Wie funktioniert die therapeutische Impfung gegen Krebs? |
Juliane Brüggen |
11.01.2024 14:00 Uhr |
An therapeutischen Impfungen wird intensiv geforscht, es kann aber noch einige Jahre dauern, bis es zu einer Zulassung kommt. / Foto: Getty Images/FatCamera
Die Krebstherapie ist herausfordernd. Krebszellen sind körpereigenen Ursprungs und oftmals gut getarnt vor dem Immunsystem. Hier setzen die Impfungen gegen Krebs an, die das Immunsystem für die Tumorzellen schärfen sollen. Dazu werden tumorspezifische Antigene herangezogen – fehlerhafte Proteinabschnitte, die aufgrund des veränderten Erbguts einer Krebszelle entstehen. Auch tumorassoziierte Antigene, die in Tumorzellen verstärkt exprimiert werden, und immunmodulatorische Faktoren wie Zytokine kommen für die Impfung infrage. Herausforderungen bestehen darin, dass die Tumormerkmale patientenindividuell sind und sich im Verlauf einer Erkrankung ändern können. Auch weist nicht jede Krebsart geeignete Merkmale auf.
Die potenziellen Impfstoffe können entweder das Antigen selbst enthalten – auch in Form von Zellen, die das Antigen präsentieren – oder die genetische Information des Antigens, wie bei mRNA-Impfstoffen der Fall. Die mRNA-Technologie ist bereits durch die Covid-19-Pandemie bekannt und erprobt. Bei diesen Impfstoffen wird eine Messenger-RNA meist mittels Lipid-Nanopartikeln in die Zellen verbracht. Hier lesen Ribosomen die Information ab und produzieren ein entsprechendes Protein oder einen Proteinteil (= Antigen). Das heißt, die Produktion des Antigens findet in der Zelle statt. So wird das Immunsystem mit dem Antigen konfrontiert und gegen dieses aktiviert. Alternativ kann mRNA auch über virale Vektoren in die Zelle gebracht werden.
Ein Vorteil der mRNA-Technologie ist laut Krebsinformationsdienst, dass die Impfstoffe sich schnell anpassen lassen: »Das operativ entfernte Tumorgewebe eines einzelnen Betroffenen kann direkt auf geeignete spezifische Erbgutveränderungen hin untersucht werden. Die mRNAs für etwa 20 bis 30 geeignet erscheinende Neoantigene können dann als personalisierter Impfstoff hergestellt werden. Damit ist die mRNA-Impfung vergleichsweise schnell einsatzfähig.«
Aufgrund der zahlreichen Genveränderungen seien vor allem Krebsarten wie Lungenkrebs oder schwarzer Hautkrebs für die therapeutische Impfung prädestiniert, heißt es weiter. An diesen Erkrankungen werden die Impfstoffe bereits getestet, oft in Kombination mit speziellen Antikörpern, den Immun-Checkpoint-Inhibitoren.
Auch mRNA-Impfstoffe für die Darmkrebstherapie sind in der Pipeline. Hierbei liegt der Fokus auf mikrosatellitenstabilen (MSS) Darmkrebsarten, die eher wenige Krebsantigene aufweisen. Die Impfung soll dazu beitragen, auch diese Krebszellen für das Immunsystem sichtbar zu machen. Im Gegensatz dazu lässt sich Darmkrebs mit Mikrosatelliteninstabilität (MSI) bereits relativ gut mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren behandeln, wie der Krebsinformationsdienst erklärt. Der Nachweis einer MSI bedeutet, dass ein Tumor viele genetische Veränderungen aufweist.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.