Worauf es bei einer guten Psychotherapie ankommt |
Katja Egermeier |
14.02.2024 10:00 Uhr |
Eine Psychotherapie kann helfen, das Gefühl von Kontrollverlust und Ausgeliefertsein zu lindern. / Foto: Adobe Stock/Photographee.eu
Was es für eine erfolgreiche Therapie bedarf, ist in den vergangenen Jahren verstärkt erforscht worden. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren haben nun Expertinnen und Experten im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie preisgegeben.
So gilt eine gute Arbeitsbeziehung zum jeweiligen Therapierenden als eine der wichtigsten Grundlagen. Das leuchte nicht nur ein, sondern sei auch wissenschaftlich belegt. Der Kongresspräsidentin Professorin Ulrike Dinger-Ehrenthal zufolge habe sich durch wiederholte Messung von Beziehungen und Symptomen gezeigt, dass eine positive Therapiebeziehung eine eigene kurative Wirkung hat.
Die Chefärztin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am LVR-Klinikum Düsseldorf erklärt es so: »Psychosomatische Medizin ist Beziehungsmedizin. Eine vertrauensvolle Beziehung wirkt als Kraftquelle, sie kann korrigierende Beziehungserfahrungen ermöglichen, ist eine sichere Basis für die Konfrontation mit bislang vermiedenen Gefühlen und kann motivieren, das eigene Verhalten zu ändern, sodass im Verlauf eine Besserung zu erwarten ist.«
Auch die die Möglichkeit, als Betroffener aktiv an der Ausgestaltung der Therapie mitzuwirken, steigere die Chancen für einen Therapieerfolg. Die Patienten erführen ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit, Kontrolle und Einfluss, wenn sie sich beteiligten, Neues ausprobierten und sich auch zwischen den Sitzungen mit den Inhalten befassten. Der Betroffene werde auf diese Weise zum Akteur – ein Gefühl, das laut Dinger-Ehrenthal Kraft spenden kann. »Die Chance auf Besserung ist dann deutlich höher, als wenn darauf gewartet wird, dass die Veränderung sich von allein einstellt oder von außen kommt.«
Psychotherapien sollten der Psychotherapeutin zufolge nicht nur das Ziel haben, Schwächen und Defizite zu kompensieren. Besser sei es, den Fokus auch auf vorhandene Stärken und Fähigkeiten zu lenken und diese wieder verfügbar zu machen. Solche Fähigkeiten könnten ganz unterschiedlicher Natur sein, sie reichen vom Zulassen von Nähe, Annehmen von Hilfe, Aufbau von Kontakten bis hin zur Resilienz, einem guten Selbstverständnis und kognitiven Fähigkeiten. »Dieses vorhandene Potenzial zu unterstützen und auszubauen trägt erheblich zur therapeutischen Verbesserung bei.«
Wichtig im Hinblick auf all diese Erfolgsfaktoren sei jedoch eine gute Ausgewogenheit, so Dinger-Ehrenthal abschließend. So sei Verbundenheit mit dem Patienten wichtig, dadurch jedoch nicht dessen Autonomie geschwächt werden. Weiterhin müsse der Leidensdruck ernst genommen, die persönlichen Stärken jedoch nicht aus den Augen verloren werden. »Diese Art von Balance erscheint nicht nur für therapeutische Beziehungen ein Erfolgsrezept – sie kann auch einen hilfreichen Gegenpol zu überfordernder Beschleunigungsdynamik bieten.«