Wie verändern Antidepressiva den Stoffwechsel? |
Wie jedes Medikament können auch Antidepressiva mit Nebenwirkungen einhergehen. / © Adobe Stock/benjaminnolte
Eine Metaanalyse befasste sich kürzlich mit den Effekten der kurzfristigen Einnahme verschiedener Antidepressiva als Monotherapie im Hinblick auf Gewicht, Herz-Kreislauf-Parameter und weitere metabolische Kennzahlen. Das Team um Dr. Toby Pillinger vom King’s College in London veröffentlichte die Ergebnisse im Fachjournal »The Lancet«.
Eingeschlossen waren randomisierte, kontrollierte Studien (RCT) zu einer akuten Monotherapie bei Erwachsenen mit psychischen Störungen, darunter schwere Depressionen, Angststörungen und bipolare Störungen, aber auch die Fibromyalgie, bei der depressive Symptome auftreten können. Insgesamt beurteilten die Forschenden 30 Wirkstoffe, mit denen 58.534 Patienten behandelt wurden, anhand von Verum- und Placebo-Daten.
Primäre Endpunkte waren Veränderungen des Körpergewichts, der Gesamtcholesterol- und Glucosekonzentrationen, der Herzfrequenz, des systolischen und diastolischen Blutdrucks, der QTc-Zeit, der Natrium-, Kalium-, Harnstoff- und Kreatininspiegel sowie der relevanten Leberenzym-Aktivitäten (AST, ALT, ALP).
Es zeigte sich, dass selbst bei einer recht kurzen Einnahmedauer von im Median acht Wochen signifikante Veränderungen der untersuchten Parameter nachweisbar waren. Die Auswirkungen auf das Gewicht variierten zwischen den Wirkstoffen deutlich. Zum Beispiel verloren Menschen, die mit Agomelatin behandelt wurden, im Durchschnitt etwa 2,5 kg Körpergewicht, während diejenigen, die die Trizyklika Maprotilin oder Amitriptylin einnahmen, 1,82 kg beziehungsweise 1,60 kg zunahmen.
Auch die Therapie mit Mirtazapin (+ 0,87 kg) und Fluvoxamin (+ 0,96 kg) resultierte in einer Gewichtszunahme, wohingegen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer/Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI/SNRI) eher in Richtung Gewichtsabnahme tendierten, zum Beispiel Fluoxetin (– 0,81 kg), Venlafaxin (– 0,74 kg) und Duloxetin (– 0,63 kg).
Die Autoren kalkulierten auch die Wahrscheinlichkeit für eine klinisch relevante Gewichtsänderung. Demnach lag das Risiko für eine Gewichtszunahme um mehr als 2 kg für Maprotilin bei etwa 48 Prozent und für Amitriptylin bei etwa 46 Prozent. Die größten Chancen für eine Gewichtsreduktion um mehr als 2 kg ergaben sich mit etwa 55 Prozent bei einer Therapie mit Agomelatin. In den Placebogruppen lagen die Wahrscheinlichkeiten für Gewichtsveränderungen bei jeweils etwa 19 Prozent.