Wie steht es um die »Pille für den Mann«? |
Das Interesse an einer »Pille für den Mann« ist groß. Grundsätzlich würden 70 Prozent der Menschen in Deutschland sie »auf jeden Fall« oder »eher« befürworten. Das ergab eine bevölkerungsrepräsentative Online-Umfrage von Yougov unter 2032 Menschen.
Bei genauerem Blick werden allerdings Unterschiede zwischen den Geschlechtern deutlich: Bei Frauen fiel die Zustimmung mit rund drei Vierteln deutlich höher aus. Zwar sprachen sich immerhin 63 Prozent der befragten Männer im Grundsatz dafür aus. Vorstellen können sich die Einnahme aber nur 37 Prozent sicher. Es gebe noch immer eine große Lücke zwischen Einstellung und Verhalten – also Akzeptanz und tatsächlicher Bereitschaft –, sagt auch Psychologe Klein.
Das dürfte auch mit der Kulturgeschichte zu tun haben. »Wir haben eine lange Tradition, dass Frauen stärker verantwortlich gemacht werden für das Thema Schwangerschaft«, sagt der Experte von der Katholischen Hochschule NRW in Köln. Das sei durch die Pille für die Frau verstärkt worden. »Das Thema ›Pille für den Mann‹ ist in den vergangenen 60 Jahren bei aller Emanzipation und Gleichberechtigung unerfreulicherweise liegengeblieben.« Erfreulich sei nun, dass an neuen Präparaten geforscht werde.
Außer der US-Studie zu Tabletten gibt es weitere Vorhaben. Bei einem geht es um ein Gel mit Nestoron, einem synthetischen Hormon, das als Arzneistoff zur Empfängnisverhütung bekannt ist, und dem Sexualhormon Testosteron. Es wird dem Mann täglich auf Arme und Schulter aufgetragen. Hier ist die Studie schon in Phase II, bei der es nicht mehr nur um eine erste Prüfung der Verträglichkeit, sondern auch schon um die Wirksamkeit geht. Grundsätzlich ist Experte Zitzmann zuversichtlich. »Es sieht nun tatsächlich so aus, dass es noch höchstens fünf Jahre dauert, bis ein Präparat entwickelt ist«, sagt er – um schmunzelnd einzuräumen, dass er das schon häufiger gedacht habe.
Es sind für den Erfolg mehrere Hürden zu nehmen. »Frauen müssen auf das Mittel vertrauen können«, sagt Zitzmann. Doch bis zu einer Einführung dürfte es auch aus anderen Gründen noch längere Zeit dauern. So gibt es bisher noch keine größere Studie. Außerdem müsste ein größerer Hersteller Interesse zeigen.
Finanziell könnte es sich durchaus lohnen, haben Wissenschaftler bereits vor rund acht Jahren in der Fachzeitschrift »Current Obstetrics and Gynecology Reports« festgestellt. Angesichts eines geschätzten Markts von zehn Millionen Männern in den USA und 50 Millionen weiteren Männern weltweit errechneten sie damals einen Marktwert einer neuen Verhütungsmethode von 40 bis 200 Milliarden US-Dollar, umgerechnet bis zu 185 Milliarden Euro.