchen, um sich auf extreme Hitzesituationen einzustellen zu können.
Zu psychischen Problemen könne es auch durch hitzebedingte Schlafstörungen kommen. Dabei können tropische Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 °C falle, für einen Dominoeffekt sorgen: »Bei Temperaturen von über 22 Grad Celsius im Schlafzimmer steigt die Wahrscheinlichkeit für einen kürzeren und in der Folge qualitativ minderwertigeren Schlaf, der auf Dauer zu Schlafstörungen führen kann. Diese wiederum sind ein möglicher Nährboden und Verstärker für psychische Störungen.« Schlafmangel könne zudem auch Wut und Aggressionen hervorrufen.