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Übelkeit

Hilfe bei Magen­verstimmung & Co.

Hohe Wellen und enge Kurven

Hoher Seegang und Haarnadel­kurven machen vielen Reisenden zu schaffen. Und auch wer im Urlaub einen Kamelritt plant, sollte sich ­wegen der schaukelnden Gangart dieser Tiere auf Übelkeit und Schwindel gefasst machen. Das Gleich­gewichtsorgan im Innenohr, die ­Augen sowie muskuläre Rezeptoren liefern dabei widersprüchliche Informationen ans Gehirn – und von diesem Datensalat wird empfindlichen Menschen übel und schwummerig.

Der Klassiker zur Prophylaxe und Therapie der Reisekrankheit (Kine­tose) ist Ingwer. Generationen von See­leuten haben sich schon auf ­stürmischer See durch das Kauen von ­Ingwerwurzel über Wasser gehalten. Dimenhydrinat bekämpft auch den begleitenden Schwindel. Trans­dermale therapeutische Systeme mit dem Parasympatholytikum Scopo­lamin, die den Wirkstoff über drei Tage hinweg freisetzen, sind rezeptpflichtig.

Gereizter Magen

Eine knifflige Angelegenheit ist der Reizmagen (funktionelle Dyspepsie), der ebenfalls häufig mit Übelkeit ­einhergeht. Obwohl es sich um eine r­elativ harmlose Erkrankung handelt, können die Beschwerden heftig sein und die Betroffenen stark belasten. Eine organische Ursache ist auf den ersten Blick nicht erkennbar, was aber nicht zwingend heißt, dass die Beschwerden auf psychischen Stress ­zurückführen sind.

Der Reizmagen wird per Ausschluss­verfahren diagnostiziert. Art und Ausmaß der Beschwerden variieren, auf ­jeden Fall aber sind sie rezidivierend. Brennende, dumpfe oder krampfartige Schmerzen im Oberbauch sind ein wichtiges Leitsymptom, das von Völlegefühl, Aufstoßen, Sodbrennen und Übelkeit begleitet sein kann. Offenbar besteht eine erhöhte Empfindlichkeit des ­Magens gegenüber äußeren und inneren Reizen, wobei neben Stress auch die Ernährung eine Rolle spielen kann. In vielen Fällen reagiert der ­Magen mit ­Bewegungsstörungen, was zu einer längeren Verweildauer des Nahrungsbreis, aber auch zu einer ­beschleunigten ­Magenentleerung f­üh­ren kann.

Sowohl bei Motilitätsstörungen als auch bei dominierender Säureproblematik kann Übelkeit ein Symptom des Reizmagens sein. Bei säureassoziierter Übelkeit ist ein Therapieversuch mit Antazida sinnvoll. Die Indikation für Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) wie Pantoprazol und Omeprazol ist wegen deren Risikopotenzial kritisch zu stellen­, wie Experten angesichts des inflatio­nären Gebrauchs betonen. Der Reiz­magen zählt nicht zu den klassischen Indikationen für PPI. Ihre Anwendung sollte auch generell ohne ärztlichen Rat immer nur kurzzeitig erfolgen.

Lässt das Beschwerdebild auf Mo­tilitätsstörungen schließen, sind Pro­kine­tika Mittel der Wahl. In der Selbstmedikation bietet sich vor allem das pflanzliche Kombinationspräparat Ibero­gast® an. Es hat sich beim Reiz­magensyndrom einschließlich der damit verbundenen Übelkeit bewährt und wird in der aktuellen Leitlinie zur Behandlung der funktionellen Dyspepsie empfohlen. Das Präparat enthält neun verschiedene Heilkräuter, die syner­gistische Wirkungen entfalten und die Magen-Darm-Funktion harmonisieren.

Im Überblick

Selbstmedikation bei Übelkeit und Präparate-Beispiele:

  • Pflanzliche Kombination aus Kamille­, Kümmel, Bitterer Schlei­fen­blume, Angelikawurzel, Pfeffer­minze, Mariendistel, Melisse­, Schöllkraut und Süß­holzwurzel (Iberogast®)
  • Ingwer (Zintona® Kapseln)
  • Dimenhydrinat (Superpep® Kau­gummi-Dragées, Vomex® A Tabletten­, Sirup, Suppositorien, Reisetabletten Stada®)
  • Diphenhydramin (Emesan® Tabletten)
  • Homöopathie: Nux vomica D12, Ipecacuanha D6, Cocculus D4, Travelin®, Nausyn®, Cocculus Pentarkan®
  • Vitamin-B-Trio (Nausema® Dragées) bei Schwangerschaftsübelkeit

Gegenstand von Diskussionen ist schon längere Zeit die Frage, ob Warnhinweise vor möglichen Leberschäden in der Packungsbeilage von Iberogast erscheinen sollen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte bereits 2008 einen Stufen­planbescheid erlassen. Die Zulassung für Präparate mit mehr als 2,5 mg Gesamtalkaloiden wurde ­widerrufen, Schöllkraut-haltige Arzneimittel mit einem Alkaloidgehalt von mindestens 2,5 μg Tagesdosis sollten Warnhinweise wegen potenzieller Leberschäden bekommen. Hersteller Bayer hat sich nun zehn Jahre lang gerichtlich erfolg­reich gegen die Warnhinweise gewehrt. Das Verfahren dauert aktuell noch an. In der Schweiz dagegen wurden­ Beipackzettel und Fachinformation von Iberogast kürzlich durch einen entsprechenden Warn­hinweis ergänzt.

Dimenhydrinat und Diphenhy­dramin, H1-Antihistaminika der ersten Genera­tion, blockieren Histamin-Rezep­toren in der Area postrema und bewirken eine selektive Dämpfung des Brechzentrums. Dimenhydrinat wird in verschiedenen Dar­reichungsformen für Erwachsene und Kinder ange­boten. Zu beachten sind das anticholinerge Potenzial sowie die sedierende Wirkung. Wegen des Abhängigkeitsrisikos soll auch dieser Wirkstoff nur kurz­fristig angewendet werden.

Scharfe Knolle

Die Inhaltsstoffe des Ingwers (Zingiber officinale) entfalten ihre antiemetische Wirkung am 5-HT3-Rezeptor für Serotonin. Ingwer – entweder als Teeaufguss der frischen Wurzel oder als Fertigpräparat – ist bei unterschiedlichen Formen der Übelkeit einen Versuch wert. Die Dosierempfehlung lautet 2 bis 4 g Droge pro Tag. Laut Embryotox, dem Pharmakovigilanz- und Beratungszen­trum für Embryonaltoxikologie an der Charité Berlin, ist trotz wehenfördernder Effekte eine kurzfristige Anwendung von Ingwer auch in der Schwangerschaft unbedenklich. Ebenfalls für den Einsatz bei Schwangerschaftsübelkeit eignet sich Vitamin B6 (Pyridoxin), das zusammen mit Vitamin B1 und B12 in einem Kombinationspräparat enthalten ist.

Die Homöopathie em­pfiehlt Nux vomica D12 bei Übelkeit nach üppigem Essen sowie arzneimittelbedingter Übelkeit, Okoubaka D3 bei Nahrungsmittelunverträglichkeit, Ipecacuanha D6 bei Übelkeit und Erbrechen infolge von ­Magen-Darm-Infekten und Cocculus D4 gegen die Reisekrankheit. /

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