Wenn Kinder plötzlich Diabetes haben |
Im Pandemiejahr 2020 sind mehr Eltern als üblich verspätet mit ihren Kindern zum Arzt gegangen – mit gefährlichen Folgen: Die Zahl der Ketoaizodosen hat sich laut einer Studie im Vergleich zu den Vorjahren signifikant erhöht. Der Gießener Kinder- und Jugendmediziner Clemens Kamrath und weitere Forscher haben zunächst die Daten von 532 Kindern und Jugendlichen, die zwischen Mitte März und Mitte Mai an Diabetes Typ 1 erkrankten, mit denen von 2018 und 2019 verglichen.
2020 lag der Anteil der Kinder, die zum Zeitpunkt der Diagnose eine Stoffwechselentgleisung hatten, in dem Zeitraum bei rund 45 Prozent, 2019 bei 25 Prozent und 2018 bei 24 Prozent. In einer weiteren Studie fanden Kamrath und Kollegen heraus, dass das Risiko auch über den Sommer 2020 signifikant erhöht war. Über die Ursachen lasse sich nur mutmaßen. Ein möglicher Grund sei, dass Eltern aus Angst vor einer Corona-Infektion Arztpraxen und Krankenhäuser später aufsuchten als sie es vor der Pandemie getan hätten, so Kamrath.
Unzureichend behandelt kann ein Typ-1-Diabetes schwere Folgeerkrankungen nach sich ziehen. »Es sind die gleichen, die man auch von der Volkskrankheit Diabetes Typ 2 kennt«, so Neu. Der Zucker greife mit der Zeit Augen, Nieren, Gefäße und Nerven an. »Im schlimmsten Fall treten später Blindheit und Herzinfarkt auf, auch Amputationen und Dialyse können notwendig werden«. Gerade wegen der langen Lebensdauer, die die jungen Patienten noch vor sich hätten, sei von Anfang an eine gute Behandlung nötig.