Wie beugt man Fußschmerzen vor? |
Barbie geht auf High Heels zum Shoppen. Sie hat aber auch keine Fußschmerzen. / Foto: Adobe Stock/dvulikaia
Fußschmerzen können verschiedene Ursachen haben. Zu den häufigsten gehören ein Fersensporn, ein Hallux valgus oder eine Arthrose, informiert die Fußspezialistin Dr. Stefanie Donner im Gespräch mit PTA-Forum. Sie arbeitet als Orthopädin und Unfallchirurgin am Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Der Fersensporn (Kalkaneussporn) ist ein dornartiger Knochenauswuchs am Fersenbein, einem Knochen der Fußwurzel. Nach den Ausführungen Donners unterscheidet man zwei Ausprägungen: Die seltenere Variante ist der dorsale Fersensporn - eine knöcherne Ausziehung der oberen hinteren Kante des Fersenbeins, die oft mit einer schmerzhaften Entzündung des Schleimbeutels verbunden ist. Sie ist als eine deutliche, teilweise gerötete Vorwölbung sichtbar und kann im Schuhwerk stören. Ursache ist oft eine Verkürzung der rückseitigen Oberschenkelmuskulatur durch zu vieles Sitzen.
Der häufigere plantare Fersensporn, auch Plantarfasziitis genannt, beginnt am unteren, vorderen Rand des Fersenbeins, also im Ansatzbereich der Sehnenplatte an der Unterseite des Fersenbeins, und weitet sich entlang der Fußsohle in Richtung Zehen aus. Ursache hierfür sind chronische Mikroverletzungen am Sehnenplattenansatz des unteren Fersenbeins, die zu einer Verkalkung und später zu einer Verknöcherung führen können.
Häufig ist der plantare Fersensporn im Röntgenbild ein Zufallsbefund, und viele Betroffene haben keine Probleme damit. Ist er allerdings sehr schmerzhaft - typisch sind Druckschmerzen an der Ferse, vor allem beim Stehen und Gehen -, »dann sollte er therapiert werden, denn von allein verschwindet er nicht«, rät Donner.
Die Therapiemöglichkeiten reichen von Krankengymnastik mit ausgeprägten Dehnübungen der Beugemuskeln an der Hinterseite des Oberschenkels über Schuheinlagen bis zur Stoßwellentherapie.
Weil es sich vor allem bei der Plantarfasziitis um entzündliche Veränderungen des Fasziengewebes handelt, kommen nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) oder Cortisoninfiltrationen zum Einsatz. Letztere werden jedoch laut Donner nur sehr zurückhaltend gegeben, weil sie die Gewebestruktur schädigen.
Leider sei vor allem der dorsale Fersensporn sehr langwierig, so Donner. Betroffene müssten von ein bis eineinhalb Jahren Beschwerden ausgehen. »Man kann den dorsalen Fersensporn auch operativ abtragen lassen. Wenn die Verknöcherung oder Verkalkung sehr umfangreich ist, kann es sogar notwendig sein, dass der Chirurg die Achillessehne ablösen muss und sie nach der Entfernung des störenden Gewebes wieder fixiert. Zu einer Operation rate ich allerdings nur, wenn alle konservativen Therapieoptionen ausgeschöpft sind«, sagt Donner.
Im Alltag sollten Menschen mit jeder Art von Fersensporn auf gutes Schuhwerk achten und Stop-and-go-Sportarten wie Joggen, Badminton oder Tennis meiden.
Hallux valgus ist die medizinische Bezeichnung für den Schiefstand des Großzehs, wenn dieser von der Körpermitte in Richtung der kleinen Zehen (valgisch) abweicht. Laut Donner gibt es verschiedene Faktoren für seine Entstehung. Der häufigste ist intrinsisch eine Großzehfehlstellung aufgrund einer Veranlagung. Hohes, enges Schuhwerk ist ein weiterer Risikofaktor.
Je nachdem, wie weit der Hallux valgus fortgeschritten ist, kann man zu Beginn der Fehlstellung durch Fußgymnastik und Stärkung der Fußinnenmuskulatur versuchen, dem Verlauf Einhalt zu gebieten. Auch orthopädische Hilfsmittel wie Einlagen, Zehenspreizer oder Hallux-valgus-Nachtlagerungsschienen können hilfreich sein.
»Für die Wahl der geeigneten Therapie eines Hallux valgus sollte der Arzt auch die Tarsometatarsal(TMT)-Gelenke zwischen Fußwurzel- und Mittelfußknochen untersuchen«, rät Donner. Hintergrund: Der Fuß sei laut der Ärztin von der Belastbarkeit noch nicht an den aufrechten Gang komplett adaptiert. Dementsprechend sind bei manchen Menschen die TMT-Gelenke zwischen Fußwurzel- und Mittelfußknochen nicht so stabil, wie sie es sein sollten oder verlieren mit der Zeit an Stabilität, werden hyperelastisch. Dies könne die Bildung eines Hallux valgus fördern, weil sich zum Ausgleich dieser Instabilität das Fußgewölbe absenkt und dadurch der erste Knochenstrahl hin zum Großzeh in Schieflage gerät. »Sollte ein Hallux valgus in Kombination mit einer Instabilität vorliegen, ist eine korrigierende Versteifung anzuraten«, so Donner.
»Wenn ein Hallux valgus nicht mehr tolerierbar ist und die Schmerzen zunehmen, sollte der Hallux valgus operativ angegangen werden «, empfiehlt Donner. In Abhängigkeit von der Ausprägung des Fersensporns wählt der Chirurg leitliniengerecht aus verschiedenen Operationsverfahren. Wird ein Hallux valgus nicht therapiert, sind laut Donner Folgeschäden möglich. Denn durch die Dekompensation des ersten Strahls (hin zum großen Zeh) knickt der Fuß bei fortgeschrittenen Stadien weg, wird zu einem Knick-Senk-Fuß mit der Folge eines X-Beines und Hüft-Fehlstellungen.
Arthrose ist bei den meisten Betroffenen idiopathisch: Nur in den seltensten Fällen kann eine Ursache gefunden werden. Im Anfangsstadium behandeln Ärzte die Arthrose symptomatisch mit entzündungshemmenden Arzneistoffen, Physiotherapie und Einlagen. Eine Arthrose der Mittelfußgelenke oder der oberen Sprunggelenke führt meist zu einer verschlechterten Statik, die man laut Donner durch gute Einlagen teilweise kompensieren kann.
»Diese konservativen Therapiemaßnahmen sollte man so lange wie möglich versuchen, denn eine Arthrose-Operation am Fuß ist mit einer Versteifung verbunden, die eine große Einschränkung und eine lange Nachbehandlung mit sich bringt. Eine Endoprothese am Sprunggelenk erzielt nach dem heutigen Stand der Wissenschaft noch nicht so gute Ergebnisse wie heutige Knie- oder Hüftprothesen hinsichtlich Schmerzfreiheit, Haltbarkeit oder Tragekomfort. Ist sie dennoch notwendig, sollte der Eingriff an spezialisierten Zentren durchgeführt werden, die über eine große Erfahrung verfügen«, informiert Donner.
Bei Arthrose im Fuß eignen sich als Sportarten Schwimmen und Radfahren.