ZL-Ringversuche als Lerninstrument |
Learning by doing: Die regelmäßige Teilnahme an ZL-Ringversuchen steigert die Rezepturkompetenz. / Foto: Melinda Armbruester-Seybert
Rezepturen sind die ureigenste Disziplin der PTA und Apotheker und stellen ein Alleinstellungsmerkmal der Apotheken vor Ort dar. Also ist es nur folgerichtig, sich dafür eine hohe Kompetenz anzueignen. Das sei kaum besser möglich als mit Ringversuchen, warb Dr. Sandra Barisch, Moderatorin und Apothekerin, für die Dienstleistung des Zentrallabors (ZL) in Eschborn. »Ringversuche sind ein wichtiges Lerninstrument.«
Das konnte Professor Dr. Mona Tawab, stellvertretende wissenschaftliche ZL-Leiterin, nur bestätigen. »Das ZL ist keine Kontrollbehörde, sondern wir wollen die Möglichkeit bieten, eigene Herstellungsprozesse zu optimieren und kontinuierlich die Qualität in der Rezeptur zu verbessern. Denn einen besseren Lehrer als die Praxis gibt es nicht. Die Statistik bestätigt den Lerneffekt.« Durch den Erwerb eines Zertifikats kann die Kompetenz gegenüber der Konkurrenz oder des Kunden dokumentiert werden.
Die Statistik zeige eine stetig wachsende Teilnehmerzahl, berichtete Tawab aus 15 Jahren Erfahrung mit den ZL-Ringversuchen. »Wünschenswert wären natürlich 100 Prozent, die Ressourcen dazu hätten wir!« Derzeit machen rund 6800 Apotheker unter PTA bundesweit mit. Darunter sind nicht nur die Mitarbeiter öffentlicher oder Klinik-Apotheken; zusätzlich bietet das ZL diesen Service auch Auszubildenden in PTA-Schulen und Universitäten an.
Die Novellierung der Apothekenbetriebsordnung 2012 empfiehlt, einmal jährlich an einer externen Qualitätsprüfung teilzunehmen. »Insofern können die Ringversuche als offizieller Bestandteil der Apothenbetriebsordnung gelten.« Dabei sei es nicht die Intension des ZL, bei der Anfertigung der vorgegebenen Rezeptur konkrete Herstellungsmethoden vorzugeben, sondern »Sie sollen aus den realen Bedingungen im Alltag lernen und bei Bedarf optimieren«. Dazu können etwa DAC/NRF, vom Ringversuch unabhängige ZL-Veröffentlichungen, Wissen von ZL-Workshops oder einschlägige Fachliteratur als Hilfesteller genutzt werden.
Die Analyse der eingesandten Rezepturen geben dem ZL-Team Aufschluss darüber, wo es in der Praxis noch hakt. »Die häufigsten Fehlerquellen sind ganz andere als von uns vermutet«, informierte Tawab. So liege die Schwierigkeit nicht darin, eine komplexe Rezeptur herzustellen, sondern eher in vermeintlich banalen Dingen wie der richtigen Dosierung (falsche Waage, falsche Einwaage, Einwaagekorrekturfaktor vergessen) und galenischen Herausforderungen. Konnte ein Zertifikat nicht erteilt werden, liege das häufig an Partikel-Agglomeraten oder an Dichtedifferenzen. »Die ergeben sich bei flüssigen Zubereitungen, wenn der Alkohol nicht richtig hergestellt worden ist, wenn etwa mit der volumetrischen Methode und nicht gravimetrisch gearbeitet wurde«, weiß die Expertin. Erschreckend die Tatsache, dass es gewisse Defizite beim Rechnen gibt: »Manchmal fällt uns schon die Anwendung eines einfachen Dreisatzes schwer.«
Dass die mehrfache Teilnahme an ZL-Ringversuchen wirklich effektiv ist und einen Lerneffekt bietet, belegt die Statistik. Tawab: »Apotheken, die bei zwei Ringversuchen zum gleichen Thema teilgenommen haben, schnitten beim zweiten Mal besser ab, die Bestehungsquote war also höher und auch die Wirkstoffverteilung etwa in Kapseln war besser. Ein anderes Beispiel ist die Berücksichtigung des Einwaagekorrekturfaktors für Erythromycin. Dieser scheint sich etabliert zu haben.« Deshalb ihr Fazit: »Die Ringversuche sind besser als jedes Audit, was ihre Funktion als Lerninstrument betrifft.«
Sabine Ellsässer von der PTA-Schule Plette-Verein Berlin unterstrich die Bedeutung der Ringversuche auch in der Ausbildung. »Wir haben bei uns die Ringversuche in die Ausbildung implementiert, es wird ausgelost, welche Rezeptur welchen Schülers eingesandt wird. In jedem Fall hält das Ergebnis den Schülern den Spiegel vor, ob man noch sauberer arbeiten muss oder nicht.« Auch Simon-Peter Skopek, Inhaber zweier rezepturstarker Apotheken im Schwarzwald, betonte: »Auch wenn man nicht besteht, ist die Teilnahme lohnend. Im Team sollte man sich dann auf Fehlersuche begeben und die Schwierigkeiten besprechen. Die Ringversuche erweitern den Horizont.«