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Krankheitsüberträger oder nur Nervensägen?

Wie gefährlich sind Stechmücken?

Sie wachsen in Wasserreservoirs in Gartenkolonien, in alten Autoreifen, auf Friedhöfen und auch im Gartenteich heran: Stechmücken. Weltweit gibt es etwa 3500 Arten, hierzulande rund 50. Meist werden die Insekten vor allem als lästig empfunden. Wegen der von ihnen übertragenen Krankheiten gelten sie aber auch als gefährlichste Tiere der Welt.
AutorKontaktdpa/PTA-Forum
Datum 07.06.2021  14:00 Uhr

Schon lange sind Stechmücken als Überträger potenziell tödlicher Krankheiten bekannt. Experten zufolge kosten sie im Zuge der übertragenen Infektionen jährlich rund 750.000 Menschen auf der Erde das Leben. Sie sind nicht per se mit gefährlichen Erregern infiziert, sondern nehmen diese während des Blutsaugens bei infizierten Tieren oder Menschen auf und geben sie weiter.

Wie gefährlich sind Stechmücken in Deutschland?

Derzeit ist das Risiko, hierzulande von einer Mücke mit einem gefährlichen Virus infiziert zu werden, noch sehr gering. Im Jahr 2019 erfasste das Robert-Koch-Institut (RKI) erstmals fünf Infektionen mit dem ursprünglich aus Afrika stammenden West-Nil-Virus bei Menschen in Deutschland, die auf eine Übertragung durch hier heimische Mücken zurückgingen. Im vergangenen Jahr registrierte das RKI 20 solche Erkrankungen, darunter einen Todesfall. Da nur etwa 1 Prozent der Infektionen zu solchen schweren neuroinvasiven Erkrankungen führen, ist allerdings von Hunderten weiteren, wegen ihres leichten Verlaufs nicht erkannten und damit auch nicht erfassten Infektionen auszugehen.

Bei in Deutschland heimischen Mücken wurden den Experten zufolge auch schon Erreger wie Usutu-, Sindbis- und Batai-Virus gefunden. Diese verursachen bei Menschen allerdings nur milde Symptome.

Welche Entwicklung ist künftig zu erwarten?

Im Zuge der Klimakrise drohen auch Deutschland ganz neue Erkrankungswellen. Heimische Arten werden immer häufiger gefährliche Erreger wie das West-Nil-Virus übertragen, erwarten Experten. Die Erderwärmung begünstigt diese Entwicklung, weil sich solche tropischen Erreger umso schneller in der Mücke vermehren, je wärmer es ist – die Gefahr einer Übertragung wächst also.

Das West-Nil-Virus etwa könnte schon recht bald auch in Deutschland größere saisonale Erkrankungswellen verursachen. Bei einem heißen Sommer könne die Zahl erfasster Fälle von West-Nil-Fieber schon in diesem Jahr erheblich sein, befürchten Experten.

Fälle von Krankheiten wie Chikungunya, Dengue und Malaria traten zuletzt vermehrt in Südeuropa auf, auch Zika-Fälle gab es schon mehrfach – französische Behörden etwa hatten im Oktober 2019 zwei erste durch Mücken in Europa übertragene Zika-Virus-Infektionen gemeldet. Diese Krankheiten werden von nicht hier heimischen Arten übertragen, die sich im Zuge des Klimawandels aber verstärkt in Europa und auch in Deutschland ausbreiten.

Zika zum Beispiel wird von Aedes-Mücken übertragen, zu denen die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) und als Hauptüberträger die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) gehören. Gelbfiebermücken gibt es bisher europaweit wohl fast nur auf Madeira und östlich des Schwarzen Meeres. Tigermücken hingegen haben einen sehr erfolgreichen Zug gen Norden angetreten. In Italien gibt es sie überall, auch in Frankreich, Griechenland und Teilen Deutschlands breiten sich die weiß gestreiften Tiere aus.

Wie gefährlich sind solche zugewanderten Mückenarten?

Schon ihr Name klingt bedrohlich: Asiatische Tigermücke. Vor mehr als zehn Jahren wurden die ersten Exemplare der tropischen Stechmücke in Deutschland nachgewiesen. Der Kampf gegen eine unkontrollierte Verbreitung dürfte künftig zur Daueraufgabe werden. Auch die Asiatische und die Koreanische Buschmücke werden Experten zufolge wohl nicht mehr aus Deutschland zu vertreiben sein.

Doch werden mit der Ausbreitung solcher Arten auch tropische Krankheiten wie Zika, Chikungunya und Dengue Einzug halten? Für den Dengue-Erreger heißt es vom RKI, dass in Deutschland zwar regional zumindest theoretisch für dessen Verbreitung geeignete Mücken gefunden wurden, die hiesigen klimatischen Bedingungen seien jedoch für Übertragungen bisher wenig geeignet.

Nur bei Temperaturen, die bei uns bisher selbst im Sommer eher selten erreicht werden, vermehren sich solche tropischen Viren wirklich gut. Als Hotspots für mögliche Ausbrüche von Zika, Dengue und Chikungunya gelten – bisher noch – eher Italien, Südfrankreich und Griechenland. Dengue-Fälle gab es unter anderem in Südfrankreich und Griechenland schon, größere Chikungunya-Ausbrüche in Italien. Dieses Virus ist Experten zufolge wahrscheinlich auch das gefährlichste für Deutschland, weil es sich auch bei gemäßigten Temperaturen gut in den Mücken vermehren kann. Der Erreger verursacht langanhaltende Gelenkbeschwerden etwa in der Hand, die oft als rheumatische Erkrankung verkannt werden.

