Wenn die Haut nicht mehr passt |
Solch einen Bauch wünschen sich sicher viele Menschen. Wer stark abnimmt, muss jedoch zunächst oft mit sogenannten Fettschürzen zurechtkommen. / Foto: Fotolia/Dron
Die menschliche Haut ist mit einer Fläche von 1,5 bis 2 m2 und einem Gewicht von 3,5 bis 10 kg das größte und schwerste Organ des Menschen. Sie schützt das Körperinnere vor Umwelteinflüssen und Verletzungen, sie dehnt sich, ist elastisch und toleriert Umfangsveränderungen bis zu einem gewissen Grad relativ problemlos. Um all dies zu gewährleisten, besteht die Haut aus drei Schichten: Die unterste Schicht bildet das Unterhautfettgewebe (Subcutis). Es besteht aus lockerem Bindegewebe mit eingelagerten Fettzellen, speichert Wärme und Nährstoffe, dämpft äußeren Druck und Stöße ab und polstert darunterliegende Strukturen.
Die darüber liegende Lederhaut (Dermis) ist von einem dichten Netz aus Bindegewebsfasern durchzogen. Kollagene Fasern sorgen für mechanische Stabilität und Zugfestigkeit. Elastische Fasern sind dafür verantwortlich, dass die Haut nach einer Krafteinwirkung schnell wieder ihre ursprüngliche Form annimmt. Dazu kommen dünne retikuläre Fasern und eine gelartige Füllsubstanz, welche die Zwischenräume ausfüllt. In der Lederhaut liegen Nerven- und Muskelfasern, Schweiß- und Talgdrüsen, Blut- und Lymphgefäße, Haarwurzeln, Tastsinneszellen, Wärme- und Kälterezeptoren. Ihre Gefäße versorgen die Oberhaut (Epidermis) mit Nährstoffen, die die eigentliche Grenze zur Umwelt und eine widerstandsfähige Schutzschicht gegen schädigende Einflüsse bildet.
Auch wenn von außen nur die Epidermis sichtbar ist, sind es beim Gewichtsverlust die Veränderungen in den tieferen Hautschichten, die zum optischen Problem werden können. Etwa 80 Prozent der Fettansammlungen eines Menschen befinden sich im Unterhautfettgewebe. Wer abnimmt, verliert hier an Volumen und damit an »Auflagefläche« für die darüber liegenden Hautschichten. Damit diese sich dem neuen Volumen anpassen, müssen sich die Bindegewebsfasern zusammenziehen.
Wie gut die Rückbildung der Haut erfolgt, hängt neben dem Alter von der genetisch bedingten Struktur des Bindegewebes und dem Ausmaß des Gewichtsverlustes ab. Bewegt dieser sich in einem geringeren Rahmen, kann die Hautrückbildung mit verschiedenen Maßnahmen unterstützt werden. So sollte man darauf achten, dass der Gewichtsverlust nicht zu schnell erfolgt. Etwa ein halbes bis maximal ein Kilo pro Woche werden von Experten empfohlen. Ein guter Gegenspieler zum Fettverlust ist der gezielte Muskelaufbau. Er verringert den Volumenverlust, die Haut bleibt damit stärker aufgepolstert. Cremes und oberflächliche Massagen wirken zwar nicht direkt auf die Lederhaut, können aber die Durchblutung und den Lymphfluss anregen. Wirkstoffe wie Koffein, Vitamin A und E in Cremes oder Gelen sollen zudem einen leicht straffenden Effekt erzielen können. Und nicht zuletzt lässt eine gute Versorgung der obersten Hautschicht mit Fett und Feuchtigkeit die Haut glatter erscheinen.
Unterstützung gibt es auch aus dem Bereich der ästhetischen Medizin. Die Lipomassage ist eine computergesteuerte Tiefenmassage mit Rollen, bei der das zu massierende Gewebe mit Hilfe eines Vakuums angesaugt wird. Dadurch sollen der Abbau von Fettzellen unterstützt, die Produktion von Kollagen und Elastin aktiviert sowie die Durchblutung des Bindegewebes und der Lymphfluss angeregt werden. Bei der Mesotherapie werden mit Hilfe von feinen Nadeln hautstraffende Wirkstoffe in die Lederhaut eingebracht. Neben der Straffung und Stärkung des Bindegewebes soll dadurch die Neubildung von Gewebe angeregt werden. Die Kosten für die Behandlung sind privat zu tragen und schwanken bei der Lipomassage je nach Anbieter zwischen 60 und 75 Euro für eine Sitzung. In der Regel sind mehrere Termine nötig. Bei der Mesotherapie sind die Kosten vom Ausmaß der Behandlung und den verwendeten Wirkstoffen abhängig. Sie starten ab 200 Euro.
