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FSME-Endemiegebiet

Zecken machen sich in ganz Deutschland breit

Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung von Zecken und damit auch das Auftreten von FSME. Da Infektionen auch untypische Symptome hervorrufen können, wird die Krankheit immer noch unterschätzt, berichteten Experten bei einer Pressekonferenz.
Elke Wolf
17.04.2023  21:25 Uhr

Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung von Zecken. »Weil tiefe Temperaturen von -15 Grad selbst in den Alpen immer seltener werden, sind die Zecken auch in den Wintermonaten aktiv«, erklärte Professorin Dr. Ute Mackenstedt, Leiterin der Parasitologie der Universität Hohenheim, bei einer Pressekonferenz. Zecken sind dadurch ganzjährig aktiv, und selbst in Bergregionen bis 1200 Metern werden heute stabile Zeckenpopulationen gefunden, berichtete sie.

Das erklärt, warum die Anzahl der Fälle an Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich zugenommen haben; das gilt für Deutschland und auch für angrenzende Länder wie Schweiz und Österreich. Zwar liegen nach wie vor 80 Prozent der FSME-Fälle in Baden-Württemberg und Bayern, doch breiten sich die Zecken aus. Zunehmend werden Fälle auch aus anderen Bundesländern registriert wie Brandenburg oder Niedersachsen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat in diesem Frühjahr drei weitere Land- und Stadtkreise zu Risikogebieten in Deutschland erklärt, und zwar in Sachsen-Anhalt und Bayern. Neu hinzugekommen sind die Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Fürstenfeldbruck sowie der Stadtkreis München. Damit gelten nun annähernd 180 Kreise bundesweit als Risikogebiete.

»Mittlerweile können wir für keine Region in Deutschland Entwarnung geben. Was die FSME betrifft, ist Deutschland inzwischen ein bundesweites Endemiegebiet«, betonte Mackenstedt. Aus diesem Grund seien Darstellungen irreführend, die weiße Flecken auf der FSME-Karte ausweisen: »In den Gebieten sind die Fallzahlen sehr gering, was aber nicht heißt, dass dort keine FSME-Fälle gemeldet werden. Es heißt nur, dass die Anzahl nicht den Schwellenwert übersteigt, bei dem dieser Landkreis zu einem Risikogebiet erklärt wird.«

Neue Populationen

Gemeinhin werde angenommen, dass über die Verbreitung der Zecken viel bekannt wäre. Doch das Gegenteil sei der Fall: »Wir kennen die Epidemiologie der Naturherde nicht wirklich«, sagte die Parasitologin. Es sei nämlich keineswegs so, dass sich die Naturherde immer weiter ausbreiteten. Vielmehr würden neue, andere Stämme von Nachbarländern wie Tschechien, der Schweiz und Österreich nach Deutschland hineingetragen und umgekehrt. Die einzelnen Zeckenpopulationen blieben in ihrem begrenzten Umfeld bestehen.

Die Forschenden der Universität Hohenheim haben sich zur Aufgabe gemacht, noch mehr Naturherde zu identifizieren und anschließend zu charakterisieren. Anhand der FSME-Erkrankten versuchen sie, mögliche Infektionsorte zu lokalisieren und neue Zeckenpopulationen ausfindig zu machen.

Häufige Fehldiagnosen

»Wir sehen, dass die FSME vor allem im Erststadium und erst recht bei Kindern relativ unspezifisch verlaufen kann«, sagte Professor Dr. Gerhard Dobler, Leiter des nationalen Konsiliarlabors für FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. »Leider gibt es aber noch Kinderärzte, die glauben, dass es die FSME bei Kindern nicht gibt und die daher bei der Diagnose auch nicht daran denken.« Studien aus Tschechien belegten, dass zwei Drittel der FSME-Fälle bei Kindern zunächst falsch diagnostiziert werden, informierte Dobler. Ähnliche Studien in Deutschland gebe es nicht. Dobler rief Ärzte dazu auf, sich nicht allein auf die FSME-Risikogebiete des RKI zu verlassen.

Die bekanntesten FSME-Symptome seien zwar Gehirn- und Hirnhautentzündung, sagte der Experte. Aber eine FSME-Infektion verlaufe nicht nach Schema F. Unter Umständen könnten auch Anzeichen einer Sommergrippe wie Fieber, Kopfschmerzen oder Erbrechen und selbst Darmsymptome auf die Infektion hindeuten. Es gebe auch zunehmend Fälle mit einer völlig untypischen Symptomatik wie einer Darmlähmung, aber auch Leber- und Herzentzündungen. »Mittlerweile wissen wir, dass die FSME auch bei Kindern einen schweren Verlauf nehmen kann. Gerade bei ihnen zeigt sich oft ein uncharakteristischer Krankheitsbeginn, der immer wieder zu verspäteten Diagnosen führt.«

Dobler sieht in der Impfung die beste Präventionsmaßnahme. »Bei 98 % der FSME-Patienten im vergangenen Jahr waren die Erkrankten gar nicht geimpft oder hatten wegen fehlender Auffrischungsimpfung einen unzureichenden Impfschutz.« Gleichzeitig zeigten Länder wie Österreich, wie weitgehend flächendeckende Impfungen die Krankheitszahlen erfolgreich nach unten drücken können. Allerdings ergebe sich auch im Nachbarland ein ansteigender Trend bei den Erkrankungen – bei der ungeimpften Bevölkerung, berichtete Dobler.

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