Wenn guter Duft schadet |
Katja Egermeier |
03.02.2021 16:00 Uhr |
Für die einen ist es ein Wohlgeruch, für andere eine gesundheitliche Belastung: Duftstoffe stecken in unzähligen Produkten des täglichen Lebens. / Foto: Getty Images/Westend61
Dem DAAB zufolge halten sich die Einwohner hierzulande zu 90 Prozent in Innenräumen auf. Duftstoffe werden dort nicht selten zur angenehmen Gestaltung der Atmosphäre eingesetzt – mit steigender Tendenz. Das beginnt bei Duftkerzen und Raumparfums und reicht über wohlriechende Kosmetika bis hin zu Staubsauber- und Mülleimerparfums. Viele Menschen seien inzwischen rund um die Uhr von Duftstoffen umgeben, so die DAAB.
Über die Wirkungen von Duftstoffen auf Gesundheit und Umwelt ist laut Umweltbundesamt (UBA) bisher vergleichsweise wenig bekannt. Doch empfindliche Personen können dem DAAB zufolge auf die Duftstoffe mit gesundheitlichen Beschwerden reagieren, denn sie gelangen durch die Atemluft in die Lunge und von dort in den Blutkreislauf. Bei duftstoff-sensiblen Personen könne das zum Teil gravierende gesundheitliche Probleme unter anderem mit Kopfschmerzen, Hustenreiz oder Atemproblemen auslösen. Zudem können Menschen, die ungewollt Düften ausgesetzt sind, ähnlich wie bei Lärm Stressreaktionen entwickeln, so das UBA.
Duftstoffe sind leicht flüchtige Substanzen. Sie werden beim Einatmen auf- und wahrgenommen. Im Nasen-Rachen-Bereich docken die Duftmoleküle an bestimmte Rezeptoren der Riechschleimhaut an. Damit lösen sie Nervenimpulse aus, die als Information an das Gehirn weitergeleitet werden und dort positive und negative Gefühle, Stimmungen und Erinnerungen auslösen. Duftstoffe wirken bereits in sehr geringen Konzentrationen, manchmal auch, wenn sie nicht wirklich gerochen werden. Man spricht von Effekten unter der Wahrnehmungsgrenze.
Es gibt rund 3000 natürliche und synthetische Einzelsubstanzen, die zur Kreation von Düften auch im Gemisch zur Verfügung stehen. Es handelt sich um reaktive Chemikalien, die bereits in sehr geringen Konzentrationen wirksam und wahrnehmbar sind. Gerade in Marken-Produkten mit zum Teil großen Namen ist die Zusammensetzung des Dufts häufig ein streng gehütetes Geheimnis.
Eine Ausnahme stellen die 26 relevanten allergieauslösenden Duftstoffe dar, die einzeln mit ihren botanischen (bei Naturextrakten) oder chemischen Bezeichnungen auf dem Produkt genannt werden müssen, wenn sie eine bestimmte Konzentration in Kosmetika, Parfüms, Wasch- und Reinigungsmitteln oder Medizinprodukten überschreiten. Gerade Duftstoffallergiker sollten diese Deklarationen unbedingt lesen, um gegebenenfalls für sie problematische Stoffe meiden zu können.
→ Die relevanten allergieauslösenden Duftstoffe finden Sie in einem Kasten am Ende des Artikels aufgelistet.
Duftstoffe können demnach nicht nur über die Atemwege auf den Körper einwirken, sie gehören auch zu den häufigsten Auslösern von Kontaktallergien. Etwa 20 Prozent der Bevölkerung reagieren laut DAAB auf mindestens eines der häufigsten Kontaktallergene sensibel. Dazu gehören Duftstoffe wie beispielsweise Isoeugenol. Kontaktallergien seien nicht heilbar. Aus Sicht der Experten bleibt nur das Meiden des Allergieauslösers. Die relevanten allergieauslösenden Duftstoffe finden Sie in einem Kasten am Ende des Artikels aufgelistet.
Produkte mit diesem DAAB-Logo sind garantiert duftstofffrei und ohne potente Kontaktallergene. / Foto: DAAB
Bei den durch Duftstoffe ausgelösten Beschwerden handelt es sich gemäß der Experten nicht um allergische Reaktionen, sondern um Duftstoffunverträglichkeiten, bei deren Entstehung das Immunsystem im Gegensatz zu allergischen Reaktionen nicht beteiligt ist. Vielmehr handele es sich um eine systemische Reaktion des Körpers auf die eingeatmeten Duftstoffe.
Die Beschwerden können der DAAB zufolge sehr unterschiedlich sein: Kopfschmerzen, Beklemmungsgefühl, Kreislaufprobleme, Hustenreiz bis hin zu lebensbedrohlichen Asthmaanfällen. Diese Symptomvielfalt erschwert häufig die Diagnose einer Duftstoffunverträglichkeit. Hinsichtlich der Behandlung empfiehlt der DAAB auch hier: Vermeiden Sie die luftgetragenen Duftstoffe!
Zu den hochpotenten Allergieauslösern mit hohem Sensibilisierungspotential zählen laut DAAB
Potente Allergieauslöser mit mittlerem Sensibilisierungspotential sind
Wenig potente Allergieauslöser mit geringem Sensibilisierungspotential sind