Wie lange dauert Liebeskummer und was hilft? |
Experten zufolge ähneln die Symptome von Liebeskummer einem kalten Entzug. Es ist eine ernsthafte emotionale Belastung und wird häufig verharmlost. / © Getty Images/Kseniya Ovchinnikova
Liebeskummer ist ein schmerzhaftes Kapitel im Buch der Beziehungen, das viele von uns irgendwann durchblättern müssen. Dieser Schmerz ist mehr als nur ein vorübergehendes Stimmungstief – er kann eine ernsthafte emotionale Belastung sein, die uns lähmt und uns das Gefühl gibt, im Dunkeln zu treiben. Was tun, wenn der Liebeskummer richtig schlimm wird, lange dauert – oder dafür sorgt, dass wir Alltag nicht mehr klarkommen?
Liebeskummer setzt den Körper unter starken Stress. Der Verlust einer Beziehung oder eine unerfüllte Liebe können einschneidende Erlebnisse sein – vergleichbar mit einem schweren Unfall oder dem Verlust des Jobs – und eine Krise auslösen, die sich nicht auf das Gefühlsleben beschränkt.
Die Stresshormone steigen an, die Glückshormone werden weniger, sagt die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Professorin Eva Kalbheim aus Bonn. »Und das Ganze führt zu einer körperlichen Anspannungsreaktion, die bei Liebeskummer in vielen Fällen tatsächlich über Wochen oder gar Monate anhalten kann.«
Elena Sohn hat die Agentur »Liebeskümmerer« gegründet. Sie und ihr Team unterstützen Menschen dabei, ihren Liebeskummer zu überwinden. Sohn beobachtet bei ihren Klientinnen und Klienten typische Leidenssymptome – besonders Schlaflosigkeit und das Gedankenkreisen. Menschen mit Liebeskummer liegen nachts wach und können nicht aufhören zu grübeln. »Und dann gibt es bestimmte stressassoziierte körperliche Symptome, wie Appetitlosigkeit, Unruhe, häufig Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, die durch das stark angehobene Level von Stresshormonen im Körper entstehen.«
Der Psychotraumatologe Günter Seidler sagt: »Das Wort Liebeskummer ist viel zu harmlos, das klingt nach Schulhof.« Was im Körper bei Liebeskummer passiere, ähnele den Symptomen eines kalten Entzugs. »Es besteht keine Abhängigkeit von einer Droge, sondern von einem Menschen.« Liebeskummer könne nicht nur Traurigkeit und Schmerzen verursachen, sondern sogar lebensgefährlich sein.
Der Verlust eines geliebten Menschen kann durch den emotionalen Stress zum sogenannten Broken-Heart-Syndrom führen. »Gerade bei älteren Frauen passiert das gar nicht selten, dass sie tatsächlich auch eine Durchblutungsstörung im Herz bekommen, wenn zum Beispiel ein langjähriger Ehepartner gestorben ist«, sagt Professorin Eva Kalbheim. Das müsse man ernst nehmen und behandeln.