Wie sicher sind Schnelltests wirklich? |
Das Problem: Die Tests schlagen am besten bei einer hohen Viruslast an. Infizierte mit geringer Viruslast – etwa zu Beginn oder beim Abklingen der Erkrankung – werden möglicherweise nicht entdeckt. Könnte das dazu führen, dass sich viele Infizierte in falscher Sicherheit wiegen und unbewusst andere Menschen anstecken?
Ein Rechenbeispiel: Geht man davon aus, dass in einer Gruppe von 10.000 Getesteten 1000 tatsächlich das Coronavirus tragen, dann könnten mindestens 50 dieser Infizierten im Selbsttest fälschlicherweise ein negatives Ergebnis bekommen. Sie nähmen an, nicht infiziert zu sein – und stecken so womöglich weitere Menschen an.
»Ein negatives Ergebnis im Antigen-Test schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn eine niedrige Viruslast vorliegt«, so das RKI. Auch bei korrekter Durchführung sei es »lediglich weniger wahrscheinlich«, ansteckend zu sein. Zudem sei die Aussagekraft zeitlich begrenzt – schon am nächsten Tag kann das Ergebnis anders sein. Daher ist ein negatives Ergebnis kein Freifahrtschein, die Corona-Regeln zu missachten.
Von den 9000 Nicht-Infizierten der Beispielgruppe wiederum erhielten bei einer Spezifität von 98 Prozent rund 180 ein falsches Positiv-Ergebnis. Bis zum Ergebnis des PCR-Tests gehen sie dann davon aus, infiziert zu sein und andere anstecken zu können. Das kann für Frust sorgen.
Fehler beim Gebrauch der Tests können diese Werte noch merklich beeinflussen. Inwieweit die angegebenen Prozentzahlen auch unter Realbedingungen zutreffen, lässt sich derzeit kaum absehen. Erst die Erfahrung der kommenden Monate wird zeigen, wie groß die Probleme durch falsch-positive und falsch-negative Ergebnisse tatsächlich sind – und auch, wie gut sich mit den Schnelltests die Pandemie in Schach halten lässt.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.