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Pockenviren

Ausgerottet und doch noch da

Sie haben in der Geschichte vermutlich Kriege entschieden und Völker ausgelöscht und gelten nun seit 1980 selbst als eradiert: die Pocken. Trotzdem beschäftigen sich Forscher weiter mit den Viren, denn noch ist nicht sicher, dass die Krankheit nicht eines Tages zurückkommt. Ihr Genom lässt sich bereits relativ leicht im Labor nachbauen.
Edith Schettler
18.05.2021  16:00 Uhr

Kampf gegen tödliche Seuche

Etwa zwei Wochen nach der Ansteckung beginnt die Erkrankung mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Bläschen an der Eintrittsstelle: meist in Mund und Rachen. Der Patient ist in diesem Stadium hoch ansteckend. Nach dem akuten Stadium breitet sich das Virus im Körper aus und erzeugt überall auf der Haut zeitgleich den typischen Ausschlag mit virengefüllten Bläschen. Dieser ist namensgebend für die Krankheit. Im Germanischen bedeutet das Wort »Pocke« so viel wie Beutel oder Blase. Im Mittelhochdeutschen gab es dafür den Ausdruck »Blatter«. Im Englischen entstand die Bezeichnung smallpox als Unterscheidung zur Syphilis (great pox).

Die Hautläsionen heilen nach circa zwei Wochen unter Krustenbildung ab und hinterlassen eine Narbe. Erst danach ist der Patient nicht mehr ansteckungsfähig. In den abgefallenen Borken bleiben die Virionen Monate bis Jahre infektiös. Nach der Krankheit besteht eine lebenslange Immunität durch die Bildung von Antikörpern und zytotoxischen Lymphozyten. Mehr als ein Drittel der Infizierten überlebt die Erkrankung nicht. Im 20. Jahrhundert starben mehr als 300 Millionen Menschen an den Pocken. Die letzte natürliche Erkrankung trat in Deutschland im Jahr 1972 auf, die letzte weltweit 1977 in Somalia.

Zur Behandlung der Krankheit ist in den USA der Wirkstoff Tecovirimat zugelassen. Das Virustatikum hemmt die Bildung der Virushülle und verhindert damit die Freisetzung der Virionen aus der Wirtszelle. Das Arzneimittel kam bislang nur ein einziges Mal am Menschen zum Einsatz, als sich eine ungeimpfte Labormitarbeiterin mit Probematerial infiziert hatte.

Die vermutliche Ausrottung der Pocken ist das Ergebnis einer von der WHO angeordneten weltweiten Impfpflicht im 20. Jahrhundert. Es gelingt nur dann, Krankheitserreger zu eradieren, wenn sie ausschließlich den Menschen als Wirt nutzen, was bei Variola der Fall ist. Versuche dazu gab es in der Geschichte schon frühzeitig. Bereits im 9. Jahrhundert wussten die persischen Ärzte, dass die Pocken eine lebenslange Immunität hinterlassen. In China und Indien pulverisierten Heilkundige den Schorf der Pockenbläschen kranker Personen und applizierten ihn auf die Nasenschleimhaut der Impflinge oder ritzten ihn in ihre Haut ein. Diese sogenannte Variolation schützte tatsächlich viele Menschen vor einer Ansteckung, allerdings rief sie bei mindestens genauso vielen anderen die Krankheit selbst erst hervor und führte so zu zahlreichen Todesfällen. Trotzdem verbreitete sich die Methode mangels besserer Alternativen.

Den modernen Pockenimpfstoff erfand der Brite Edward Jenner (1749-1823). Als Landarzt wusste er, dass die Kuhpocken auch auf den Menschen übertragbar sind, jedoch nur zu leichten Erkrankungen führen. Aus den Pockenquaddeln entnahm er die infektiöse Flüssigkeit und impfte damit mit großem Erfolg gesunde Probanden. Da der Impfstoff von Kühen stammte, nannte ihn Jenner nach dem lateinischen vacca (Kuh) Vakzine – noch heute ist dieser Fachbegriff für Impfstoffe gebräuchlich. Auch die Impfung mit CPXV ist nicht ganz risikolos, die heute üblichen modifizierten Viren rufen mitunter Nebenwirkungen in Form von Entzündungen des Gehirns oder des Herzens hervor.

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