PTA-Forum online
Praxisbericht

Wie die PTA-Anerkennung abläuft

PTA-Ausbildungen, die in einem anderen Land absolviert wurden, werden in Deutschland nicht ohne weiteres anerkannt. Es braucht viel Zeit und Nerven. Die Pharmazeutische Zeitung (PZ) hat eine PTA aus der Ukraine begleitet.
PZ
28.05.2025  08:00 Uhr

Yana Vakulik betritt die Apotheke am Thie im niedersächsischen Holle. Sie erhält einen Kittel und vom Apothekeninhaber Niels Buthe ein Namensschild. Sie atmet einmal tief durch, schaut sich um und entdeckt an einer Stelle eine Kiste mit Waren, die weggeräumt werden müssen. Nach einem fragenden Blick erntet sie ein ermutigendes Nicken. Minuten später ist die Arbeit perfekt erledigt.

So verlief im April 2024 der erste Arbeitstag von Vakulik, die seit drei Jahren mit ihren zwei Kindern in Deutschland wohnt. Die 40-Jährige musste aus der Ukraine fliehen, wo sie 18 Jahre lang als pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) gearbeitet hat. Nun muss sie zunächst einen Anerkennungsprozess durchlaufen und darf bis dahin nur als Hilfskraft in der Apotheke am Thie arbeiten.

Obwohl die jüngste Fachkräfte-Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2023 zeigt, dass besonders Apotheken unter einem Mangel an qualifiziertes Fachkräften leiden, ist der Anerkennungsprozess für ausländische PTA sehr bürokratisch und kompliziert.

»Ich bin gespannt auf den Tag, wenn du mit PTA-Urkunde hier stehst«, sagt Apothekeninhaber Buthe. Er hat Vakulik von Anfang an begleitet, ihr bei der Suche nach einer Kita, einem Deutschkurs und einer PTA-Schule geholfen und sie bei der Bewältigung der Bürokratie unterstützt. »Das war sehr hilfreich. Ich bin sehr dankbar für diese Hilfe«, sagt die 40-Jährige im Gespräch mit der PZ.

Andere Abläufe als in der Ukraine

Vakulik versteht die Notwendigkeit des Anerkennungsprozesses. »Alle Gesetze und alle Abläufe in der Apotheke sind anders als in der Ukraine«, sagt sie. Dennoch gebe es viele Schwierigkeiten. »Die Bürokratie, die Dokumentation, der Zeitraum und und und…«, so die 40-Jährige.

Obwohl sie vor dem Krieg fliehen musste, hatte sie alle notwendigen Dokumente für die Anerkennung dabei. Laut Bundesportal des Bundesministeriums des Innern und für Heimat sind das in Niedersachsen: Identitätsnachweis, Lebenslauf, Zeugnisse, Ausbildungsnachweise und Visum beziehungsweise Aufenthaltserlaubnis. Zudem müssen ein Strafregisterauszug oder Führungszeugnis aus dem Herkunftsstaat, ein B2-Sprachzertifikat und eine ärztliche Bescheinigung vorliegen. Die Dokumente müssen teilweise als beglaubigte Kopien eingereicht werden, das heißt, sie müssen von einer öffentlichen Stelle amtlich bestätigt werden.

Nachdem Vakulik ihre Dokumente beim Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie in Lüneburg eingereicht hatte, erhielt sie eine Rückmeldung darüber, was sie fachlich nachholen muss. Dies kann sich je nach Herkunftsland unterscheiden. In ihrem Fall waren es pharmazeutische Gesetzeskunde und die pharmazeutische Praxis in einer Apotheke.

Auf der Suche nach der richtigen PTA-Schule

Auf der Suche nach einer Schule machten sich Vakulik und Buthe gemeinsam auf den Weg nach Hannover  zum Tag der offenen Tür einer PTA-Schule. Zwar hätte Vakulik den Anerkennungskurs an dieser Schule machen können, doch das Konzept fand Buthe nicht überzeugend. Die Schule habe ihm mitgeteilt, dass sie ihn dabei nicht besonders unterstützen könne, erinnert sich der Apotheker.

Auch Apothekerin Marieke Mundt von der Marien Apotheke in Hannover hat eine ähnliche Erfahrung gemacht. »Wir möchten eine ukrainische Kollegin bei ihrer Anerkennung zur PTA unterstützen und haben uns bei verschiedenen Institutionen nach entsprechenden Anerkennungslehrgängen informiert«, sagt Mundt auf Anfrage der PZ. Eine PTA-Schule in Hannover könne den Anerkennungslehrgang durchführen, sagt die Apothekerin und fügt hinzu: »Leider scheitert es nun an einer entsprechenden Förderung durch die Arbeitsagentur.«

Denn damit die Kosten eines Kurses von der Agentur für Arbeit übernommen werden, muss eine AZAV-Zertifizierung, also eine Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung, vorliegen. Diese kostet jedoch nicht nur Geld, sondern auch sehr viel Zeit.

