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Wechselwirkungen

Wie Hitze die Arzneimitteltherapie beeinflusst

Hitze kann die Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten beeinflussen. Darauf macht der Versorgungs-Report »Klima und Gesundheit« des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO) aufmerksam. Bei welchen Arzneimitteln Vorsicht geboten ist.
Juliane Brüggen
19.07.2021  16:00 Uhr
Wie Hitze die Arzneimitteltherapie beeinflusst

Der Schweiß läuft, das Gesicht ist rot. Der Körper reagiert bekanntlich auf Hitze – mit dem Ziel, die Körpertemperatur zu halten und zu verhindern, dass der Körper überhitzt. Schwitzen hat kühlende Effekte, da der Schweiß auf der Haut verdunstet, bedeutet aber auch Flüssigkeitsverlust. Das rote Gesicht entsteht wiederum durch die Erweiterung der peripheren Gefäße (Vasodilatation): Das vergrößert einerseits die Wärmeaustauschfläche, kann andererseits aber den Blutdruck verändern. Diese Mechanismen lassen bereits vermuten, dass Hitze die (Neben-)Wirkungen von Arzneistoffen beeinflussen kann.

Wie genau Hitze und Arzneimittel wechselwirken und was die Konsequenzen sind, beleuchtet Professor Dr. Bernard Kuch, Chefarzt und Direktor der vereinten kardiologischen und internistischen Klinik am Stiftungskrankenhaus Nördlingen, in einem Kapitel des Versorgungs-Reports »Klima und Gesundheit« des WidO. Personen, die ein höheres Lebensalter haben, an Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Krankheiten leiden und eine Polymedikation erhalten sind demnach während Hitzeperioden besonders gefährdet.

Die Patienten zu identifizieren und ihre Medikamenteneinnahme während der Hitzephasen zu überwachen, liege in der Verantwortung der behandelnden Ärzte – besonders der Hausärzte. »Aber auch Angehörige anderer Gesundheitsberufe (zum Beispiel in Pflegeeinrichtungen) sind aufgefordert, bei Hitzeperioden die sonst übliche ›Medikamentenration‹ kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls einen Mediziner hinzuzuziehen«, so Kuch.

Welche Arzneimittel sind kritisch?

Es gebe zwei mögliche Wechselwirkungen: Zum einen komme es vor, dass Arzneistoffe aufgrund einer verminderten Nierenleistung relativ überdosiert oder Stoffe durch Hitze in ihrer Wirkung verstärkt werden. Das könne Herz-Kreislauf-Notfälle wie Hochdruckkrisen oder Blutdruckabfälle verursachen. Zum anderen könnten hitzebedingte Anpassungsmechanismen des Körpers das Nebenwirkungspotenzial bestimmter Arzneistoffe erhöhen.

Besonders Arzneimittel mit anticholinerger Wirkung sind laut Kuch ein Risiko bei Hitze, da sie die zentrale Temperaturregulierung hemmen. Dadurch werde der wichtige Ausgleichsmechanismus des Schwitzens unterdrückt, was Blutdruckabfälle aber auch Blutdruckkrisen, auslösen könne. »Diese anticholinerge Wirkung ist in vielen Arzneimitteln mit einem breiten Indikationsspektrum enthalten, an die man a priori nicht so schnell denkt«, warnt der Mediziner.

Zudem sei bei Herz-Kreislauf-Mitteln wie Betablockern, ACE-Hemmern, Sartanen, Diuretika, Calciumantagonisten, Clonidin oder Moxonidin Vorsicht geboten. Bei Hitze könne der blutdrucksenkende Effekt von Antihypertensiva verstärkt sein und dadurch Bewusstseinsverlust, Durchblutungsstörungen der Organe oder sogar Herzinfarkte hervorrufen.

Antianginosa wie Nitrate oder Molsidomin, die eine Therapieoption für Patienten mit Brustenge (Angina pectoris) bei koronarer Herzkrankheit (KHK) sind, seien kritisch, da sie gefäßerweiternd wirken. »Diese Medikamente sollten bei gefährdeten Patienten in einer Hitzewelle vorrangig abgesetzt werden«, resümiert Kuch.

Betablocker verhinderten im Gegensatz dazu, dass die peripheren Gefäße weitgestellt werden, was zu einer gestörten Hitzeableitung und einer erhöhten Schweißsekretionsschwelle führe.

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