Zeckengefahr kennen und meiden |
Der Gemeine Holzbock ist eine häufig vorkommende Zeckenart in Deutschland. / Foto: Fotolia/Michael Tieck
Zecken stechen nicht sofort, und sie stechen schmerzlos. Sie suchen sich zunächst einen bevorzugt verborgenen Ort mit idealerweise guter Durchblutung und geringer Hautdichte für ihre Blutmahlzeit, die sich mitunter über Stunden und Tage hinziehen kann.
Während FSME-Erreger bereits nach kurzer Zeit übertragen werden können, dauert es bei Borrelien meist ein bis zwei Tage. Daher sollte man sich nach einem Aufenthalt in Wald, Garten oder Freischwimmbad nach Zecken absuchen und diese rasch entfernen. Hierzu eignen sich Zeckenkarten- und Zangen sowie spitze Pinzetten. Bei Kindern sollte auch der Kopf und die Bereiche hinter den Ohren auf Zecken untersucht werden.
Berichten Apothekenkunden von abweichenden Gewohnheiten bei von ihnen beobachteten Zecken, kann dies auf exotische Zeckenarten hindeuten. Während etwa der Gemeine Holzbock auf Beute lauert und dabei weder läuft noch springt, handelt es sich bei der Auwaldzecke um eine lauffreudige Art. Diese kann Babesien übertragen, die für Hunde (Hundemalaria) gefährlich werden können. Menschen sticht sie eher selten. Groß und ebenfalls lauffreudig sind Hyalomma-Zecken. Sie fallen außerdem durch ihre gestreiften Beine auf. Durch Zugvögel sind sie von in den Trocken- und Halbtrocken-Gebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas auch nach Deutschland gelangt. Sie können unter anderem das Krim-Kongo-Virus übertragen. Die Ausbreitung exotischer Zeckenarten erforscht unter anderem die Universität Hohenheim.
Insbesondere in FSME-Risikogebieten sollten Menschen, die oft draußen sind, an eine Schutzimpfung gegen das FSME-Virus denken. Der Erreger ist ein behülltes Einzelstrang-RNA-Virus aus der Familie der Flaviridae, einer Familie, zu der beispielsweise auch das Gelbfiber-, das West-Nil- oder Duenge-Virus gehören. In Deutschland kommt hauptsächlich der zentraleuropäische Subtyp des FSME-Virus vor, der meist durch den gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) übertragen wird.
Das FSME-Virus befindet sich im Speichel der Zecken und gelangt bei einem Zeckenstich bereits beim ersten Kontakt in die Blutbahn des Menschen. Nach einer Inkubationszeit von 7 bis 14 Tagen treten häufig erste Symptome auf. Eine Frühsommer-Meningo-Enzephalitis verläuft in zwei Krankheitsphasen: Die Erkrankung beginnt mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen oder Erbrechen, danach folgt ein einwöchiges, beschwerdefreies Intervall. Die neurologischen Beschwerden zeigen sich erst in der darauf folgenden zweiten Krankheitsphase. Hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Erbrechen sind charakteristisch für eine Hirnhautentzündung (Meningitis).
In seltenen, schweren Fällen kann auch das Gehirn selbst (Enzephalitis) oder das Rückenmark (Myelitis) entzündet sein. Das kann sich in Bewusstseins-, Sprach- und Schluckstörungen, psychischen Veränderungen oder Lähmungserscheinungen äußern. Doch meistens heilen selbst schwere Formen der FSME folgenlos aus. Nur in sehr seltenen Fällen können Lähmungen, Anfallsleiden oder andauernde Kopfschmerzen Monate bis Jahre persistieren. Nur 1 Prozent der FSME-Fälle mit ZNS-Beteiligung verlaufen tödlich.