Wie sich das Demenzrisiko minimieren lässt |
Katja Egermeier |
29.01.2025 16:00 Uhr |
Wer tanzt und immer wieder neue Figuren lernt, trainiert nicht nur seinen Körper, sondern auch sein Gedächtnis und seine Koordination. / © Getty Images/Colin Anderson Productions pty ltd
Puzzeln allein genüge allerdings nicht, erklärt die Hirnstiftung gleich vorab – auch wenn Spielehersteller gerne auf eine Studie des Universitätsklinikums Ulm aus dem Jahr 2019 verweisen, die ergab, dass Menschen, die ihr Leben lang viel gepuzzelt haben, im Alter eine bessere kognitive Fitness aufweisen als jene, die seltener puzzeln. Es bedürfe vielmehr einer Vielfalt an Aktivitäten, um den Kopf jung zu halten.
Denksport stelle dabei nur eine der wichtigen Säulen zur Demenz-Prävention dar – neben körperlicher Aktivität und sozialem Austausch. »Es ist nicht nur exklusiv das Puzzeln, das das Gehirn bis ins hohe Alter fit hält, sondern ganz allgemein die geistige Stimulation«, erklärt die Präsidentin der Deutschen Hirnstiftung, Professorin Dr. Kathrin Reetz. Und dies könne nur durch verschiedene Aktivitäten erreicht werden.
Das zeige auch eine australische Studie mit mehr als 10.000 Teilnehmenden mit einem Durchschnittsalter von 73,8 Jahren. Hier wiesen sogenannte aktive geistige Aktivitäten wie das Lösen von Puzzles oder Kreuzworträtseln, Schach- oder Kartenspielen mit einem um 9 Prozent niedrigeren Demenz-Risiko hin. Eine Risikoreduktion von 11 Prozent erreichten dagegen »intellektuelle« Aktivitäten wie Sprachkurse, Fortbildungen oder das Schreiben von Briefen oder Tagebüchern. Weniger effektiv zeigten sich dagegen künstlerische Tätigkeiten wie Malen, Zeichnen oder Schnitzen sowie passive geistige Aktivitäten wie das Lesen oder Musikhören.
Es sei also wichtig, sich bis ins hohe Alter zu fordern, so Reetz – und zudem nie zu spät, noch ein Musikinstrument, eine Fremdsprache oder den Umgang mit einem Computer zu lernen. »Viele Menschen glauben, sie seien dafür zu alt – dabei ist es umgekehrt, sie altern geistig schneller, weil sie sich nicht mehr fordern.«
Doch nicht nur der Kopf, auch der Körper sollte für eine aktive Demenz-Vorsorge trainiert werden. Die ideale Kombination bietet laut Hirnstiftung beispielsweise das Tanzen, wenn dabei neue Schrittfolgen und Figuren erlernt werden. Aber natürlich könne man geistige und körperliche Aktivitäten auch abwechseln.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die sozialen Kontakte. Auch diese zählten zur aktiven Demenz-Prävention, so Reetz. »Sie sollte man bis ins hohe Alter pflegen.« Dieser Ansicht ist auch die Initiative Alzheimer Forschung. Sie warnt davor, dass fehlende geistige Ansprache und soziale Interaktion dazu führe, dass das Gehirn weniger gefordert wird und die kognitive Leistung abnimmt. Wer viel ungewollt allein ist, habe ein bis zu doppelt so hohes Risiko, an Alzheimer zu erkranken.
Reetz rät, sich beispielsweise in Vereinen oder einem Ehrenamt zu engagieren – das gelte vor allem für jene Menschen, die sich zu Zeiten der Berufstätigkeit stark auf Kollegen und das Arbeitsumfeld konzentriert hatten. Die intensive Stimulation im Beruf könne nicht durch ein »einsames Puzzlespiel« ersetzt werden.
Dass es vor allem die Vielfalt an Aktivitäten ist – körperlich, kognitiv und sozial – zeigten schließlich auch die Zahlen einer großen Metaanalyse mit mehr als 2 Millionen Teilnehmenden: Demnach sank das Risiko für eine Demenz durch körperliche Aktivität um 17 Prozent, durch kognitive Aktivitäten um 13 Prozent und durch soziale Aktivitäten um 7 Prozent.
Wer jetzt auch noch ein paar grundlegende Lebensstilmaßnahmen berücksichtige, so Reetz – dazu zähle, Übergewicht, Rauchen und Alkohol zu vermeiden sowie Bluthochdruck, Diabetes, hohes LDL-Cholesterin und Seh- und Hörschwächen behandeln zu lassen –, der habe »alles, was man zur Vorbeugung einer Demenz tun kann, getan!«.
Die wichtigsten 14 Risikofaktoren einer Demenzerkrankung
Quelle: Alzheimer Forschung Initiative