Völker-Schule Osnabrück: Einmaliges Angebot in Deutschland

»Da gehört natürlich ganz viel dazu«, sagt Lina Kalmer im Telefoninterview mit der PZ. Sie ist Leiterin der Akademie für Weiterbildung der Völker-Schule Osnabrück. Die Schule bietet PTA-Anerkennungskurse mit AZAV-Zertifizierung an. Insgesamt koste die Zertifizierung zwischen 3000 und 4000 Euro. »Und dann kommt natürlich noch die hausinterne Arbeitszeit dazu«, so Kalmer.

Für ihr deutschlandweit einmaliges Konzept hat die Völker-Schule Osnabrück den Apostart-Award 2023 gewonnen. Sogar das Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin empfiehlt die Schule »wegen des in Berlin aktuell fehlenden Angebots«, wie die Pressestelle auf Anfrage mitteilt.

Auch andere Schulen unterstützen beim Anerkennungsprozess. So etwa die PTA-Bernd-Blindow-Schule in Heilbronn und Mannheim, wo ausländische Anerkennungsschüler im Unterricht mitlaufen. Dort gibt es bislang jedoch noch keine extra Vorbereitungskurse. Eine AZAV-Zertifizierung liegt ebenfalls noch nicht vor. »Daran arbeiten wir und erwarten, dass wir sie 2026 genehmigt bekommen«, sagt Silke Dittmar, Schulleiterin der Bernd-Blindow-PTA-Schulen, auf Anfrage der PZ.

Maßnahmen müssen zusätzlich zertifiziert werden

Doch mit der AZAV-Zertifizierung ist längst nicht alles geregelt. Hinzu kommt eine Maßnahmenzertifizierung, die für die Berufsanerkennung von PTA erforderlich ist. Diese muss alle drei Jahre erneuert werden. Die Völker-Schule Osnabrück hat in diesem Monat die Erneuerung beantragt. Die Bearbeitungszeit beträgt jedoch zwischen vier Wochen und drei Monaten. Ab August soll allerdings der nächste Kurs beginnen. »Das wäre für uns als Schule natürlich ein enormer Verlust, wenn wir den Kurs im August nicht starten können. Wir können auch zwei Wochen später starten. Aber alles andere wäre eine Herausforderung«, sagt Kalmer.

Würde die Schule keine neue Zertifizierung erhalten, müssten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 10.000 und 11.000 Euro für den elfmonatigen Kurs bezahlen, so die Leiterin der Akademie. Hinzu kommen Reise- und Übernachtungskosten. Zwar finden die Kurse grundsätzlich online statt, aber vier Wochen müssen vor Ort absolviert werden. Diese werden momentan von der Agentur für Arbeit mitfinanziert.

Online-Kurse ermöglichen Flexibilität

Die Kurse in der Völker-Schule Osnabrück finden nur am Vormittag statt. »Das hat den Hintergrund, dass es vielfach Frauen sind, die am Nachmittag zum Beispiel die Kinderbetreuung übernehmen oder auch in den Vor-Ort Apotheken arbeiten und praktische Erfahrungen sammeln«, sagt Kalmer. Auch Vakulik besucht die Völker-Schule Osnabrück und wird im Juli ihre Abschlussprüfung ablegen. Für sie ist die Lösung mit dem Online-Unterricht perfekt. »Wenn es Kinder gibt, ist es besser, die Kurse online zu machen«, sagt sie und fügt hinzu: »Jeden Tag zur Schule zu fahren, das wäre nicht machbar gewesen.«

Apothekerin Mundt von der Marien-Apotheke in Hannover ist hingegen skeptisch. Sie hätte eine standortnahe Lösung für ihre PTA-Kollegin bevorzugt. So könnten zeitgleich die Deutschkenntnisse vertieft werden, so ihr Argument.

Für Vakulik ist das jedoch kein Problem. Sie übt Deutsch in der Apotheke am Thie und lernt gleichzeitig die Arbeitsabläufe kennen. Wenn sie Fragen aus der Schule hat, klärt sie diese mit Apothekeninhaber Buthe. »Ich freue mich einfach auf eine tatkräftige Unterstützung durch Frau Vakulik ab Herbst«, sagt der Apotheker.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa