Winterfitness für die Haut |
Reichhaltige Pflege schützt die Haut bei Kälte und Frost. / Foto: Getty Images/Fotostorm Studio
Feuchte Kälte draußen und trockene Heizungsluft in den Innenräumen bedeuten für die Haut ein dauerndes Wechselbad. Das strapaziert sie, und ohnehin sind ihre natürlichen Schutzfunktionen im Winter auf ein Minimum reduziert. So stoppen die Talgdrüsen ihre Produktion bereits bei Temperaturen unter 8 °C und der wenige zähe Talg verteilt sich nur schwer auf der Hautoberfläche. Der schützende Hydrolipidfilm ist dünn und durchlässig, sodass der transepidermale Wasserverlust zunimmt. Die Verdunstungsrate erhöht sich im Winter gar noch, denn kalte Schneeluft enthält bedeutend weniger Feuchtigkeit als warme Luft. Durch die Kälte ziehen sich die Blutgefäße zusammen, wodurch sich die Versorgung mit Sauerstoff verschlechtert.
Die Witterungsverhältnisse machen selbst der normalen bis Mischhaut Beschwerden, für empfindliche oder eher trockene Haut werden sie zur echten Belastungsprobe. Die Tatsache, dass in den Wintermonaten die Zellregeneration ohnehin reduziert ist, facht den Prozess zusätzlich an. Abgestorbene Hautschuppen werden nicht mehr ohne Weiteres abgeschilfert, die Haut erscheint fahl und grau. Alterungsprozesse werden leichter sichtbar. Patienten mit Hautkrankheiten wie Ekzemen oder Neurodermitis klagen in der kalten Jahreszeit über zunehmende Beschwerden.
Die Wahl der richtigen Grundlage eines Pflegepräparats ist deshalb so wichtig, um den transepidermalen Wasserverlust im Rahmen zu halten. Dieser ist bei trockener Haut – und erst recht bei vielen Diabetikern – erhöht und setzt der Hautbarriere zu. »Der normale transepidermale Wasserverlust liegt bei Menschen mit normaler Haut etwa bei einem halben bis dreiviertel Liter Wasser pro Tag bezogen auf die gesamte Körperoberfläche«, erklärte Apotheker Dr. Joachim Kresken, ehemaliger Vorsitzender der Gesellschaft für Dermopharmazie, das unbemerkte Schwitzen. »Wenn die epidermale Hautbarriere gestört ist, wenn Kälte und trockene Luft der Haut zusetzen oder bei großflächiger Anwendung einer ungeeigneten, stark wasserhaltigen Emulsion kann das schnell auf Werte bis über zwei Liter ansteigen. Das würde die Hautaustrocknung nur verstärken.«
Er empfiehlt das zweimal tägliche Cremen mit lipidreichen Pflegepräparaten. »Das hilft dem angegriffenen Hydrolipidmantel, die Hautbarriere zu stärken beziehungsweise sich zu regenerieren«, sagte der Hautexperte im Gespräch mit PTA-Forum. Dazu geeignet sind Wasser-in-Öl-Emulsionen oder lamellare Systeme mit Lipiden, die auch natürlicherweise in der Haut vorkommen. Als Lipidkomponente empfiehlt Kresken Phospholipide, Ceramide oder Ceramid-Derivate, etwa aus Jojoba-, Kokos-, Weizenkeim- oder Traubenkernöl (wie Freiöl® Pflegeöl und Figuröl, Nuritic Intense von La Roche Posay, Polaneth Lotion von Dermasence). Diese Lipide sind in der Lage, sich in die Hautbarriere zu integrieren, und stärken damit das Hautmikrobiom. Auch Nachtkerzen- oder Borretschsamenöl sind in Form ihrer topischen Zubereitungen sinnvoll.
Als Natural Moisturizing Factor verrichten Hyaluronsäure, Harnstoff, Kollagen, Glycerol oder Milchsäure ihren Dienst (wie Hyaluron Activ B3 von Avène, Cetaphil® Feuchtigkeitscreme, Eucerin® Hautglättende Gesichtscreme 5 % Urea). Sie können die Restfeuchte an epidermalem Wasser in der Haut zurückhalten und erhöhen. »Ob auch Substanzen wie Aquaporin, Allantoin oder Mikrosilber einen Zusatznutzen bei trockener Haut haben, ist wissenschaftlich dagegen noch nicht eindeutig erwiesen«, macht Kresken aufmerksam.
Reine Feuchtigkeitscremes im Winter sollten nur bei zu Akne neigender Haut verwendet werden. Reine Fettcremes wiederum verstopfen die Poren. Eine Ausnahme: längere Aufenthalte bei eisigen Temperaturen im Freien oder beim Wintersport. Hier können lipidreiche Kälteschutzcremes oder Lipogele (wie Excipial® Mandelölsalbe, Weleda Calendula Wind- und Wetterbalsam) die Haut vor Erfrierungen schützen. Diese aber in warmen Räumen wieder entfernen, um einen Wärmestau zu vermeiden.
Die Lippen bedürfen mehr als jede andere Hautpartie Schutz. Ohne Talg- und Schweißdrüsen, mit dünner Hornschicht und wenig Melanin sind sie weder vor Kälte noch vor Sonne geschützt. Pflegestifte und Lippenbalsame, am besten ohne Mineralöle, fetten trockene, rissige Lippen. Mit UV-Filtern schützen sie auch vor Sonne (wie Anthelios® Lippenstick LSF 50+ von La Roche Posay, Hyaluron Sonnenpflege Lippen SPF 50 von Medipharma). Das sollten vor allem Lippenherpes-Geplagte beherzigen. UV-Strahlung wirkt als Trigger für eine Reaktivierung der Herpesviren.
Apropos Sonnenterrassen: Auch bei bewölktem Himmel ist ein fetthaltiger Sonnenschutz mit einem LSF von mindestens 30 ein absolutes Muss. Ist man in den Bergen unterwegs, am besten einen noch höheren LSF wählen. Vor allem Nase, Kinn und Ohrläppchen müssen vor Verlassen des Hauses gut eingecremt sein. Zu bedenken und im Beratungsgespräch weiterzugeben: Reste der Sonnencreme vom Sommer eignen sich aufgrund eines höheren Wasseranteils nicht, da potenziell die Gefahr von Erfrierungen besteht.
Nicht nur der Gesichtshaut setzt der Winter zu. Versteckt unter Schals, Rollkragen und langen Hosen führen Hals, Dekolleté sowie die Haut an den Beinen ein Schattendasein. Vor allem bei trockener Haut macht sich ein tägliches Pflegeprogramm bezahlt. Für die Körperreinigung eignen sich medizinische rückfettende Ölbäder, die kein Parfüm oder austrocknende Komponenten enthalten, dafür aber reich an pflanzlichen Ölen sind (wie Dermasence Pflegebad, Excipial® Mandelölbad, Balneum-Hermal Ölbad, Freiöl® Hautpflegeölbad).