Wenn Duftstoffe die Gesundheit belasten |
Für Duftstoffallergie und -unverträglichkeit gibt es bisher weder einheitliche Diagnostik noch Behandlung. Die meisten Betroffenen versuchen, so gut wie möglich Duftstoffe zu meiden. Duftstoffe zu umgehen ist selbst im eigenen Haushalt schwierig. Denn sie müssen auf Produkten nicht vollständig deklariert werden. Selbst Pflegemittel, die als «parfümfrei» vertrieben werden, können Duftstoffe enthalten, wie Untersuchungen ergaben. Kennzeichnungsmängel fand das Niedersächsische Amt für Verbraucherschutz auch bei Raumbeduftungen. Viele Orte werden laut DAAB bewusst beduftet, etwa Geschäfte, Busse und Kinos, Pflegeeinrichtungen und Kliniken.
Gehör finden Duftstoffallergiker in sozialen Medien, in Selbsthilfegruppen Selbsthilfegruppen für Menschen mit Multipler Chemikaliensensibilität (MCS) sowie bei Umweltmedizinern, etwa bei der umweltmedizinischen Ambulanz der Uniklinik Augsburg. »Die meisten Betroffenen suchen lange nach Informationen und Austausch«, sagt Pleschka vom DAAB.
Einer Studie aus Schweden, Australien, Großbritannien und den USA zufolge beträgt der wirtschaftliche Verlust durch duftstoffbedingte Krankheitstage und Kündigungen in den Ländern pro Jahr 146 Milliarden US-Dollar. Andere Studien untermauern, dass Duftstoffe am Arbeitsplatz mit Asthma einhergehen können.
In manchen anderen Ländern scheint die Gefahr bereits stärker ins öffentliche Bewusstsein vorgedrungen. Eine australische Wissenschaftlerin fand vor allem in Kanada und den USA mehrere Einrichtungen wie Rathäuser, Büchereien, Kirchen, Restaurants und Krankenhäuser, die Besucher anweisen, auf Duftstoffe zu verzichten.
Auch in Deutschland ist das Thema mehrfach Politikum geworden. Die Bundestagsfraktion der Grünen forderte 2020, die Beduftung von öffentlichen Räumen und Verkehrsmitteln, Kindergärten, Krankenhäusern und ähnlichem zu verbieten, ebenso wie allergene Duftstoffe in Spielzeug. Das Umweltbundesamt plädiert ebenfalls dafür, öffentliche Räume generell nicht zu beduften. Auch das bayerische Landesparlament hat sich schon mit Duftstoffen beschäftigt. »Doch es passiert einfach nichts«, sagt Pleschka vom DAAB.