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Weltraumpharmazie

Auch Astronauten brauchen Arzneimittel

Benötigen an sich kerngesunde Astronauten für die Reise ins All einen großen Medikamentenvorrat? Ja, meinte Apothekerin Dr. Christiane Staiger bei ihrem kurzweiligen Einblick in die Bordapotheken verschiedener Raumfahrzeuge. Denn Weltraummissionen seien mit vielen medizinischen und pharmazeutischen Herausforderungen verbunden.
Elke Wolf
28.05.2025  16:00 Uhr
Auch Astronauten brauchen Arzneimittel

Der menschliche Körper unterliegt im All physiologischen Veränderungen. So belasten die Weltraumbedingungen das Immun- und Herz-Kreislauf-System. Auch die Umverteilung von Körperflüssigkeiten mache längerfristig Beschwerden wie etwa Sehstörungen, informierte Staiger kürzlich bei einer Fortbildungsveranstaltung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg. Weil sich Blut und Gewebewasser von den Beinen zum Kopf verlagern (fluid shift), schwillt das Gesicht an und die Beine werden dünner (puffy faces, bird legs). »Das beeinrächtigt das physikalische Verhalten des Augapfels; gar nicht so wenige Astronauten kämpfen mit Sehstörungen.«

Trotz intensivem Vorbereitungstraining litten etwa 60 Prozent aller Astronauten unter der »space motion sickness«, also der Raumadaptationskrankheit. Vergleichbar mit der Reisekrankheit äußert sie sich durch Übelkeit und Erbrechen. Nach einigen Tagen im All gewöhnt sich der Körper jedoch zunehmend an die Schwerelosigkeit. Ein vermindertes Geschmacksempfinden bleibe jedoch bestehen. »Deshalb sind die mitgeführten Speisen auch stärker gewürzt«, weiß Staiger, die sich seit Jahren mit Weltraumpharmazie beschäftigt.

Beeinträchtigender sind dagegen die Folgen des einsetzenden Verlusts von Knochendichte und Muskelmasse. Häufige Rückenschmerzen zeugen davon. »Astronauten büßen monatlich 1 bis 2 Prozent ihrer Knochendichte ein. Um dem entgegenzuwirken, ist heutzutage das tägliche Sportprogramm bestehend aus Krafttraining, Radfahren oder Joggen auf mehr als zwei Stunden erhöht worden.«

Bordapotheken im Wandel

Die Bestückung der Bordapotheke habe sich mit der Länge der Flüge und der Zahl der an Bord befindlichen Menschen stetig verändert, machte die Apothekerin deutlich. Bei den Ein-Mann-Mercury-Missionen Anfang der 1960er-Jahre, bei denen die Aufenthalte im All nur wenige Stunden betrugen, kamen zunächst gar keine Oralia zum Einsatz. Denn sie hätten in dem geschlossenen Raumanzug gar nicht eingenommen werden können. Es waren vielmehr vier Injektionsspritzen, sogenannte Astropen, in die Raumanzüge eingearbeitet, die bei Bedarf ausgelöst werden konnten und automatisch die nötige Einzeldosis der Arznei injiziert hätten. Die vier Notfallspritzen enthielten Pethidin gegen Schmerzen, das Sympathomimetikum Metaraminol gegen Schockzustände, Cyclizin bei eventuellen Kinetosen und ein Amphetamin.

Die erste Tablette kam beim letzten, mehr als einen Tag dauernden Mercury-Flug zum Einsatz. Die sogenannte Go-pill bestand aus 5 mg Dextro-Amphetaminsulfat, die der Astronaut auf Anweisung kurz vor dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre schluckte, um der nach mehr als 33 Stunden im Orbit aufkommenden Müdigkeit entgegenzuwirken. Jedoch: Der medizinische Bericht wies anschließend darauf hin, dass damit die orthostatischen Regulationsstörungen nicht gemildert werden konnten, die nach der Landung auftraten.

Von da an wurde die Bestückung der »Medical Kits« kontinuierlich ausgebaut. Zu Beginn der Planungen für die Mondreise definierte die NASA, welche Erkrankungen die Mission beeinträchtigen könnten, wie hoch das Risiko des Auftretens war und welche Arzneimittel Priorität haben sollten, führte die Referentin aus. Um Gewicht zu sparen, konnte man nicht alle Medikamente der NASA-Empfehlungsliste mitnehmen. Definitiv bis ins All schafften es dann etwa Acetylsalicylsäure und Nasenspray. Heute undenkbar: »Alle Astronauten mussten zuvor alle gewählten Arzneimittel auf der Erde testen, um Allergien und sonstige Unverträglichkeiten auszuschließen«, berichtete Staiger.

Weil die drei Astronauten erstmals das schützende Magnetfeld der Erde verließen, wählte die NASA laut der Referentin altbewährte Arzneistoffe aus der Militärfliegerei; der einzige Newcomer war Oxymetazolin (siehe Kasten). Ein Beispiel: Mit Amphetaminen wurde die Müdigkeit über viele Stunden verdrängt und anschließend wurden Barbiturate eingesetzt, um schlafen zu können. Tatsächlich bevorzugte die NASA Barbiturate und Neuroleptika als Hypnotika, obwohl Chlordiazepoxid bereits seit 1960 als erstes Benzodiazepin und Diazepam seit 1963 auf dem Arzneimittelmarkt eingeführt waren.

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