Wenn Duftstoffe die Gesundheit belasten |
Reaktionen auf Duftstoffe können sich als Atembeschwerden, Hautausschlag, Stimmungstiefs und Konzentrationsproblemen äußern. / Foto: Getty Images/bymuratdeniz
Im Treppenhaus hängen das Parfüm der Nachbarin und Reinigungsmittelreste in der Luft. Aus dem Wäschekeller strömt Weichspülergeruch. Unterwegs verbreiten Menschen Duft aus Haarspray, Cremes und Waschmittel. Was für die einen angenehm klingt, ist für andere ein Gesundheitsrisiko. Vor allem Asthmatiker können stark auf Duftstoffe reagieren. Die Folge: Atembeschwerden, Hautausschlag, Stimmungstiefs und sogenannter Brain Fog, der unter anderem Konzentrationsprobleme bedeutet.
»Bei uns melden sich jeden Tag ein bis drei Betroffene«, sagt Silvia Pleschka, Duftstoffexpertin beim Deutsche Asthma- und Allergikerbund (DAAB) in Mönchengladbach, im Vorfeld des Welt-Asthma-Tags am 2. Mai. Etliche seien verzweifelt, zumal sie oft auf Unverständnis stießen. »Viele Menschen können sich nicht vorstellen, dass so etwas Schönes wie Duftstoffe gesundheitliche Risiken hat«. Zudem habe sich der Geruchssinn oft so daran gewöhnt, dass sie selbst nicht mehr merkten, wie stark alles rieche. Doch Duftstoffe seien Chemikalien, die die Luft belasteten, sagt Pleschka. Manche könnten sogar endokrin wirken, also den Hormonhaushalt beeinflussen.
Duftstoffe sind laut Studien nach Nickel die zweithäufigsten Auslöser einer Kontaktallergie. Das heißt, es gibt eine allergische Reaktion bei Hautkontakt. Doch auch das bloße Einatmen kann Betroffenen zufolge Beschwerden verursachen. Hier ist oft von einer Duftstoffsensibilität oder -unverträglichkeit die Rede. In einer internationalen Studie nannte ein Drittel der Befragten eine Duftstoffsensibilität. Jeder zweite Asthmatiker gab Gesundheitsprobleme durch Duftstoffe an. »Die Dunkelziffer ist hoch«, sagt Chemikerin Pleschka. Ob synthetischer oder natürlicher Duft, mache keinen Unterschied.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Duftstoffallergie steigt Studien zufolge mit dem Alter. Grund ist laut DAAB unter anderem, dass sich die Duftstoffe im Körper anreichern können, vor allem synthetische. Auch wer noch keine Symptome hat, kann schon belastet sein. Bei Kindern und Jugendlichen fand das Umweltbundesamt den Duftstoff Lysmeral im Urin aller untersuchten Kinder und Jugendlichen. Genauere Studien zu Wirkung und Gefahrenpotenzial stehen bei vielen Duftstoffen aber noch aus.