Ein Vitamin für viele Fälle |
Für Nase und Augen
Aufgrund seiner feuchtigkeitsbindenden Eigenschaften und seines wundheilungsfördernden Effektes ist Dexpanthenol in einigen Nasalia enthalten, beispielsweise in Kombination mit Alpha-Sympathomimetika. Die Arzneistoffe wie Xylometazolin und Oxymetazolin bewirken eine Vasokonstriktion der Blutgefäße in der Nasenschleimhaut. Die Erkälteten bemerken, wie in Minutenschnelle die entzündete Nasenschleimhaut abschwillt und die Sekretion nachlässt. Bei längerer Anwendung kommt es allerdings zum Rebound-Effekt: Durch die Vasokonstriktion trocknet die Nasenschleimhaut aus mit dem Ergebnis, dass sie wieder anschwillt und der Patient erneut zu seinen Nasentropfen greift. Es entsteht ein Teufelskreis, der letztlich die Nasenschleimhaut zerstört. Der Zusatz von Dexpanthenol wirkt dem Rebound-Effekt entgegen. Vor allem Menschen, die sehr empfindlich auf die trockene Luft in geheizten Räumen reagieren, sollten Nasentropfen oder -spray mit Dexpanthenol (zum Beispiel nasic®) bevorzugen. Trotzdem sollte die Anwendungsdauer von 5 bis 7 Tagen in der Selbstmedikation nicht überschritten werden.
Starke Kombination mit Meersalz
Ebenfalls bewährt hat sich Dexpanthenol in Nasalia in Kombination mit physiologischer Kochsalzlösung oder Meersalz (wie in Siozwo® SAN Nasenspray mit Dexpanthenol und Meersalz). Aber auch bei Menschen, die zu starker Borken- und Krustenbildung in der Nase sowie zu Nasenbluten neigen, können PTA oder Apotheker diese Kombinationen empfehlen.
Dexpanthenol wird mit Erfolg in Augensalben oder -tropfen (zum Beispiel Bepanthen® Augen- und Nasensalbe, Corneregel® Fluid Augentropfen) bei Reizungen, Entzündungen und Verletzungen der Horn- und Bindehaut des Auges eingesetzt. Auch bei dieser Indikation wird der feuchtigkeitsbindende, wundheilungsfördernde und schwach entzündungshemmende Effekt des Vitamins genutzt. Aus dem gleichen Grund helfen Dexpanthenol-Tabletten oder -Lösung bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Dabei müssen die Betroffenen die Tabletten langsam im Mund zergehen lassen oder die Lösung unverdünnt aufpinseln.
Bekannt wurde die Pantothensäure auch durch das Burning-Feet-Syndrom (burning feet = brennende Füße), eine sehr seltene Hypovitaminose. Als Kriegsgefangene während des 2. Weltkrieges in Burma, Japan und auf den Philippinen an Pantothensäure-Mangel litten, kribbelten nach drei bis vier Monaten zuerst ihre Zehen und fühlten sich taub an. Danach brannten ihre Füße und schmerzten stechend. Hinzu kamen psychische und neurologische Beschwerden wie Muskelverspannungen und Nervenreizungen.
Gegen Probleme der Dialyse
Am Burning-feet-Syndrom, das heißt an Parästhesien und Schmerzen in Zehen und Fußsohlen, leiden heute oft Patienten, die auf eine Dialyse angewiesen sind. Sie sollten die Pantothensäure (zum Beispiel als Panthenol 100 mg Jenapharm) in Tagesdosen von 200 mg bis 500 mg oral supplementieren. Dabei lassen sie die Tabletten am besten langsam im Mund zergehen oder nehmen sie unabhängig von den Mahlzeiten mit reichlich Flüssigkeit ein. Pantothensäure gehört zu den Vitaminen mit der geringsten Toxizität. Selbst bei Langzeiteinnahme hoher Dosen von täglich 2 g sind keine Nebenwirkungen beschrieben worden.
Bei Beschwerden im Verdauungstrakt
Doch die medizinische Fachliteratur kennt noch andere Indikationen für die orale Gabe von Dexpanthenol, unter anderem die Mundtrockenheit (Xerostomie). Mundtrockenheit ist häufig Begleitsymptom bestimmter Krankheiten wie Rheuma, Hypertonie, Parkinson und Diabetes mellitus. Auch eine Strahlentherapie bei Tumoren im Kopf- oder Halsbereich kann Xerostomie auslösen, weil die Speicheldrüsen zerstört wurden. Die Patienten haben Beschwerden beim Sprechen, Kauen und Schlucken. Zunge und Lippen werden rissig und schmerzen. Die Mundschleimhaut brennt, Entzündungen und Mundgeruch sind die Folge. Außerdem können Arzneimittel wie Antidepressiva, Spasmolytika, Antihistaminika, Antihypertonika, Analgetika und Neuroleptika Mundtrockenheit verursachen.
Lokale Anwendung als Salbe, Creme, Wundbalsam, Spray, Nasentropfen und -sprays
Orale Anwendung als Tabletten oder Lösung
Patienten mit Xerostomie sollten neben Produkten zur Befeuchtung der Mundschleimhaut Panthenol-Tabletten lutschen, weil diese den Feuchtigkeitsgehalt im Mundraum erhöhen und so die Beschwerden lindern.
Bei Menschen mit Reflux-Ösophagitis tritt – bedingt durch den zu schlaffen unteren Ösophagussphinkter – saurer Mageninhalt in die Speiseröhre und verätzt dort die Schleimhaut. Dadurch schmerzt die Speiseröhre, ist wund und entzündet. Diesen Patienten bringt das Lutschen von Panthenol-Tabletten eine deutliche Linderung. Auch Menschen mit Gastritis sollten zwischen den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen Panthenol-Tabletten lutschen. Außerdem können Panthenol- Tabletten Patienten mit Colitis ulcerosa helfen. Eine weitere Empfehlung: Menschen mit einer obstruktiven Atemwegserkrankung können Dexpanthenol-Lösung (Bepanthen® Lösung) im Rahmen einer Aerosol-Therapie unterstützend einsetzen.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind bei oraler Anwendung von Pantothensäure in der von den Herstellern empfohlenen Dosierung nicht zu erwarten. Schwangere und Stillende sollten zunächst ihren Arzt befragen. /