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Human Challenge Trials

Absichtliche Corona-Infektion für Impfstoff-Forschung?

Während in aller Welt Mediziner um das Leben schwer erkrankter Corona-Patienten ringen, infiziert ein kleines Ärzte-Team in einer Londoner Klinik Menschen gezielt mit dem Virus. Was erstmal etwas gruselig klingt, könnte in wenigen Monaten Realität sein.
dpa
28.09.2020  13:30 Uhr
Absichtliche Corona-Infektion für Impfstoff-Forschung?

Dahinter steht ein ehrgeiziges Ziel: Mit sogenannten Human Challenge Trials soll schneller ein wirksamer Corona-Impfstoff gefunden werden. Doch die Vorgehensweise ist ziemlich umstritten. Bei Human Challenge Trials, die bei der Entwicklung von Grippe- oder Malaria-Impfstoffen bereits zum Einsatz kamen, wird möglichst fitten, gesunden Freiwilligen zunächst ein potenzieller Impfstoff verabreicht. Dann werden die Probanden absichtlich dem jeweiligen Erreger ausgesetzt. Die Forscher wollen sehen, wie viele Probanden sich trotz Impfung anstecken.

Der Vorteil an diesem Prozedere: Die Wirksamkeit kann vergleichsweise effizient getestet werden. Das übliche Verfahren sieht vor, Zehntausende zu impfen und dann zu schauen, ob sich weniger Menschen auf natürliche Weise infizieren als in einer ungeimpften Kontrollgruppe.

Start im Januar in London

In London sollen nun weltweit erstmalig ab Januar 2021 solche Tests mit Bezug auf Corona stattfinden, wie die »Financial Times« unter Berufung auf Projektbeteiligte berichtet. Man arbeite mit mehreren Partnern zusammen, um mithilfe von »Human Challenge«-Tests die Entwicklung von Impfstoffen zu beschleunigen, bestätigte ein Regierungssprecher der Nachrichtenagentur dpa in London.

Diese Partner sind zum einen das Londoner Imperial College sowie das Pharma-Forschungsinstitut hVivo, das bereits ähnliche Studien bei anderen Präparaten durchgeführt hat. In der kommenden Woche soll das Projekt offiziell vorgestellt werden.

In Deutschland undenkbar

Die ganze Welt sehnt sich nach einem Impfstoff, der die Pandemie unter Kontrolle bringt. Da klingt alles, was ein solches Vakzin schneller verfügbar machen könnte, erst einmal vielversprechend. Doch so einfach ist es bei den Human Challenge Trials nicht: »Je gefährlicher eine Krankheit ist, desto mehr spricht dagegen, solche Tests durchzuführen«, sagt Joerg Hasford, der in Deutschland den Arbeitskreis Medizinischer Ethik-Kommissionen leitet.

Covid-19 sei erwiesenermaßen tödlich, teilweise auch für junge Menschen, und es gebe bislang kein zuverlässiges Gegenmittel. »Ich finde, das ist auch eine Zumutung für die Ärzte. Stellen Sie sich vor, Sie sind Arzt und infizieren jemanden, und der stirbt.« Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) nennt solche Studien im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 sogar »inakzeptabel«.

Neben ethischen Bedenken steht auch die wissenschaftliche Aussagekraft dieser Tests in Zweifel. Impfstoffe könnten keinesfalls auf diese Weise an Senioren und chronisch Kranken getestet werden, betont der vfa, obwohl gerade diese Gruppen besonders durch das Coronavirus gefährdet seien. »Es ist eben nicht so, dass man Ergebnisse von jungen Frauen so leicht auf alte Männer übertragen kann. Das körpereigene Abwehrsystem wird mit dem Alter in der Regel nicht besser«, meint auch Hasford.

In Deutschland sind »Human Challenge«-Studien nach Einschätzung des Experten mit Corona-Impfstoffen quasi undenkbar. Gerichte könnten das Vorgehen bei Klagen als »sittenwidrig« einschätzen, da die Fürsorgepflicht eines Arztes nicht durch die Einwilligung eines Patienten aufgehoben werde. »Das gibt das deutsche Grundgesetz nicht her«, so Hasford. Nach vfa-Angaben hat bislang auch kein Pharmaunternehmen entsprechende Verfahren in Deutschland beantragt.

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