Wieder schmerzfrei auftreten |
Für Schmerzen in den Fersen kann ein Fersensporn verantwortlich sein, der aus verknöchertem Kalk besteht. / Foto: Adobe Stock/DimaBerlin
Füße müssen viel (er)tragen. Werden sie chronisch überlastet, können sich Strukturen im Fuß verändern. Eine Folge kann ein Fersensporn (Calcaneussporn) sein. Dabei handelt es sich um einen im Röntgenbild sichtbaren, dornartigen Vorsprung am Fersenbein (Calcaneus) nahe eines Sehnenansatzes. Bei der langwierig und schwierig zu behandelnden Fußerkrankung leiden Patienten beim Gehen und Stehen unter stechenden Schmerzen. Ein Sporn fühlt sich an, als trete man auf einen Nagel oder habe einen spitzen Stein im Schuh.
Die verschleißbedingte Erkrankung entwickeln Patienten meist im mittleren oder höheren Lebensalter. Viele leiden dann bereits unter Fußfehlstellungen wie dem Knick-Senk-, Platt-, Spreiz- oder Hohlfuß. Außer Fehl- oder Überbelastungen etwa durch Ausdauersport oder täglich lange, beruflich bedingte Geh- oder Stehzeiten kann auch Übergewicht einen Fersensporn auslösen. Beim echten Fersensporn werden zwei Formen unterschieden, die sich hinsichtlich der Symptome und Therapie unterscheiden.
Beim unteren (planaren) Fersensporn handelt es sich um eine Verkalkung an der Unterseite des Fersenbeins am Sehnenansatz der Plantarsehne. Diese verläuft entlang der Fußsohle und stabilisiert das Fußlängsgewölbe. Wenn die Plantarfaszie, eine Sehnenplatte, fortdauernd überlastet wird, entstehen immer wieder winzige Verletzungen oder Risse, die der Körper versucht zu reparieren. Lokale Entzündungsprozesse sind die Folge. Wenn die Ferse weiter belastet wird, kann die Faszienentzündung chronisch werden und es lagert sich Kalk in die Sehne ein. Verknöchert die Kalkeinlagerung, entsteht ein Fersensporn. Der dornartige Auswuchs erzeugt einen anhaltenden Druck, durch den umliegendes Gewebe geschädigt wird und sich entzünden kann. Zu den Risikofaktoren zählen neben Fehl- und Überlastung auch hartes Schuhwerk mit dünnen Sohlen, eine Verkürzung der Achillessehne, muskuläre Defizite sowie Fußfehlstellungen.
Der obere (dorsale) Fersensporn ist seltener als der untere. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Sehnenansatzes der Achillessehne am Fersenbein. Die Achillessehne ist die stärkste Sehne des Menschen und verbindet die Wadenmuskulatur mit dem Fersenbein. Sie ist notwendig, um den Fuß vom Boden abzudrücken und laufen und springen zu können. Wenn der Achillessehnenansatz dauerhaft überlastet wird, kann sich ein knöcherner Dorn am Achillessehnenansatz bilden. Ein Risikofaktor für den oberen Fersensporn ist ein Hohlfuß. Dabei bildet die Fußsohle einen Bogen mit erhöhtem Fußgewölbe und nur Ferse und Fußballen berühren den Boden. Eine verkürzte, untrainierte Wadenmuskulatur und Schuhwerk mit zu hoher oder zu harter Fersenkappe belasten die Achillessehne ebenfalls. Der dorsale Fersensporn ist von der Haglund-Ferse zu unterscheiden, welche ein Risikofaktor für den Fersensporn ist. Bei der Haglund-Ferse handelt es sich um eine knöcherne Neubildung (Überbein) am Übergang vom Fersenbein, die eine Weichteilentzündung verursacht. Während der punktuelle und spitze Fersensporn von außen nicht zu sehen ist, lässt sich die Verknöcherung im ganzen Fersenbereich bei der Haglund-Ferse als optische Vorwölbung erkennen.
Patienten, bei denen im Röntgenbild ein Kalksporn am Sehnenansatz sichtbar ist, müssen nicht zwangsläufig Beschwerden bemerken. Wenn sich Symptome entwickeln, unterscheiden sie sich je nach Lage des Fersensporns. Der obere Fersensporn äußert sich durch Schmerzen an der Achillessehne. Dabei tritt der Druckschmerz besonders in engem Schuhwerk mit hoher und harter Fersenkappe auf. Der betroffene Bereich reagiert dann auch empfindlich auf Berührung. Um Schmerzen zu vermeiden, versuchen Patienten den Fuß beim Gehen nicht mehr abzurollen. Wenn der Druck auf die Achillessehne wegfällt, etwa beim Barfußlaufen, bessern sich die Beschwerden.
Beim unteren Fersensporn treten häufiger als beim dorsalen Sporn Symptome auf. Die Schmerzen können außer vom Sporn selbst von Nerven, Weichteilen, Schleimbeuteln, Blutgefäßen und Knochen in der Umgebung ausgehen. Patienten berichten oft, dass die ersten Schritte am Morgen am stärksten wehtun (Anlaufschmerz). Im frühen Stadium bessern sich die Beschwerden im Tagesverlauf, später bleiben sie bestehen. Ruhen Patienten, geht es ihnen vorübergehend besser und bei Belastung nehmen die Beschwerden wieder zu. Um den bohrenden, tiefen Schmerz in der hinteren Fußsohle zu vermeiden, humpeln viele Patienten in Spitzfußstellung und setzen nur den vorderen Teil des Fußes auf.
