Wie man eine schlaflose Nacht übersteht |
Einige Events aus den USA werden in Deutschland immer beliebter, zum Beispiel der Super Bowl. Um das Geschehen live mitzuverfolgen, ist langes Wachbleiben erforderlich. / Foto: Getty Images/South_agency
Jüngere Menschen verkraften den Schlafentzug besser. »Für 18- bis 26-Jährige ist eine einmalige kurze Nacht überhaupt nicht tragisch«, sagt Kneginja Richter. Sie ist Chefärztin der CuraMed Tagesklinik Nürnberg und Professorin an der Technischen Hochschule Nürnberg. Junge Menschen seien physiologisch darauf ausgelegt, in der Nacht aktiver zu sein. Richter nennt die Altersgruppe daher auch »Eulen«.
Für Menschen ab 40 Jahren kann die kurze Nacht dagegen mehr Auswirkungen haben. »Sie sind an frühere Schlafenszeiten gewöhnt, die meisten gehen um etwa 23 Uhr schlafen. Wird die Schlafenszeit verzögert oder verschoben, sind sie am nächsten Morgen deutlich müder und gestresster.«
Kann Vorschlafen dann helfen? Ganz so einfach ist es nicht: »Vorschlafen ist eine Gabe, die nicht alle Menschen besitzen«, sagt Richter. Meist lohnt sich ein Nickerchen für Menschen, die ohnehin mehr in der Nacht aktiv sind. »Manche Schichtarbeiter können vorschlafen und dann sind sie fitter in der Nacht.« Frühaufstehern falle es dagegen schwerer, sich für ein paar Stunden am Tag hinzulegen. »Man kann sich nicht zwingen.«
Aber keine Sorge: Der Körper holt sich in der nächsten Nacht automatisch, was er braucht: »Das bedeutet nicht, dass wir vier Stunden länger schlafen, weil es in der Nacht davor vier Stunden weniger waren«, sagt die Schlafmedizinerin. »Der Schlaf, den wir bekommen, wird aber tiefer und qualitativ besser sein.«
Wer eine Nacht wach bleibt, sollte am nächsten Morgen das Auto lieber stehen lassen. »Schlafentzug hat eine ähnliche Auswirkung auf die Konzentrationsfähigkeit wie etwa 0,5 Promille Alkohol im Blut«, erklärt Richter.
Bei der Getränkewahl empfiehlt die Schlafexpertin, auf Koffein zu verzichten, da dies Körper und Herz nur unnötig stresse. Der Schlafentzug kann eine Auswirkung auf die Verdauung am nächsten Tag haben. »Dass der Darm und die Psyche eng zusammen hängen, ist ja bekannt. Stressen wir uns durch zu wenig Schlaf, kann das zu Verdauungsproblemen wie beispielsweise Durchfall führen.«
Eine einmalige kurze Nacht kann aber auch positive Auswirkungen haben: »Menschen, die zu Depressionen neigen, fühlen sich nach einer kurzen Nacht besser, denn Schlafentzug wirkt antidepressiv«, sagt Richter. Der Traumschlaf werde unterdrückt. Das führt der Schlafforscherin zufolge zu einem ähnlichen Effekt, den auch Medikamente herbeiführen.