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Selten bösartig

Werden Schilddrüsenknoten zu oft operiert?

Fast jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat Schilddrüsenknoten. Eine aktuelle Langzeitstudie zeigt, dass diese sich aber nur selten zu Krebs entwickeln. Eine Operation ist daher oftmals nicht erforderlich.
PZ
05.12.2022  10:30 Uhr

Ein Grund für die bei Erwachsenen häufig auftretenden knotigen Veränderungen der Schilddrüse ist der in Deutschland verbreitete Iodmangel. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie(DGE) in einer Mitteilung hin. Bei Anzeichen auf eine Krebserkrankung oder starker Vergrößerung der Drüse kann sie vorsorglich operiert werden. Bislang ging man davon aus, dass etwa 15 Prozent der Schilddrüsenknoten bösartig sind oder entarten können. Jetzt zeigt eine deutsche Langzeituntersuchung, dass der Prozentsatz wohl deutlich geringer ist.

Eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. Martin Grußendorf von der Universitätsklinik Düsseldorf hatte in den Jahren zwischen 1989 und 2013 in einem endokrinologischen Zentrum 17.592 Patientinnen und Patienten mit Schilddrüsenknoten von mehr als 1 cm Durchmesser untersucht. 1904 von ihnen wurden operiert und 6731 länger als ein Jahr nachverfolgt (davon 1165 länger als zehn Jahre und bis zu 23 Jahren). Bei 155 Patientinnen und Patienten konnten Malignome im ersten Jahr nach Erstvorstellung histologisch nachgewiesen werden, bei weiteren 25 wurde ein Malignom in den Jahren zwei bis fünf entdeckt und bei weiteren neun in den Jahren sechs bis zehn. Danach wurden bis 23 Jahre nach Erstdiagnose der Knoten keine weiteren bösartigen Veränderungen festgestellt. Insgesamt diagnostizierten Ärztinnen und Ärzte bei 189 Patienten Schilddrüsenkrebs. Dies entspricht einer Malignitätsrate von 1,1 Prozent, berichtet das Team im »European Thyroid Journal«.

Die Daten bestätigen Zahlen des Robert-Koch-Instituts zur Häufigkeit von Schilddrüsenkrebs. Dort wurden in 25 Jahren  bundesweit 103.300 Fälle erfasst. »Die daraus abgeleitete Krebsrate von Knoten der Schilddrüse liegt bei etwa einem Prozent und damit bei nur circa einem Zehntel der in den Leilinien angegebenen Rate«, sagt Grußendorff in der Mitteilung.

Überdiagnostik und Übertherapie vermeiden

»Diese neuen Zahlen sollten in die Risikoabschätzung beim Umgang mit den Knoten einfließen, insbesondere auch was die OP-Entscheidung angeht«, so Grußendorf. Das fordert auch die DGE. Momentan werden in Deutschland jährlich rund 56.000 Schilddrüsenoperationen durchgeführt: »Das sind circa 70 Operationen pro 100.000 Einwohner. Im europäischen Durchschnitt liegen die Zahlen jedoch mit 47 Operationen pro 100.000 Einwohner deutlich niedriger.«

Um Überdiagnostik und Übertherapie zu vermeiden, sollte laut der DGR in dem Iodmangelgebiet Deutschland auf ein routinemäßiges Ultraschall-Screening der Schilddrüse bei Patientinnen und Patienten ohne Hinweise auf eine Schilddrüsenerkrankung verzichtet werden. Wird ein Knoten mit einem Durchmesser von mehr als 1 cm nachgewiesen, sollte zunächst eine Sonographie mit einer standardisierten Befundung nach TIRADS (Thyroid Imaging And Reporting System) erfolgen. Außerdem rät die Fachgesellschaft, im Blut den TSH-Wert zu bestimmen. Weicht er von der Norm ab, sollten im nächsten Schritt zusätzlich die Schilddrüsenhormone fT4 und fT3 gemessen werden. »Ebenso empfehlen wir die Bestimmung des Calcitonin-Wertes«, so der Experte: Dadurch könnten die in etwa 0,5 Prozent der Fälle auftretenden sogenannten C-Zell-Karzinome frühzeitig entdeckt werden.

Hat man sich entschieden, den Knoten zu beobachten, sollte man ihn nach sechs bis zwölf Monaten erneut per Ultraschall kontrollieren und bei weiterhin unauffälligem Befund eine weitere Nachkontrolle nach zwei bis drei Jahren durchführen. »Da bei initial unauffälligen Schilddrüsenknoten danach nur noch sehr wenige Malignome auftreten, muss der Stellenwert einer langjährigen Nachsorge jedoch kritisch hinterfragt werden«, ergänzt Grußendorf.

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