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Zwei Neulinge am Start

Anfang Juni kamen zwei Medikamente mit neuen Wirkstoffen in den deutschen Handel. Eines davon kommt bei Blasenkrebs zum Einsatz, das andere ist ein Appetitzügler, der allerdings nur in sehr seltenen Fällen indiziert ist.
Sven Siebenand
09.06.2022  11:30 Uhr

Setmelanotid (Imcivree™, Rhythm Pharmaceuticals) ist ein Arzneistoff zur Behandlung von Adipositas und zur Kontrolle des Hungersgefühls, die durch bestimmte und sehr seltene genetische Erkrankungen verursacht werden. Der Wirkstoff wird ab einem Alter von sechs Jahren beim sogenannten Pro-Opiomelanocortin(POMC)-Mangel oder Leptin-Rezeptor(LEPR)-Mangel angewendet.

Was hat es damit genau auf sich? POMC wird im Körper unter anderem in das Melanozyten-stimulierende Hormons(MSH) umgewandelt. POMC-Mangel führt damit zu niedrigen MSH-Spiegeln und zum Verlust des Sättigungsgefühls nach dem Essen. Bei Menschen mit LEPR-Mangel können Signale an die Nerven, die für das Sättigungsgefühl sorgen und Hungergefühle kontrollieren, nicht gesendet werden. Zusammengefasst: Personen mit POMC- und LEPR-Mangel fühlen sich ständig hungrig, essen und nehmen dann zu.

Setmelanotid soll dies unterbinden. Es bindet an den Melanocortin-Rezeptor 4, der normalerweise durch Leptin und MSH aktiviert wird und nach dem Essen ein Sättigungsgefühl fördert. Dadurch sorgt das Orphan Drug dafür, dass eine übermäßige Nahrungsaufnahme reduziert werden kann.

Imcivree wird einmal täglich zu Beginn des Tages subkutan in den Bauch gespritzt. Nach einer Schulung können sich Patienten das Arzneimittel selbst spritzen. Die Anfangsdosis beträgt ab zwölf Jahren 1 mg täglich. Jüngere Patienten starten mit 0,5 mg täglich. In der Fachinformation finden sich weitere Informationen zur Dosierung, die abhängig von Verträglichkeit und Wirksamkeit vom Arzt gegebenenfalls erhöht wird. Sehr häufige Nebenwirkungen sind Hyperpigmentierung, Reaktionen an der Injektionsstelle, Übelkeit und Kopfschmerzen.

Neu gegen Blasenkrebs

Das Urothelkarzinom ist mit 90 Prozent aller Fälle die häufigste Blasenkrebsart. Mit Enfortumab-Vedotin (Padcev™, Astellas Pharma) steht nun eine neue Behandlung zur Verfügung. Zugelassen ist sie als Monotherapie für erwachsene Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom, die zuvor eine platinhaltige Chemotherapie und eine Krebsimmuntherapie mit einem PD-1/L1-Inhibitor erhalten haben.

Enfortumab-Vedotin ist ein sogenanntes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat. Davon gibt es in der Onkologie bereits einige andere. In diesem Fall ist die Antikörperkomponente des Konjugats, Enfortumab, gegen das Oberflächenprotein Nectin-4 gerichtet. Dieses wird insbesondere bei Blasenkrebs verstärkt gebildet. Nachdem der Antikörper hier gebunden hat, wird das Konjugat in die Krebszelle aufgenommen. Dort wird die Wirkstoff-Komponente, ein Zellgift, freigesetzt und aktiv. Es wirkt als Mikrotubuli-Hemmstoff. Der Zellzyklus wird unterbrochen, die Krebszelle stirbt ab.

Enfortumab-Vedotin wird intravenös infundiert. Die empfohlene Dosis beträgt 1,25 mg/kg (bis zu einem Maximum von 125 mg für Patienten ≥ 100 kg). Die Infusion läuft über 30 Minuten an den Tagen 1, 8 und 15 eines 28-tägigen Zyklus. In der Fachinformation finden sich Informationen zu Dosisreduktionen und -unterbrechungen aufgrund von Nebenwirkungen.

Diese sind leider keine Seltenheit: Sehr häufig sind Haarausfall, Fatigue, verminderter Appetit, periphere sensorische Neuropathie, Durchfall, Übelkeit, Juckreiz, Geschmacksstörungen, Anämie, Gewichtsabnahme, makulo-papulöser Ausschlag, trockene Haut, Erbrechen, erhöhte Werte bestimmter Leberenzyme, erhöhter Blutzucker, trockene Augen und Hautausschlag. 

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