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Remdesevir und Cenobamat

Zwei Innovationen am Start

Zum 1. Juni kamen zwei neue Wirkstoffe auf den deutschen Markt. Der erste verdient die Bezeichnung »neu« eigentlich nicht mehr. Denn es handelt sich um das seit Monaten bei Covid-19 eingesetzte antivirale Remdesivir. Der Hersteller führte es zum 1. Juni nun offiziell in den Markt ein. Die zweite Innovation ist das Antiepileptikum Cenobamat.
Sven Siebenand
11.06.2021  12:00 Uhr

Remdesivir sollte ursprünglich ein Ebola-Medikament werden. Nach Ausbruch des Coronavirus SARS-CoV-2 hat man jedoch recht schnell festgestellt, dass es auch gegen dieses Virus wirksam ist. Im Sommer 2020 erteilte die europäische Arzneimittelagentur EMA dem Präparat Veklury® von Gilead die Zulassung. Eingesetzt werden darf es zur Behandlung bei Covid-19-Patienten ab einem Alter von zwölf Jahren und mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg, die eine Lungenentzündung haben und die eine Sauerstoffzufuhr benötigen. Basis der EU-Zulassung sind Daten, die eine Verkürzung der Krankheitsdauer bei schwer erkrankten Covid-19-Patienten zeigten. Ob Remdesivir auch signifikant die Mortalität senken kann, ist noch offen.

Remdesivir ist ein Prodrug, dessen aktive Form ein Virusenzym hemmt, die RNA-abhängige Polymerase. In der Folge wird die Virusreplikation unterdrückt, unter anderem jene von SARS-CoV-2. Veklury wird intravenös infundiert. Die Initialdosis beträgt 200 mg, an den folgenden Tagen werden 100 mg gegeben. Die Behandlungsdauer liegt meist bei fünf Tagen und maximal bei zehn Tagen.

Remdesivir sollte bei Patienten mit einer sehr schlechten Nierenleistung nicht angewendet werden. In der Fachinformation von Veklury wird darauf nochmal gesondert hingewiesen. Ein anderer Warnhinweise betrifft mögliche Überempfindlichkeitsreaktionen während und nach der Anwendung von Remdesivir. Sehr häufig erhöhen sich unter dem Wirkstoff die Transaminasewerte, häufig sind Übelkeit, Kopfschmerzen und Hautausschlag. Hinsichtlich Wechselwirkungen wird dazu geraten, starke Induktoren von P-Glykoprotein, etwa Rifampicin, nicht mit Remdesivir zu kombinieren, weil sie die Plasmakonzentration von Remdesivir senken könnten.

Veklury darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dass eine Behandlung mit Remdesivir aufgrund des klinischen Zustandes der Frau erforderlich ist. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung wirksame Verhütungsmittel anwenden. Aufgrund der Möglichkeit einer Virusübertragung an SARS-CoV-2-negative Säuglinge und von Nebenwirkungen des Arzneimittels bei gestillten Säuglingen muss eine Entscheidung getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Remdesivir verzichtet werden soll beziehungsweise die Behandlung unterbrochen wird. Verdünnte Remdesivir-Infusionslösung kann für bis zu vier Stunden bei unter 25 °C oder 24 Stunden im Kühlschrank bei 2 °C bis 8 °C gelagert werden. 

Neues Antiepileptikum

Ebenfalls zum 1. Juni kommt das Antiepileptikum Cenobamat (Ontozry®, Arvelle Therapeutics Netherlands) auf den deutschen Markt. Es ist vorgesehen für die Begleittherapie von fokalen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei erwachsenen Patienten mit Epilepsie. Innerhalb dieses Anwendungsgebietes kommt Cenobamat bei jenen Patienten infrage, deren Epilepsie trotz einer Behandlung mit mindestens zwei anderen Antiepileptika in der Vorgeschichte nicht ausreichend kontrolliert werden konnte.

Wie Cenobamat bei Epilepsie genau wirkt, ist noch nicht geklärt. Wahrscheinlich verstärkt der Wirkstoff zum einen durch Modulation von GABAA-Rezeptoren den dämpfenden Effekt des Neurotransmitters GABA, zum anderen wirkt Cenobamat antikonvulsiv, indem es exzitatorische Ströme blockiert. Dies könnte durch Hemmung des anhaltenden Natriumstroms und durch Stärkung des inaktivierten Zustands spannungsaktivierter Natriumkanäle verursacht sein.

Die empfohlene Anfangsdosis von Cenobamat beträgt 12,5 mg pro Tag und wird schrittweise auf die empfohlene Zieldosis von 200 mg pro Tag titriert. Basierend auf dem klinischen Ansprechen kann die Dosis auf maximal 400 mg pro Tag erhöht werden. In der Fachinformation von Ontozry finden sich Informationen zu möglichen Wechselwirkungen mit anderen Antiepileptika. Zudem macht ein Interaktionscheck auch hinsichtlich einer etwaigen weiteren Medikation des Patienten Sinn, zum Beispiel bei CYP3A4-, CYP2B6- und CYP2C19-Substraten sowie bei OAT3-Substraten.

QT-Zeit verkürzt 

Die häufigsten beobachteten Nebenwirkungen von Cenobamat sind Schläfrigkeit, Schwindelgefühl, Ermüdung, Sehstörungen und andere ZNS-bezogene Symptome. Einen Warnhinweis gibt es in der Fachinformation von Ontozry zur QT-Zeitverkürzung am Herzen. Ärzte sollten bei der Verordnung von Cenobamat in Kombination mit anderen Arzneimitteln, von denen bekannt ist, dass sie die QT-Zeit verkürzen, Vorsicht walten lassen. Bei Patienten mit dem seltenen familiären Short-QT-Syndrom ist Cenobamat kontraindiziert.

Ontozry darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dass eine Behandlung mit Cenobamat aufgrund des klinischen Zustandes der Frau erforderlich ist. Aus Vorsichtsgründen soll das Stillen während der Behandlung mit dem Antiepileptikum unterbrochen werden. Die Anwendung von Cenobamat bei gebärfähigen Frauen, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen. Frauen im gebärfähigen Alter, die gleichzeitig orale Kontrazeptiva anwenden, müssen während der Behandlung mit dem neuen Wirkstoff und bis zu vier Wochen nach Beendigung der Behandlung eine zuverlässige zusätzliche oder alternative nicht-hormonelle Verhütungsmethode anwenden. 

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