Wie kann ich Stress begegnen? |
Ganz grundsätzlich ist Stress nichts Negatives, sagt Tatjana Utz. »Wir brauchen Stresshormone, um morgens in die Gänge zu kommen. Es motiviert uns, wenn wir ein Stück weit wohltuend gefordert sind.« Allerdings sollten wir nicht so gestresst sein, dass wir Angst haben, zu versagen. Ob Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen, Verspannungen, Erschöpfung oder ständig kreisende Gedanken: »Der Körper meldet sich schon früh, wenn etwas nicht stimmt. Häufig hören wir aber nicht auf ihn«, sagt Utz.
Mögliche Warnzeichen: Wenn man nach der Arbeit sehr schlecht abschalten kann oder sich auch in der Freizeit ständig mit unerledigten Aufgaben und ungelösten Problemen beschäftigt. Einige Menschen sind unter Stress leicht reizbar oder verlieren die eigenen Bedürfnisse aus den Augen – beispielsweise das Hungergefühl. Spätestens, wenn sich Anzeichen einer depressiven Verstimmung zeigen, sollte man sich Hilfe suchen, sagt Utz.
Wer die eigene Arbeitssituation als belastend empfindet, sollte das nicht einfach hinnehmen. Wichtig ist, nach den Ursachen für den Stress zu suchen, sagt Jessica Lang. Oft finden sich Möglichkeiten, Arbeitsabläufe oder die Arbeitsorganisation in Absprache mit dem Team zu verbessern. Arbeitgeber haben grundsätzlich die Aufgabe, eine gesundheitsfördernde Arbeitsumgebung zu schaffen.
Wo das nicht gegeben ist, sollten Beschäftigte das Gespräch mit Führungskräften suchen, problematische Situationen ansprechen und Verbesserungsvorschläge machen, rät Lang. »Es gibt Mittel und Wege, sich in Betrieben Unterstützung zu suchen – beispielsweise bei Betriebsärzten und den Beschäftigtenvertretungen.«
Feierabend heißt Feierabend: Ein klarer Schnitt nach der Arbeit sei wichtig, auch wenn das gerade im Homeoffice schwerfalle, sagt Tatjana Utz. Sie rät dazu, bestimmte Rituale zu etablieren. »Also zum Beispiel zu sagen: Ich fahre jetzt alles runter, räume die Sachen weg und ziehe mir etwas Bequemes an.« Sich bewusst zu machen, was man alles erledigt hat, sei hilfreicher als sich daran aufzuhängen, was noch ansteht.
Verschiedene Methoden können helfen, abends im Bett abzuschalten und Schlafstörungen entgegenzuwirken. »Ich selbst nutze autogenes Training«, sagt Tatjana Utz. Um schlechte Gedanken loszuwerden, rät sie, sich jeden Abend drei gute Dinge des Tages aufzuzählen. »Die Idee ist, dass man nicht mit den Stressoren des Tages, sondern mit dem Gedanken an etwas Positives einschläft.«
Tipps für einen Fahrplan zum Feierabend finden sich auch in einem E-Learning-Tool für Beschäftigte, das Jessica Lang im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit entwickelt hat. Das Tool soll aber insgesamt helfen, Stress im Arbeitsleben zu reduzieren und gibt konkrete Handlungshilfen zu bestimmten Themen – mit dem Ziel, psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Den Angaben zufolge sollten sich Interessierte für die Bearbeitung rund 45 Minuten Zeit nehmen.