Wie unterscheiden sich Covid-19, Grippe und Erkältung? |
Trockener Husten tritt sowohl bei Covid-19, als auch bei Grippe (Influenza) oder einer Erkältung häufig auf. Andere Symptome, wie eine verstopfte oder laufende Nase, sind typische Symptome einer Erkältung. / Foto: Adobe Stock/Africa Studio
Bei einem Vergleich sprechen bestimmte Merkmale eher für Covid-19 und erlauben eine erste Unterscheidung von einer Erkältung oder der Grippe – gemeint ist die durch Influenzaviren auslöste echte Grippe. Klarheit schafft jedoch nur ein Labortest. Einen typischen Verlauf bei Covid-19 gibt es nach aktuellem Kenntnisstand nicht: Die Symptome sind vielfältig und variieren stark, von symptomlosen Verläufen bis zu schweren Lungenentzündungen mit Lungenversagen.
Für Deutschland hat das Robert Koch-Institut (RKI) auf seiner Webseite eine Stellungnahme zu den häufigsten Symptomen bei Covid-19 veröffentlicht. Demnach litten die meisten Patienten an Husten (47 Prozent), Fieber (40 Prozent), Schnupfen (21 Prozent), Störung des Geruchs- und/oder Geschmackssinns (15 Prozent) und/oder einer Lungenentzündung (3 Prozent). Weitere Symptome können Halsschmerzen, Atemnot, Kopf- und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Bindehautentzündung, Hautausschlag, Lymphknotenschwellung, Apathie und Schläfrigkeit sein.
Forscher der Universität in Leeds haben zudem im Juni eine aktuelle Übersichtsarbeit zur Symptomatik von Covid-19 veröffentlicht, in die Daten von über 24.000 Patienten aus neun Ländern eingeflossen sind. Hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie in Deutschland:
Von den Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, brauchten 17 Prozent eine Behandlung mit Sauerstoff, 19 Prozent mussten in der Intensivstation behandelt werden. Bei neun Prozent war der Verlauf so schwerwiegend, dass sie künstlich beatmet werden mussten, und bei zwei Prozent musste das Blut sogar außerhalb des Körpers, mit einer künstlichen Lunge, mit Sauerstoff versorgt werden.
Infektionen mit dem neuen Coronavirus können jedoch auch mild bis symptomlos verlaufen. Das ist vor allem bei Kindern der Fall: Eine aktuelle Studie mit Daten aus China, Italien, Japan, Singapur, Kanada und Südkorea zeigt, dass junge Menschen unter 20 Jahren nur in 20 Prozent der Fälle Symptome entwickeln. Wie ansteckend sie dabei sind, ist bislang noch nicht eindeutig geklärt.
Die Inkubationszeit, also der Zeitraum von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung, wird derzeit auf durchschnittlich fünf bis sechs Tage geschätzt. Der angegebene Zeitrahmen reicht von einem bis zu 14 Tagen. Unklar ist zurzeit noch, wie lange ein mit SARS-CoV-2 infizierter Mensch andere anstecken kann.
Symptom | Covid-19 | Grippe/Influenza | Erkältung |
---|---|---|---|
Fieber | +++++ | +++++ | ++ |
trockener Husten | ++++ | ++++ | ++++ |
allgemeine Schwäche | ++++ | ++++ | ++ |
Atemnot | ++ | + | – |
verstopfte/laufende Nase | + | +++ | +++++ |
Halsschmerzen | ++ | +++++ | +++++ |
Kopfschmerzen | ++ | +++++ | +++ |
Gliederschmerzen | ++ | +++++ | +++ |
Geruchs- und Geschmacksverlust | +++ | + | + |
Magen-Darm-Beschwerden | + | + | + |
Ausschlag an Füßen od. Händen | + | – | – |
schwerer Verlauf | ++ | + | – |
Kinder, die sich mit SARS-CoV-2 angesteckt haben, zeigen oft andere Symptome als Erwachsene. Eine Studie mit knapp 1.000 jungen Menschen aus Großbritannien ergab beispielsweise, dass die Hälfte der infizierten Kinder gar keine Symptome hatten. Bei der anderen Hälfte traten am häufigsten Fieber (31 Prozent), Durchfall, Erbrechen und Bauchkrämpfe (zusammen 19 Prozent) sowie Kopfschmerzen auf (18 Prozent) auf. Husten und Atemnot kamen viel seltener vor als bei Erwachsenen. Zudem hatte jedes sechste Kind Hautausschläge.
