Wichtiges Wissen für die erste Blutspende |
Nur 3 Prozent der deutschen Bevölkerung spenden regelmäßig Blut. / © Getty Images/AnnaStills
Bei Unfällen mit schweren Verletzungen ist oft Blut gefragt, das andere gespendet haben – das ist klar. Doch längst nicht nur dann: »Man kann sagen: Die moderne Medizin wäre ohne Blutspende in ganz wesentlichen Teilen nicht machbar«, sagt Kristina Hölig. Sie ist Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI).
Denn Blutkonserven sind zum Beispiel auch unverzichtbar bei Tumor- oder Gefäßoperationen, die oft einen hohen Blutverlust für die Patientinnen und Patienten bedeuten. Und auch bei Chemotherapien sind sie gefragt. Der Bedarf ist also groß. Doch nur 3 Prozent der deutschen Bevölkerung spenden regelmäßig Blut, heißt es vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Sie haben es noch nie getan, können es sich aber vorstellen? Wir klären die wichtigsten Fragen für das erste Mal.
Es liegt auf der Hand: Nach einer Blutspende geht man mit dem guten Gefühl, anderen zu helfen, nach Hause. »Im Alltag gibt es relativ selten die Gelegenheit, jemandem das Leben zu retten«, sagt Kristina Hölig. »Wenn ich aber Blut spende, kann ich sicher sein, dass ich mit dieser Viertelstunde zumindest Leben erhalte – und oft auch an einer Lebensrettung beteiligt bin.«
Nette Nebeneffekte: Ein Blutspendetermin ist ein kleiner, kostenloser Gesundheitscheck, denn das Blut wird im Anschluss unter anderem auf HIV sowie auf verschiedene Hepatitis-Viren untersucht, die Leberentzündungen auslösen können. Gibt es Auffälligkeiten, meldet sich der Blutspendedienst. Zudem gibt es meist eine Aufwandsentschädigung, die in aller Regel 20 bis 40 Euro beträgt. Und: Im Anschluss an den Termin gibt es üblicherweise einen Happen zu essen und etwas zu trinken.
Wenn Sie mindestens 18 Jahre alt, gesund und mindestens 50 Kilogramm schwer sind, stehen die Chancen gut, dass Sie als Spender oder Spenderin infrage kommen. »Eine obere Altersgrenze gibt es übrigens nicht mehr. Man kann auch mit 60 Jahren noch anfangen, Blut zu spenden«, sagt Kristina Hölig.
In bestimmten Fällen ist man allerdings von der Spende ausgeschlossen. Dazu zählen etwa eine Schwangerschaft oder die Einnahme bestimmter Medikamente. Und: Wurde einem jüngst ein Zahn gezogen, muss man eine Woche abwarten, ehe es wieder grünes Licht für die Blutspende gibt.
Auf dem Portal »blutspenden.de« des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) kann man sich Blut- und Plasmaspendedienste in der Nähe anzeigen lassen. Bei einigen kann man vorab einen Termin vereinbaren, bei anderen einfach vorbeischauen.
Zur Blutabnahme in der Hausarztpraxis soll man mit nüchternem Magen kommen, bei der Blutspende gilt das Gegenteil: »Morgens nicht frühstücken und vormittags dann zur Blutspende gehen – das ist keine gute Idee«, sagt Kristina Hölig. Dann muss man damit rechnen, dass der Kreislauf schwächelt. Das kann man vermeiden, indem man vor dem Termin ausreichend isst und trinkt. Das gilt vor allem für heiße Tage, an denen eine Blutspende im Übrigen unter Beachtung einiger weniger Regeln problemlos möglich ist.
Dennoch: Sehr fettige Mahlzeiten verkneift man sich lieber, auch schon am Vortag. Sie können nämlich die Qualität bestimmter Blutprodukte mindern, die aus der Blutkonserve hergestellt werden. »Das Plasma – also die Blutflüssigkeit – sieht dann ganz milchig aus«, beschreibt Kristina Hölig.
Ebenfalls wichtig vorab: prüfen, ob der Personalausweis im Portemonnaie oder der Tasche steckt – ohne geht es nicht. »Nichts ist ärgerlicher als wenn man aus diesem banalen Grund wieder weggeschickt wird.«
Für so einen Termin plant man am besten rund eine Stunde ein. Erst einmal wird geklärt, ob man überhaupt zur Spende zugelassen ist. Dabei werden unter anderem vorliegende Erkrankungen abgefragt. »So will man Krankheiten ausschließen, die übertragen werden können«, erklärt Kristina Hölig, die das Institut für Transfusionsmedizin des Uniklinikums Carl Gustav Carus Dresden leitet.
Mit einem kleinen Piks in den Finger wird dann etwas Blut entnommen, um den Hämoglobinwert zu bestimmen. Unterschreitet er einen gewissen Wert, kann das auf einen Eisenmangel hinweisen. Eine Blutspende ist dann nicht möglich. Die Sorge, durch eine Blutspende einen Eisenmangel zu erleiden, ist jedoch unbegründet.
Kann die Spende beginnen, werden etwa 500 Milliliter Blut über die Armvene entnommen. Letzter Programmpunkt: ein Snack und etwas zu trinken. Dieser Imbiss soll den Kreislauf wieder in Schwung bringen und den Körper mit Energie und Flüssigkeit versorgen. Trinken ist im Anschluss besonders wichtig, denn beim Blutspenden verliert der Körper rund einen halben Liter Flüssigkeit. Zudem sollte man den Körper nach der Spende schonen und auf schweißtreibendes besser verzichten.
Eine Übersicht über den detaillierten Ablauf einer Blutspende finden Sie in unserem Beitrag »So läuft eine Blutspende ab«.
Durch die Spende geht dem Körper nicht nur Flüssigkeit verloren, sondern auch Zellen wie die roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff im Körper transportieren. Bis sie sich regenerieren, dauert es zwar etwas, wie Kristina Hölig sagt. »Wenn man messen würde, würde man feststellen, dass man noch einige Wochen lang weniger von ihnen im Blut hat.« Der Expertin zufolge ist das aber nicht zu spüren und auch kein Problem, »sofern man nicht gerade bei Olympia antritt und es auf eine High-End-Spitzenleistung ankommt«.
Übrigens: Damit der Körper den Blutverlust gut ausgleichen kann, ist vorgeschrieben, dass zwischen zwei Blutspenden mindestens 56 Tage liegen müssen. Geregelt ist auch, wie oft man innerhalb von zwölf Monaten Vollblut spenden darf: Männer sechsmal, Frauen viermal.