Wie ist die aktuelle Lage? |
Verena Schmidt |
18.11.2024 12:00 Uhr |
Außergewöhnlich viele Menschen in Deutschland leiden derzeit unter akuten Atemwegserkrankungen. Coronaviren zählen dabei zu den Hauptauslösern. / © Getty Images/Clerkenwell
Eine Covid-19-Infektion kann von Patient zu Patient recht unterschiedliche Symptome hervorrufen, einen typischen Verlauf gibt es nicht. Die Bandbreite reicht von gar keinen Symptomen über Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und Heiserkeit bis hin zu schwereren Verläufen mit Fieber und/oder Atemnot. Auch gastrointestinale Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Appetitlosigkeit sind möglich. Ein Geruchs- und/oder Geschmacksverlust, der zu Anfang der Pandemie recht typisch war, wird seit der Verbreitung der Omikron-Variante weniger häufig beobachtet.
Ob es sich beim Auslöser der Infektion um Corona- oder um Rhino- oder Grippeviren handelt, ist anhand der Symptome kaum abschätzbar. Um sicherzugehen, hilft letztlich nur der Nachweis über einen Corona-Schnelltest.
Laut einer Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse denken viele Menschen bei Husten, Schnupfen und Heiserkeit gleich an eine Coronainfektion und wollen dies auch mithilfe eines Tests abklären. Dass sie in diesem Jahr schon mindestens einmal bei typischen Symptomen einen Schnelltest gemacht haben, gaben 62 Prozent der Befragten an. Nicht getestet haben sich nach eigenen Angaben 38 Prozent. Für die Umfrage hatte das Institut Forsa im Oktober bundesweit 1003 Personen ab 18 Jahren befragt; 714 Antworten wurden ausgewertet.
Corona-Schnelltests sind mit einem Verfallsdatum versehen, denn die in den Tests zum Nachweis des Virus verwendeten spezifischen Antikörper sind Proteine, und diese können sich mit der Zeit zersetzen. Auch die chemischen Reagenzien im Laufmittel können an Wirksamkeit verlieren. Der Test kann dann möglicherweise ein falsch-negatives Ergebnis liefern – man kann sich also mit dem Coronavirus angesteckt haben, obwohl der Test ein negatives Ergebnis zeigt. Ein falsch-positives Ergebnis ist dagegen nicht möglich.
Als die Hersteller die Corona-Schnelltests erstmals auf den Markt brachten, wurden konservative Verfallsdaten aufgedruckt, um auf der sicheren Seite zu sein. Neue Studien haben mittlerweile gezeigt, dass das Verfallsdatum in vielen Fällen nach hinten verschoben werden kann. Auf der Webseite der US-Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) lässt sich nachprüfen, welche Tests das betrifft. In einigen Fällen können die Chargennummern aus der Packung eines Heimtests mit dieser Liste verglichen werden. Bei vielen Tests wurde das Verfallsdatum um 15 bis 22 Monate verlängert.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt bei Atemwegsinfekten generell, drei bis fünf Tage und bis zur deutlichen Besserung der Symptomatik zu Hause zu bleiben. Ist der Test positiv, sollte man vor allem Kontakte zu Personen einschränken, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Dazu zählen ältere Menschen sowie Personen mit Vorerkrankungen.
Wer zu einer Risikogruppe gehört, sollte die Hausarztpraxis kontaktieren, das gilt ebenso, wenn sich die Beschwerden verschlechtern. Eventuell wird der Arzt dann eine antivirale Therapie mit den Wirkstoffen Nirmatrelvir und Ritonavir (Paxlovid®) verordnen. Diese sollte so früh wie möglich beginnen, und zwar innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten der ersten Symptome.
In diesem Herbst sind die Sublinie KP.3.1.1 (circa 60 Prozent) sowie die XEC-Sublinie (circa 30 Prozent) des Coronavirus vorherrschend. Beide sind Sublinien der Omikron-Variante und scheinen sich schneller zu verbreiten als vorherige SARS-CoV-2-Linien. Experten gehen bislang aber nicht davon aus, dass sie schwerere Symptome hervorrufen. Sowohl das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) als auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzen das Risiko für die öffentliche Gesundheit aktuell als gering ein.
Die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, steigt dem RKI zufolge ab dem Alter von 50 bis 60 Jahren stetig an. Bestimmte Vorerkrankungen erhöhen ebenfalls das Risiko, etwa Krebserkrankungen, chronische Nieren- und Lebererkrankungen, chronische Lungenerkrankungen wie COPD, Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie bestimmte neurologische und psychische Erkrankungen. Prinzipiell sind aber auch bei jungen, gesunden Menschen schwere Krankheitsverläufe möglich, wenn auch selten.
Es gibt nach wie vor auch Todesfälle in Verbindung mit Covid-19, ähnlich wie bei der Grippe oder dem RSV, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau als zu Zeiten der Pandemie. In der Saison 2024/25 wurden bisher 625 Todesfälle mit SARS-CoV-2-Infektion an das RKI übermittelt (Stand 13. November 2024). 97 Prozent der Verstorbenen waren 60 Jahre oder älter.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Menschen ab 60 Jahren, immunsupprimierten Personen, Erwachsenen mit Grunderkrankungen sowie Bewohnern und Personal in Pflegeeinrichtungen, den Impfschutz jährlich im Herbst auffrischen zu lassen. Das kann auch gleichzeitig mit der jährlichen Grippeschutzimpfung – zum Beispiel in der Apotheke – erfolgen. Bei der gemeinsamen Gabe treten nicht mehr Nebenwirkungen auf als bei einer versetzten Impfung, wie eine aktuelle Studie zeigt. Für die Covid-19-Impfung empfiehlt die STIKO zugelassene mRNA- sowie proteinbasierte Impfstoffe mit der jeweils von der WHO empfohlenen Variantenanpassung. Zum eigenen Schutz und dem von anderen sind außerdem das freiwillige Tragen von Atemschutzmasken und Abstandhalten nach wie vor effektiv.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.