Fällt der Gewichtsverlust größer aus, reicht die Eigenelastizität der Haut oft nicht aus, um sich vollständig zurückzubilden. Zurück bleiben Fettschürzen, die als überschüssige Haut- und Fettgewebsanteile wie eine zweite Hülle am Körper herabhängen. Etwa 30 Prozent der Adipositaspatienten sind nach der Gewichtsreduktion von so ausgeprägten Fettschürzen betroffen, dass sie in ihrer Beweglichkeit ähnlich stark eingeschränkt sind, wie zuvor durch das Übergewicht. Dazu kommen Pilzinfektionen durch das feuchte Klima in den überlappenden Hautfalten, Hautirritationen durch die permanente Reibung und dauerhafte Entzündungen in den Umschlagsfalten.
Eine natürliche Rückbildung von Fettschürzen – egal welchen Ausmaßes – ist nicht möglich. Der einzige Weg, sie zu entfernen, ist eine Straffungsoperation. Hierbei löst der Chirurg das überdehnte Gewebe von der darunterliegenden Schicht, strafft es und entfernt den Gewebeüberschuss. Dies ist grundsätzlich an jedem Bereich des Körpers möglich, wird aber besonders häufig am Bauch, der Brust, den Oberarmen und Oberschenkeln durchgeführt. Auch ein sogenannter Bodylift, bei dem mehrere Körperbereiche in einer einzigen Operation gestrafft werden, ist bei gesunden Patienten möglich. Adipositaspatienten rät die S3-Leitlinie »Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen« jedoch zu Einzeloperationen, um das Risiko für Komplikationen geringer zu halten. Zudem gibt es eine grundlegende Voraussetzung für die Operation: Das Zielgewicht muss erreicht und mindestens sechs Monate konstant gehalten worden sein. Starke Gewichtsschwankungen sollten nach der Operation nicht mehr auftreten, um das Ergebnis nicht zu gefährden. Dennoch können sich Asymmetrien im Narbenverlauf sowie Empfindungsstörungen und Taubheitsgefühle in den gestrafften Bereichen ausbilden. Sie sind die Folge der Durchtrennung und Verletzung von Nerven. Gefühlsstörungen regulieren sich häufig innerhalb weniger Monate, können aber auch dauerhaft bestehen bleiben.
Trotz der mitunter hohen psychischen und physischen Belastung durch Fettschürzen ist der Rahmen für die Kostenübernahme von Straffungsoperationen durch die gesetzliche Krankenversicherung eng gesteckt. Als Indikation zur Operation gelten schwer therapierbare Pilzerkrankungen, Ekzeme und mechanische Beeinträchtigungen nach massiver Gewichtsabnahme. Liegen sie vor, besteht die Möglichkeit einer Kostenübernahme oder zumindest einer Teilerstattung. Auch bei Bauchstraffungen lohnt auf jeden Fall ein Antrag auf Kostenübernahme. Hier zahlen Krankenkassen häufiger. Bei allen anderen Straffungsoperationen ebenso wie bei anderen ästhetischen Behandlungen muss der Patient die Kosten in aller Regel selbst tragen. Da diese zum Teil sehr hoch sind, wird mitunter gezielt mit günstigen Preisen um Kunden geworben. Diese sollten die Angebote jedoch kritisch unter die Lupe nehmen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC). Begriffe wie »Schönheitschirurg« oder Schönheitsoperation« sind rechtlich nicht geschützt und lassen keinen Rückschluss auf die Qualifikation eines Arztes zu. Das einzige objektive Qualitätsmerkmal ist laut der DGÄPC der Facharztitel »Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie«. Darüber hinaus sei es wichtig, auf die Spezialisierung, die Erfahrung und die Qualität der Beratung zu achten. So sollte ein seriöser Facharzt auf die Erwartungen des Patienten und deren Umsetzbarkeit eingehen, die Preisgestaltung im individuellen Fall erläutern und einen detaillierten Kostenvoranschlag erstellen. Um abschätzen zu können, ob es sich dabei um ein vernünftiges Angebot handelt, können Patienten die von Fachgesellschaften veröffentlichten Durchschnittspreise heranziehen (siehe Kasten). Bei starken Abweichungen, vor allem nach unten, raten die Experten zur Vorsicht.
Zu den Operationskosten kommen noch die Kosten für die Anästhesie und den Krankenhausaufenthalt.