Wie man den Schweinehund überlistet und gesund bleibt |
Beim Laufen im Winter gilt: Man sollte fröstelnd loslaufen, nach fünf bis zehn Minuten ist einem dann warm. / Foto: Getty Images/martin-dm
Allein beim Blick aus dem Fenster fühlt man, wie eine feuchte Kälte unter die Kleidung kriecht. Bei so einem Wetter laufen zu gehen – das kann doch nicht gut für den Körper sein, das muss uns doch anfälliger machen für Infekte, oder?
Ganz so eindeutig ist die Antwort auf diese Frage nicht. Der Sportwissenschaftler Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln erklärt im Interview, wie winterliches Laufwetter auf den Körper wirkt – und warum wir uns in den zwei Stunden nach dem Laufen besser nicht unter Menschenmassen mischen.
Feuchtigkeit ist durchaus ein Problemfaktor, eine zusätzliche Belastung für den Körper. Durch feuchte Luft etwa nehmen wir mehr Feuchtigkeit auf unserer Haut auf. Die lässt uns auskühlen – wir bekommen kalte Füße, einen kalten Kopf. Wenn Körperregionen auskühlen, funktioniert auch die Durchblutung nicht mehr optimal – unser Immunsystem kann schlechter arbeiten.
Feuchtigkeit heißt es also vom Körper fernzuhalten. Das ist natürlich schwierig bei feuchtem Nieselwetter, das vielleicht etwas milder ist, sodass wir mehr schwitzen. An klirrend-kalten Tagen ist es einfacher, da ist die Luft trockener.
Wenn man dann laufen geht, sollte man die Belastung aber anpassen. Denn auch Kälte ist eine Herausforderung: Der Körper muss ja immer seine Temperatur halten. Man sollte also etwas langsamer laufen, um ihn nicht zu überfordern.
Ein Tipp noch, wenn Sie nicht krank werden wollen: Meiden Sie im Winter in den ersten zwei Stunden nach dem Laufen geschlossene Räume mit vielen Menschen. Der Körper hat Stress durch die körperliche Aktivität, dadurch ist das Immunsystem häufig nicht so aktiv wie normalerweise. Krankheitserreger haben es dann leichter.
Nach dem Laufen ebenfalls wichtig: den Körper trockenlegen. Das heißt: feuchte oder durchgeschwitzte Socken sofort ausziehen, sich mit einem Handtuch abtrocknen, ein trockenes Shirt überziehen, um das Auskühlen zu verhindern.
Außerdem wichtig: Genug trinken! Das sollte man eine halbe Stunde vor dem Lauf tun – und auch dann, wenn man gerade keinen Durst hat. Auch in der Kälte gibt der Körper viel Flüssigkeit ab. Das liegt nicht nur am Schwitzen, sondern auch am Atmen. Wir sehen im Winter ja, wie viel Wasserdampf beim Atmen dabei ist. Das Wasser, das wir vor dem Training im Winter trinken, sollte lauwarm und nicht zu kalt sein, um den Körper nicht zu stark zu belasten.
Ja. Im Winter nur drinnen bei 21 Grad auf dem Laufband zu laufen, das trainiert zwar das Herz-Kreislauf-System, nicht aber das Immunsystem. Das Immunsystem lebt davon, ab und zu mal gestresst zu werden – durch Kälte, Wind und Regen.
Dadurch kann es sich auf zwei Weisen verbessern. Einmal quantitativ: Ich bekomme mehr Abwehrzellen. Und qualitativ: Die Zellen werden besser darin, mit Erregern klarzukommen. Damit das klappt, sollte man die Belastungen beim Laufen aber richtig gestalten. Dazu gehört auch, sich beim Laufen entsprechend der Temperaturen anzuziehen. Das Grundprinzip ist: Man sollte fröstelnd loslaufen, nach fünf bis zehn Minuten ist einem dann warm.
Liegt die Außentemperatur unter sechs Grad, sollte man eine Kopfbedeckung tragen. Denn viele Prozesse der Wärmeregulation laufen über unsere Stirn ab, wir verlieren darüber viel Wärme. Gut ist eine Funktionsmütze, die die Stirn trocken hält und vor Wind schützt.
An kalten Tagen sollte man in den ersten 15 bis 20 Minuten außerdem leichte Handschuhe tragen. Und: Bitte die Laufschuhe imprägnieren, damit die Feuchtigkeit von den Füßen wegbleibt – das machen viele nicht.
Ich gebe immer den Tipp: Steck dir auch im Winter sportliche Ziele. Die dürfen ruhig kleiner sein als im Sommer. Das kann sein: Ich möchte zwei Kilogramm abnehmen. Oder drei Kilometer am Stück laufen können. Es sollten Ziele sein, die innerhalb von sechs Wochen zu erreichen sind. Denn nach sechs Wochen erleben viele von uns ein Motivationsloch, zu diesem Zeitpunkt sollte man sein Ziel erreicht haben. Dann belohnt man sich. Und setzt das nächste Ziel, ebenfalls auf sechs Wochen angelegt.
Ein weiterer Tipp: Darüber reden, dass man auch im Winter laufen gehen will. Dann fragen die Leute nämlich nach – und Ausreden zu finden, ist nie so schön, wie die ehrliche Antwort zu geben: Ja, ich ziehe das auch im Winter durch.