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Welttag des Stotterns

Wenn das Reden ruckelt

Etwa 800.000 stotternde Menschen gibt es in Deutschland. Über die Häufigkeit und Ursachen der Störung des Redeflusses, warum diese frühestmöglich behandelt werden sollte und wie man am besten mit einem stotternden Gegenüber umgeht, erklären Experten der Nachrichtenagentur dpa anlässlich des Welttags des Stotterns. 
Katja Egermeier
22.10.2020  13:15 Uhr

Stottern beruht auf einer Schwäche der Faserbahnen in der linken Gehirnhälfte, die die sprechrelevanten Zellen miteinander verbinden. »Die Verdrahtung ist nicht so gut«, erklärt Professor Martin Sommer, Oberarzt an der Uni-Klinik Göttingen laut dpa. Das Phänomen sei bis zu 80 Prozent genetisch bedingt, die restlichen Anteile lägen noch im Dunkeln. Zwillingsstudien zufolge sei nur klar, dass die restlichen 20 Prozent nicht auf frühkindliche Erfahrungen wie Spracherziehung, familiäre Probleme oder Scheidungen der Eltern zurückzuführen seien. »Auch Traumata spielen da keine Rolle«, sagt Psychologie-Professor Harald Euler (76), der viele Jahre an der Ruhr-Universität in Bochum arbeitete.

Sicherheit ist wichtig

Die Stärke des Stotterns ist nach Worten des Evolutionspsychologen Euler stark abhängig von der Situation und deren Anforderungen an die Ausdrucksfähigkeit: Besonders ausgeprägt sei die Störung bei Vorstellungsgesprächen, Reden vor größeren Gruppen und in Auseinandersetzungen. In der Kommunikation mit Eltern, Geschwistern, Freunden und Partnern hingegen sei der Redefluss weniger gestört. »Das Gefühl der Sicherheit macht viel aus«, so Euler, der auch Experte für Phoniatrie (Stimmheilkunde) und Pädaudiologie (Wissenschaft kindlicher Hörstörungen) ist, zu dpa.

Das könnte auch erklären, warum Tiere, vor allem Hunde und Katzen, entspannend auf Stotterer wirken und auch sich im Umgang mit Babys die Störung meist nicht zeige. Kleine Kinder und Tiere könnten nicht nachäffen, sich nicht lustig machen oder einfach Redebeiträge von Stotternden ignorieren, heißt es bei der dpa. Auch das Singen funktioniere einwandfrei. Der Grund: Es werden andere Gehirnareale dafür gebraucht als beim Sprechen.

»Traumata spielen keine Rolle«
Professor Harald Euler (76), bis 2019 Ruhr-Universität, Bochum

Frühestmöglich behandeln, geduldig zuhören

Statistiken zufolge stottern etwa 5 Prozent aller Kinder, aber nur 1 Prozent tuen das noch im Erwachsenenalter. Diese Zahl könnte weiter reduziert werden, wenn Eltern rascher reagieren würden, betont der Göttinger Neurologe Professor Martin Sommer, Vorsitzender der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe. »Spätestens sechs bis zwölf Monate nach Auftreten der Redeflussstörung sollte eine Behandlung erfolgen.«

Auch Spontanheilungen seien möglich. Wie diese genau vor sich gingen und warum sie bei Mädchen häufiger vorkommen als bei Jungen, sei jedoch noch ein Rätsel, so Sommer. Ebenso, warum mehr Jungen und Männer als Mädchen und Frauen stottern: Im Kindesalter kommen auf ein stotterndes Mädchen zwei stotternde Jungs; nach der Pubertät beträgt das Verhältnis sogar vier zu eins.

»Das ist unsere Gretchenfrage«, sagt Sommer. Stottern ist im Erwachsenenalter nicht mehr heilbar. Aber es gibt zwei Therapien, um es einzudämmen. Eine zielt auf einen anderen Sprechmodus (Fluency Shaping) ab, bei dem die Anfangssilben bewusst langsam und sanft gesprochen werden. Die neue Sprechweise wird im Alltag trainiert und wird bis zu einem Jahr danach überprüft. Die andere Therapie betrifft nicht den Redefluss selbst, sondern setzt in dem Augenblick an, in dem der Stotternde hängen bleibt. Dabei werden Praktiken gelehrt, wie man aus der Blockade rasch wieder herauskommt, etwa durch das Wiederholen des Wortes.

Für den Umgang mit Stotterern hat Sebastian Koch, Stotterer und Kulturredakteur beim »Mannheimer Morgen«, diesen wichtigen Rat: »Bitte nicht Sätze weiterführen, Stotternde ausreden lassen – und sich einfach Zeit für sie nehmen.«

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