Krankheit Inkubationszeit Symptome Prognose/Komplikationen
Chikungunya-Fieber 2 bis 12 Tage - Fieberschübe bis zu 40° C, Schüttelfrost und schwere Muskel- und Gelenkschmerzen
- bei starken Gelenkschmerzen laufen Patienten vor Schmerzen gebückt, daher der Name der Erkrankung
- weitere Symptome wie Erythem, Blutungen oder Bindehaut­entzündung möglich
- heilt meistens folgenlos aus, selten über Jahre anhaltende Gelenkbeschwerden
- bei schweren Komplikationen wie Lungenversagen, Herz-Kreislauf-Versagen oder einer Meningitis/ Meningoenzephalitis tödlicher Verlauf möglich
Dengue-Fieber 2 bis 7 Tage mehrere Verlaufsformen möglich:
- Klassisches Dengue-Fieber: milder Verlauf, ähnlich wie bei einem grippalen Infekt mit hohem Fieber, Schüttelfrost, starken Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen. Typisches Exanthem möglich
- Dengue-hämorrhagisches Fieber (DHF) und Dengue-Schock-Syndrom (DSS): Schwerer Verlauf mit Blutungs­neigung
- klassisches Dengue-Fieber: heilt meist folgenlos ab, als Spät­manifestation ist diffuser Haarausfall möglich
- DHF und DSS können tödlich verlaufen
Gelbfieber 3 bis 6 Tage - schneller Fieberanstieg mit schweren Kopf- und Muskel­schmerzen, Übelkeit, Nasenbluten
- eine Remission geht in die Genesung über oder in die Phase der Organ­beteiligung: Es drohen Leber- und Nierenversagen, in schweren Fällen Koma und Tod
- auch leichte und symptomfreie ­Verläufe möglich
- der seltenere schwere und zweiphasige Verlauf endet oft tödlich
Malaria wenige Tage bis einige Jahre - zu Beginn oft ähnlich eines grip­palen Infekts, danach je nach Malaria­art Fieberschübe in charakteristischen Zeitabständen
- weitere Symptome je nach Form und Heftigkeit
- Organschäden und Tod bei unbehandelter Malaria tropica
- Malaria tertiana und Malaria quartana: heilen meistens auch ohne Behandlung aus
West-Nil-Fieber 2 bis 14 Tage - verläuft meist asymptomatisch
- ca. 20 Prozent: grippeähnliche Symptome, möglicherweise Besserung nach dem ersten Fieberschub, dann erneuter Fieberanstieg (biphasischer Verlauf)
- etwa die Hälfte der Patienten leidet unter einem Exanthem
- Komplikationen wie Enzephalitis und Meningitis sind möglich
- seltene schwere Verläufe können tödlich enden
Zikavirus-Infektion drei bis 12 Tage - ca. 80 Prozent: asymptomatischer Verlauf
- selten Symptome wie Haut­ausschlag, Kopf-, Gelenk- und Muskel­schmerzen, Bindehaut­entzündung und Fieber
- Zikavirusinfektion in der Schwangerschaft: Hirnfehl­bildungen beim ungeborenen Kind möglich
Wichtige, durch Mücken übertragbare Krankheiten

Was schützt am besten vor Mücken?

Experten setzen auf konventionelle Mittel: Lange, dichte Kleidung sowie Insektenspray und -netze seien effektive Mittel gegen die lästigen Plagegeister. Wer im Haus oder Garten von den Insekten heimgesucht wird, sollte Brutstätten austrocknen oder abdecken. Dazu zählen etwa Regentonnen, Vogeltränken und Blumentopf-Untersetzer. Einen vorbeugenden medikamentösen Schutz gegen die Tiere oder die von ihnen übertragenen Krankheitserreger gibt es nicht.

Und was hilft gegen das Jucken nach einem Mückenstich?

Alle Insektenstiche haben eines gemeinsam: Geraume Zeit nach dem Einstich fangen sie an, unerträglich zu jucken. Jetzt heißt es: Bloß nicht kratzen! Zu leicht gerät man in einen »Juck-Kratz-Teufelskreis«, was die Beschwerden nur potenziert. Das verlängert nicht nur den Heilungsprozess, sondern kann Wissenschaftlern zufolge auch zu bakteriellen Infektionen führen.

Experten raten dazu, die Stichwunde mit einer alkoholischen Lösung zu desinfizieren. Eine gute Möglichkeit, Juckreiz und Schmerz zu verhindern ist die lokale Applikatio von konzentrierter Wärme (Prinzip der lokalen Hyperthermie), zum Beispiel mithilfe eines elektrischen, stiftförmigen Gerätes (Bite Away®), das direkt nach dem Stich für drei bis fünf Sekunden auf die Haut gedrückt wird. Dabei werden lokal Temperaturen zwischen 50 und 53 °C erzielt, was die Bestandteile des Insektengiftes zersetzen und die Histaminausschüttung unterbinden soll. Die Rettungsschwimmer der DLRG und der Wasserwacht hatten das Gerät vor allem nach Wespenstichen getestet, seitdem ist es bei ihnen im Einsatz.

Antiallergische Gele oder Cremes mit Bamipin (zum Beispiel Soventol®), Dimetinden (Fenistil®), Clemastin (Tavegil®) oder Chlorphenoxamin (Systral®) wirken abschwellend und sind auch für die sofortige Selbstmedikation eines Insektenstichs geeignet. Gelgrundlagen oder Roll-on-Stifte wirken zusätzlich kühlend (wie Autan® Akut Gel oder Fenistil® Kühl Roll-on) – erst recht, wenn man sie im Kühlschrank lagert. Zubereitungen mit 0,25 oder 0,5 Prozent Hydrocortison (wie Systral® Hydrocort, Fenihydrocort®) nehmen die Entzündung, sollten aber nicht bei Kindern unter sechs Jahren zum Einsatz kommen.

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