Wie funktioniert Nudging? |
Wer sich nicht in eine bestimmte Richtung drängen lassen will, sollte nicht aus dem Bauch heraus handeln, sondern innehalten und sich fragen: Wie valide, also stichhaltig sind die Informationen, die ich in dieser Situation habe, und welche Motive könnten wohl die Leute haben, die mir die Information geben, so der in diesem Jahr verstorbene Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahnemann.
Wenn man wie im Beispiel man nur drei Trinkgeld-Optionen sieht, ist man vielleicht verleitet, eine der drei auszuwählen, oder man gibt welches, weil es alle machen und folgt damit unbewusst ganz einfachen Entscheidungsregeln – dabei hat man ja die ganze Zeit die Möglichkeit, kein Trinkgeld zu geben.
Kahnemann und Sunstein beschrieben zusammen (mit Olivier Sibony) im Buch »Noise – Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können«, wie Dinge, die zufällig im Hintergrund ablaufen, unsere Entscheidungen beeinflussen können – das Wetter etwa. Bei einfachen Entscheidungen könne man sich an Regeln halten, »manchmal können die Regeln auch Checklisten sein«, so Kahnemann.
Ganz einfaches Beispiel: Wer mit einem Einkaufszettel in den Supermarkt geht, ist weniger anfällig für Impulskäufe – ob wegen des Wetters oder weil die Supermarktbetreiber Sonderangebote oder bestimmte Produkte strategisch platziert haben.
Übrigens: Nudging kann man auch für sich selbst nutzen. Indem man sich in der eigenen Umgebung etwa Erinnerungen und Hinweise selbst platziert, zum Beispiel das Foto eines Apfels auf der Kühlschranktür oder die Jogging-Schuhe vor dem Bett, erklärt die Max-Planck-Gesellschaft. Und dann »können wir die Entscheidung zwischen Joggen oder Nichtjoggen auch als eine Entscheidung zwischen Gesundheit oder Krankheit im Alter framen oder jede Treppe als eine Gelegenheit willkommen heißen, unsere Lebenserwartung minimal zu erhöhen.«