Über Hautveränderungen bei Kindern und Jugendlichen berichten auch Ärzte aus Norditalien. Meist waren die Füße, manchmal auch die Hände betroffen. Anfangs sei es immer eine rötlich-violette oder bläuliche Verfärbung, danach treten Blasen auf und später schwärzliche Verkrustungen. Innerhalb von zwei Wochen heilen die Hautmanifestationen in der Regel vollständig aus.
Eine weitere Beobachtung aus der Praxis ist, dass Covid-19 in Schüben verläuft. »Vom Beginn der Symptome an dauert es etwa eine Woche, bis der Patient Atemnot entwickelt«, berichtet Dr. Holger Neb, Intensivmediziner an der Universitätsklinik in Frankfurt am Mai, im Juni 2020 auf dem Fortbildungskongress pharmacon, der in diesem Jahr digital stattgefunden hat. Bemerkenswert sei, dass die Sauerstoffsättigung des Bluts in der Regel bereits vorher abgenommen habe. Diesen stillen Sauerstoffmangel bemerkten die Patienten nicht; er sei aber von außen erkennbar, da die Betroffenen blaue Lippen hätten.
Danach vergehe oft noch etwa eine Woche, bis die Patienten ins Krankenhaus kämen und von da an noch einmal anderthalb Wochen, bevor sie künstlich beatmet werden müssten. »Diese Verschlechterung ist aber kein Muss«, betonte Neb. Nur etwa 10 Prozent der Infizierten würden schwer krank und etwa 5 Prozent intensivpflichtig.
Laut einer aktuellen Studie, an der Wissenschafter aus Österreich, Kanada und den Vereinigten Arabischen Emiraten beteiligt waren, liegt die weltweite Sterberate von durch Labortests bestätigten Cvoid-19-Fälle bei rund 4,7 Prozent. In die Studie eingeflossen sind 480.000 bestätigte Covid-19-Fälle. Allerdings reicht die Bandbreite von etwa 0,3 bis 0,4 Prozent in Chile und Israel bis zu rund 10,8 Prozent in Italien.
Auch Daten aus Südkorea geben mit etwa 0,8 Prozent eine erheblich niedrigere durchschnittliche Sterberate an. Experten halten diese Zahl für genauer, da Südkorea sehr umfangreich auf das Coronavirus testet. Dadurch fließen auch Fälle infizierter Personen ohne erkennbare Krankheitszeichen in die Statistik ein, während in anderen Ländern vornehmlich die offensichtlich Erkrankten erfasst werden. Auch die Daten der Heinsberg-Studie weisen auf eine niedrigere Sterberate hin: Bei den untersuchten 900 Fällen lag die Sterberate nur bei 0,37 Prozent.
Im Vergleich dazu schätzt das RKI die Sterberate bei einer Grippe insgesamt momentan als geringer ein. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Grippe zu sterben, liege bei 0,1 bis 0,2 Prozent.
Auch bei der Ansteckungsrate gibt es Unterschiede. Aktuelle Modelle der SARS-CoV-2-Ausbreitung schätzen eine Grundreproduktionszahl (R0) von 2,2. Das bedeutet, dass eine infizierte Person durchschnittlich 2,2 andere Personen mit dem Virus ansteckt. Dieser R0-Wert ist höher als bei der saisonalen Influenza. Dort liegt er unter 2.
Das RKI rät Betroffenen, bei Erkältungssymptomen telefonisch ärztlichen Rat einzuholen. Der Arzt entscheidet dann anhand der Symptome, ob ein Test auf Covid-19 sinnvoll ist. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn:
Von den Symptomen her sind Grippeerkrankungen oft schlecht von Infektionen mit dem neuen Coronavirus zu unterscheiden. Beide verursachen Anzeichen von Atemwegserkrankungen, können aber auch symptomlos verlaufen. Typisch für eine Influenza-Infektion, also eine echte Grippe, sind neben trockenem Husten und plötzlich einsetzendem, oft hohem Fieber auch ein starkes Krankheitsgefühl sowie Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. Die Inkubationszeit der Grippe ist kurz, laut RKI beträgt sie 1 bis 2 Tage.
Leichter abzugrenzen sind dagegen banale Erkältungen. Dabei treten die typischen Symptome wie Halsschmerzen, Schnupfen, schleimiger Husten, leicht erhöhte Temperatur, Abgeschlagenheit und leichte bis mäßige Kopfschmerzen meist schleichend über mehrere Tage auf. Oft schmerzt zunächst nur der Hals, der Husten kommt in der Regel erst später dazu. Man fühlt sich zwar krank, aber nicht so vollkommen kraftlos wie bei einer echten Grippe.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.