Wer Muskeln und Sehnen regelmäßig dehnt, kann einem Fersensporn vorbeugen. Bei bestehenden Schmerzen können Dehnübungen die Schmerzen zudem bessern. Dafür brauchen Patienten allerdings einen langen Atem, denn das Training sollte über Monate hinweg am besten mehrmals täglich durchgeführt werden.
Bei Verdacht auf einen Fersensporn steuern Patienten am besten frühzeitig gegen, damit die Beschwerden nicht weiter zunehmen. Sie sollten den Fuß schonen und eine Sportpause einlegen. Das Apothekenteam kann schmerzstillende, entzündungshemmende nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) empfehlen. Auch bequeme Schuhe mit gepolsterter Fersenkappe zu tragen, Kühlung und Übungen, die die Fußmuskulatur stärken, tun gut. Halten die Schmerzen länger als zwei Wochen an oder nehmen sogar noch zu, ist ärztlicher Rat gefragt. Um den Verdacht auf einen Fersensporn zu bestätigen, kann der Arzt den Fuß röntgen. Auf Röntgenbildern werden Verknöcherungen wie Fersensporne sichtbar und es lassen sich andere mögliche Ursachen für die Schmerzen wie Frakturen oder eine Arthritis ausschließen. Ein Fersensporn lässt sich nur operativ entfernen. Um schmerzfrei zu werden, reichen jedoch oft konservative Behandlungsoptionen aus. Eine Operation führt zudem nicht immer zur Heilung und geht mit Risiken wie Nervenschädigungen, Infektionen oder Verletzungen von Blutgefäßen einher.
Beim oberen Fersensporn helfen orthopädische Einlagen, das Fußgewölbe zu stützen und die Ferse zu polstern. Kälteanwendungen lindern die Entzündung und verringern die Schmerzen, indem sie die Durchblutung reduzieren. Bei einer Elektrotherapie werden Muskeln durch elektrischen Strom gezielt gekräftigt und die Schmerzweiterleitung beeinflusst. Bei der Phonophorese und Iontophorese soll mit Schallwellen beziehungsweise schwachen elektrischen Strömen die Aufnahme von Wirkstoffen über die Haut verbessert werden. Die Evidenz ist noch gering. Eine weitere Methode ist die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT). Dabei werden Kalkeinlagerungen mit energiereichen Druckwellen zerstört. Der Physiotherapeut kann zudem Übungen zeigen, mit denen Patienten ihre Muskeln und Sehnen dehnen und kräftigen können.
Bei einem unteren Fersensporn hängt die Behandlung von der individuellen Situation des Patienten ab. Meist reichen auch hier kombinierte konservative Methoden wie eine Schuh- und Einlagenversorgung aus. Für Patienten mit einem plantaren Sporn sind weiche, gepolsterte Locheinlagen oder Einlagen mit Aussparung geeignet. Diese entlasten den Sehnenansatz der Fußsohle und das Polster verstärkt das Fersenfettpolster. Bei sehr starken Schmerzen kann der Arzt Lokalanästhetika injizieren oder infiltrieren. Die Injektion von Botulinumtoxin in die Fußsohle hat das Ziel, die entzündete Plantarfaszie zu entspannen und den Sehnenzug zu verringern. Wie erfolgversprechend das ist, muss noch weiter erforscht werden.
Zur kurzfristigen Schmerzerleichterung kann der Arzt auch eine Injektion von Glucocorticoiden ins Bindegewebe der schmerzenden Plantarsehne in Erwägung ziehen. Dabei ist zu bedenken, dass Glucocorticoide oft nicht nachhaltig helfen und die Beschwerden wiederkommen können, wenn die Ursache nicht behoben wird. Bei wiederholten Injektionen kann zudem das plantare Fettpolster abgebaut werden. In der Folge sind Nerven, Sehnen und Weichteile am Plantarsehnenansatz stärker belastet und können schmerzen.
Wenn sich die Beschwerden trotz monatelanger konsequenter Behandlung nicht bessern, kann eine Operation sinnvoll sein. Diese kann als Radiofrequenztherapie oder endoskopische Operation erfolgen. Bei der Radiofrequenztherapie behandeln Ärzte das schmerzende Gewebe mit Hitzereizen, um die Beschwerden zu bessern. Dazu wird eine Elektrode über einen Hautschnitt eingeführt. Endoskopisch kann der Chirurg die Plantarsehne teilweise vom Fersenbein ablösen. Das vermindert die Spannung beziehungsweise den Zug der Plantarsehne am Sehnenansatz. Über einen endoskopischen Zugang zum Plantarsehnenansatz kann der Bereich auch arthroskopisch gereinigt werden.
Am besten lassen Patienten es gar nicht so weit kommen, dass sich ein Fersensporn bildet. Das Risiko lässt sich durch Schuhe mit stützendem Fußbett verringern, die den Fuß nicht einengen. Das beugt auch Druckstellen an der Ferse vor. Da Übergewicht ein Risikofaktor für einen Fersensporn ist, ist eine Gewichtsabnahme auch für die Fußgesundheit gut. Wer gerne Sport treibt, vermeidet möglichst Überlastungen durch ungewohnt intensive Aktivität. Patienten, die bereits eine Fußfehlstellung entwickelt haben, sollten diese ärztlich behandeln lassen.