Wie viel Bauch ist noch gesund? |
Isabel Weinert |
11.07.2025 15:00 Uhr |
Sich schlank messen, geht gar nicht. Das Maßband sollte zwar straff sein, aber nicht festgezurrt und außerdem waagerecht um den Bauch herumgeführt werden. / © Adobe Stock/Dmytro Flisak
Das ist gar nicht so einfach, denn beliest man sich, dann steht verschiedentlich geschrieben, man solle genau zwischen Ende Hüftknochen (nach oben hin) und Ende Rippenbogen (nach unten hin) messen. Wenn diese Mitte aber zufällig altersbedingt oder aus anatomischen Gründen genau in die Taille als schmalste Stelle des Bauches fällt, dann hat das Ergebnis keine Aussagekraft, denn es kann an dieser Stelle durchaus fantastisch ausfallen – und trotzdem ist zu viel schädliches Fettgewebe da. Nur eben weiter unten.
Deshalb eignet sich besser der Rat, den Umfang um den dicksten Bereich des Bauches herum zu messen. Auch das kann – oft bei Männern – ein wenig oberhalb des Bauchnabels liegen oder – oft bei (post)menopausalen Frauen – darunter.
Auf jeden Fall stehen Zeitpunkt und Vorgehen unabhängig vom Ort der größten Fettansammlung fest: morgens, nüchtern, nach dem ersten Toilettengang. Man stellt sich gerade hin, zieht den Bauch weder ein, noch streckt man ihn heraus, legt ein flexibles Maßband waagerecht um das dickste Bauchareal – oder lässt es besser noch darumlegen – und liest das Resultat ab.
Was sagt das Ergebnis aus? Das hängt von zweierlei ab: ob Frau oder Mann und von welcher Beschaffenheit das Fett ist. Frauen sind auf der sicheren Seite, wenn ihr Bauchumfang an der dicksten Stelle nicht mehr als 80 cm beträgt. Zwischen 80 und 88 cm befindet sich eine Grauzone mit einem wohl etwas erhöhten Risiko für den Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System. Ab 88 cm wird es dann kritisch für die Gesundheit. Bei Männern sollte der Bauchumfang an der dicksten Stelle nicht mehr als 94 cm messen, die Grauzone liegt zwischen 94 und 102 cm, darüber sieht es schlecht aus für die Gesundheit.
Nun kommt es auch noch darauf an, welcher Art das Fett ist. »Eine Speckrolle ist gesünder als ein harter dicker Bauch«, sagte Ernährungs-Doc Matthias Riedl auf Nachfrage gegenüber PTA-Forum. Das bedeutet: Das weiche wabbelige Bauchfett, das sich mit den Fingern gut zur Speckrolle greifen lässt, wirkt sich gesundheitlich weniger fatal aus als dasjenige, das einen prall-kugeligen Bauch formt, bei dem es so gut wie oder ganz unmöglich ist, Fett als Fettrolle zwischen den Fingern zu fassen.
Das weiche Fett deutet mehr auf viel Unterhautfettgewebe hin, dessen metabolischer Einfluss auf den Organismus geringer als derjenige des viszeralen, sich um die Organe herum abgelagerten Fettes. Doch auch der umfangreiche »Wabbelbauch« sollte dazu animieren, sich mit der eigenen Ernährungsweise kritisch zu beschäftigen und sie möglichst so zu verändern, dass das überschüssige Fett wieder schwindet.
Ein weiterer Faktor, der die Gesundheit im Zusammenhang mit Körperfett beschreibt, ist die WHtR, die Waist-to-Height-Ratio. Sie beschreibt das Verhältnis des Bauchumfangs zur Körpergröße. Es ist sogar möglich, dass ein Bauchumfang über den Idealwerten geteilt durch eine Körpergröße einen noch guten WHtR ergibt. Das bedeutet allerdings nicht, dass der betreffende Mensch gesundheitlich aus dem Schneider ist trotz seines zu dicken Bauches, sondern nur, dass das Verhältnis aus Bauchumfang und Körperlänge noch im Normbereich liegt. Dabei kann der Bauch aber eben bereits trotzdem ungesund dick sein.
Der WHtR berücksichtigt neben der Körperlänge auch das Alter, Berechnet wird er, indem man den gemessenen Bauchumfang durch die Körperlänge in cm teilt. Bei unter 15-Jährigen liegt ein idealer WHtR zwischen 0,34 und 0,45; bis 40 Jahre zwischen 0,4 und 0,5 und bei über 50 Jährigen zwischen 0,4 und 0,6.