Der Darm muss sauber sein |
Doch sämtliche Vorteile hin oder her: Besonders beliebt ist die Screening-Koloskopie nicht. Weniger als die Hälfte aller 55- bis 74-jährigen Deutschen, Männer noch etwas weniger als Frauen, haben in den letzten zehn Jahren eine Koloskopie in Anspruch genommen.
Umgerechnet auf ein Jahr nehmen somit weit weniger als 20 Prozent der Zielgruppe diese Art von Lebensversicherung vor Darmkrebs in Anspruch. Darüber deuten auch Angaben der Felix-Burda-Stiftung nicht hinweg, nach denen sich bis Ende 2010 rund 100 000 Darmkrebsfälle verhindern ließen und bei fast 47 200 Patienten die Tumoren frühzeitig erkannt wurden.
Zur Früherkennung von Darmkrebs können Versicherte ab einem Alter von 55 Jahren eine Darmspiegelung auf Kosten der Krankenkasse vornehmen lassen.
Angehörige von Risikogruppen sollten mit einer Screening-Koloskopie nicht bis zum 55. Geburtstag warten. Verwandten ersten Grades von Patienten mit erblichen Kolorektal-Karzinomen wird geraten, sich erstmals zehn Jahre vor dem Alterszeitpunkt, zu dem der Verwandte erkrankt war, komplett koloskopieren zu lassen, spätestens aber im Alter von 40 bis 45 Jahren. Auch Rauchern, Diabetikern und Angehörigen ersten Grades von Patienten mit nicht erblichem Darmkrebs werden intensivierte Vorsorgeprogramme empfohlen.
Großputz im Darm
Die Hürde, eine Koloskopie vornehmen zu lassen, scheint nicht nur allein die Untersuchung selbst zu sein, sondern auch die Darmreinigung zuvor. Freilich ist diese auch heute noch kein Spaziergang, dennoch viel angenehmer als noch vor einigen Jahren, weil sich die Trinkmenge erheblich verringert hat. Damals mussten die Betroffenen 4 bis 6 Liter einer salzigen Abführlösung trinken. Deshalb mangelte es oft an der Motivation, die Darmreinigung bis zum Ende durchzuhalten. Übelkeit und Erbrechen waren weitere häufige Gründe, die Vorbereitung zur Darmspiegelung abzubrechen. Es häuften sich abgesagte oder verschobene Endoskopien.
Für die Reinigung steht eine Vielzahl von Präparaten zur Verfügung. Am häufigsten werden dabei Polyethylenglykol (PEG)- und Natriumphosphat-Lösungen eingesetzt. Daneben gibt es zahlreiche weitere Einzelsubstanzen wie Pico- oder Kaliumsulfat sowie Kombinationsregime. Doch nicht nur die Substanz, sondern auch der Zeitpunkt beziehungsweise die Häufigkeit der Einnahme ist für die Gründlichkeit der Reinigung entscheidend. Prinzipiell sind Natriumphosphat-Lösungen in Deutschland ausschließlich für die auf zwei Zeitpunkte verteilte Einnahme zugelassen, andere Substanzen können auch auf einmal verabreicht werden.
Zwei geteilt macht sauber
Jedoch: Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) spricht sich in ihrem Positionspapier zur Darmreinigung für die gesplittete Gabe einer PEG-Lösung aus. Das sei derzeit das beste Darmvorbereitungsverfahren, und zwar unabhängig vom Zeitpunkt der Koloskopie. Dabei wird das Abführmittel an zwei verschiedenen Zeitpunkten eingenommen: Ein Teil der Lösung sollte am Abend vor der Untersuchung getrunken werden, der zweite am Morgen zuvor.
Eine aktuelle Metaanalyse mit insgesamt 13 487 Teilnehmern, die im April im Fachjournal Gastroenterology veröffentlicht wurde, belegt, dass dieses Splitting die Qualität der Reinigung im Vergleich zu anderen Zeitregimen erhöht. Die Überlegenheit des gesplitteten Einnahmemodus lässt sich Gastroenterologen zufolge damit erklären, dass sich bei zweiteiliger Gabe die Zeit zwischen der Einnahme der letzten Dosis und der Koloskopie verkürzt.
Weniger trinken
Das Trinkpensum konnte im Lauf der Jahre auf etwa 2 bis 3 Liter reduziert werden, da PEG mit Vitamin C/Natriumascorbat kombiniert wurde. Vitamin C entwickelt einen verstärkenden Effekt auf PEG, das Wasser ins Darmlumen zu ziehen. Das große Volumen regt die Darmbewegung an. Eine prospektive Studie zeigt die Gleichwertigkeit gegenüber der Vier-Liter-Lösung. Zusätzlich empfiehlt sich jedoch, einen weiteren Liter klarer Flüssigkeit zu trinken. Das können etwa Wasser, klare Brühe oder Obstsäfte ohne Fruchtfleisch sein. Auch diese Menge kann aufgeteilt werden.
Im Vorfeld ist keine Diätkost mehr notwendig. Randomisierte Studien zeigen, dass mit jedem Schritt der Lockerung diätetischer Einschränkungen eine identische oder verbesserte Darmreinigungsqualität erzielt wird. Daher wird eine normale Ernährung bis zum Abendessen am Vortag der Koloskopie empfohlen. Am Vortag der Koloskopie sollten nur noch wenige Ballaststoffe und kein kernhaltiges Obst oder Gemüse verzehrt werden. Nach dem ersten Schluck Abführlösung ist nur noch klare Flüssigkeit erlaubt. Gekühlt empfinden die Betroffenen die Lösung als angenehmer. /