Winterportulak von Kopf bis Fuß essbar |
Im Frühling wachsen beim Winterportulak mittig zarte, weiße Blüten aus dem tellerförmigen Blatt heraus. / Foto: Adobe Stock/LifeisticAC
Der Winterportulak tauchte bereits in einer alten babylonischen Schrift aus dem 8. Jahrhundert vor Christus als Heilpflanze auf. Seine Geschichte ist jedoch vor allem geprägt von seiner bedeutenden Rolle als Nahrungs- und Stärkungsmittel bei den indigenen Völkern Nordamerikas, denn die Pflanze gedeiht gut in kühlen Klimazonen. Erst als die Europäer Nordamerika im 15. Jahrhundert entdeckten, ging der Winterportulak auf die Reise zum europäischen Kontinent. Heute wird die Pflanze weltweit angebaut und nicht nur kulinarisch, sondern auch aufgrund ihrer hohen Nährstoffdichte geschätzt. In Deutschland zählt das Gemüse noch nicht zum breiten Winterangebot. Wer Lust auf Winterportulak hat, der wird am ehesten in Bioläden, auf dem Bio-Bauernhof oder Wochenmarkt fündig.
Der einjährige und winterharte Winterportulak (Claytonia perfoliata oder Montia perfoliata) ist auch als Postelein, Kuba-Spinat oder gewöhnliches Tellerkraut bekannt. Die Bezeichnung Tellerkraut beschreibt sehr gut die Optik der Pflanze: Die fleischig-saftigen Blätter sehen aus wie Teller beziehungsweise kleine Schüsselchen, die an den Enden der circa 10 bis 30 cm langen, dünnen Stielen sitzen. Im Frühjahr wachsen dann mittig zarte, weiße Blüten aus dem Teller heraus. Das Kraut ist von Kopf bis Fuß essbar.
Die Samen des Kuba-Spinats keimen erst bei unter 12 °C, sodass sie zwischen September bis März ausgesät werden können. Der Anbau gelingt auch im heimischen Garten oder selbst im Balkonkasten. Nach sechs bis acht Wochen ist das Blattgemüse erntereif. Wird der Winterportulak nicht zu tief abgeschnitten, ist die Ernte sogar mehrfach möglich.
Die Bezeichnung »Portulak« kann zu Verwirrungen führen, denn neben dem Winter- gibt es auch noch einen Sommerportulak. Beide Blattgemüse sind botanisch nicht miteinander verwandt, aber beide sind essbar. Der Sommerportulak kann, wie es der Name vermuten lässt, in der warmen Jahreszeit zwischen Mai und September geerntet werden. Die krautige, sukkulente Pflanze schmeckt säuerlich-salzig. Postelein wird hingegen im Winter geerntet und bereichert das winterliche Gemüseangebot.
Postelein punktet mit Vitamin C, Provitamin A, Magnesium, Calcium, Eisen, Zink, sekundären Pflanzenstoffen wie Flavonoiden und sogar Omega-3-Fettsäuren. Der Mikronährstoffmix stärkt das Immunsystem, die Schleimhäute und Knochen, schützt die Gefäße und reduziert Entzündungen – das ist wichtig bei vielen chronischen Erkrankungen. Dabei enthält Winterportulak nur wenig Nitrat, das bei anderen Salatpflanzen häufig ein Problem ist und - umgewandelt in Nitrit - gesundheitlich belastend wirkt.
Aber Vorsicht: Winterportulak ist reich an Oxalsäure, sodass vom regelmäßigen Verzehr größerer Mengen der rohen Pflanze abgeraten wird. Menschen mit Nierenerkrankungen sollten besonders darauf achten, wenig Oxalsäure zu sich zu nehmen. Wird das Gemüse jedoch in eine abwechslungsreiche, saisonal-frische und bunte Ernährung mit einbezogen, ist das in der Regel kein Problem.